Der DEB visiert unter der Präsidentschaft Peter Mertens eine Strukturreform an.
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Ein vornehmes Hotel in der Nähe der Messe Frankfurt am Main: Am Samstag findet dort die 34. Mitgliederversammlung des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) statt – sie dürfte mit Blick auf die Tagesordnung eine bedeutungsvolle werden.
Der DEB wird, das ist der wichtigste Punkt, darüber abstimmen lassen, ob er seine Satzung ändert und auf ein vom Deutschen Olympischen Sportbund präferiertes Aufsichtsratsmodell umstellt. Die Erstellung eines Konzepts verabschiedete die Mitgliederversammlung bereits bei der Wahl des aktuellen Verbandspräsidenten Peter Merten im Mai 2022. „Für die weitere Professionalisierung des Verbands ist die Strukturreform ein wichtiger Schritt", sagt Merten und spricht von „schnelleren Prozessen und klaren Zuordnungen von Aufgaben“.
Geplant ist, dass dem DEB künftig drei Vorstände als operative Führung vorangehen – drei statt wie ursprünglich geplant zwei, was angesichts gestiegener Aufgaben sowie des Arbeitsaufwandes für die Heim-Weltmeisterschaft 2027 Sinn ergäbe. Hinzukommt, dass die Vorstände ja die Haftung übernehmen. Qua ihrer bisherigen Ämter sind für die Sektoren Organisation, Finanzen und Sport Generalsekretär Claus Gröbner, sein Stellvertreter Nicholas Rausch und Sportdirektor Christian Künast die Anwärter.
Weiteres zu den Plänen: Sechs Aufsichtsräte kontrollieren den Vorstand, bestimmen mit ihm die Verbandsstrategie und geben unter anderem größere Investitionen, Kooperations- und Trainerverträge frei. Die sechs Posten sind auf eine vierjährige Periode angelegt und aufgeteilt in jeweils zwei Vertreter von PENNY DEL und den Landesverbänden (LEVs) und je einen Gesandten von DEL2 und DEB-Ligen. Im Falle einer Pattsituation hat der Aufsichtsratsvorsitzende eine doppelte Stimme. Er wird, so der Vorschlag, als Präsident bezeichnet, seine fünf Kollegen als Vizepräsidenten.
Auf der Sitzung wird im Falle der Zustimmung auch gewählt, wer diese Posten besetzen wird. Es kristallisiert sich heraus, dass für die DEL-Posten Hauke Hasselbring und Andreas Niederberger Kandidaten sind, für die DEL2 Merten. Ob mit Marc Hindelang auch wie beabsichtigt das vierte Präsidiumsmitglied für die DEB-Ligen nominiert wird, war zuletzt noch offen. Bei den LEVs würde eine Aufstellung der Vertreter Frank Butz vom mitglieder- und einflussreichen Bayerischen Eissport-Verband sowie Lutz Michel, Präsident und Eishockey-Obmann des aufstrebenden Sächsischen Eissportverbandes, nicht überraschen. Mit weiteren Kandidaten für die Posten ist zu rechnen.
Klar ist bereits vor der Mitgliederversammlung und der Abstimmung, dass es zu keinem Bezahlmodell für die Aufsichtsräte kommen wird. Ursprünglich war ein Gedanke, dass jeder Aufsichtsrat pro Jahr eine feste Vergütung von 24.000 Euro erhält, der Vorsitzende 36.000 Euro. Zwei Punkte dürften dafür gesprochen haben, die Idee einzustellen: Einerseits ist in den beiden Vorjahren das Anlagevermögen des DEB auch wegen Vergleichen mit zwei LEVs um zwei Millionen Euro gesunken, bevor bei der WM 2027 wieder größere Einnahmen ins Haus stehen. „Die aktuelle Lage ist stabil. Der Verband verfügt über einen soliden Kassenbestand und weist keine langfristigen Fremdfinanzierungen auf“, sagt Merten auf Anfrage. Zudem zeigten die LEVs schon vor Jahren bei einem ähnlichen Antrag ihre Ablehnung gegenüber einem Bezahlkonzept.
Mit der Zustimmung zum nun vorliegenden Aufsichtsratsmodell ist freilich stärker zu rechnen. Vertreter der wichtigsten Untergruppen des deutschen Eishockeys (DEB, Profiligen, DEB-Ligen und Landesverbände) waren in die Ausarbeitung des Konzepts integriert, auch der sportliche Erfolg und der Zuschlag für die WM 2027 wirken sich positiv auf die allgemeine Stimmung im Verband aus. Nur harmonisch wird die Mitgliederversammlung aber auch nicht verlaufen: Dass die Versammlung auch Ecken haben dürfte, deuten Dringlichkeitsanträge für die Tagesordnung an. Gestellt hat sie der LEV Schleswig-Holstein, der zu dem Zirkel der vier, fünf LEVs gehörte, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder nicht mit der DEB-Linie konform gingen. Es geht dabei auch um eine Vertrauensfrage gegen das Präsidium.
Zurück zur samstäglichen Tagesordnung, die einen weiteren interessanten Punkt enthält: Der DEB will eine Ausbildungsentschädigung wiedereinführen. Geplant ist, für Wechsel von der U9 (100 Euro Grundvergütung) bis zur U20 (1.300 Euro Grundvergütung plus mögliche Zuschläge) zu entschädigen. So sollen weitere Anreize geschaffen werden, selbst auszubilden respektive die eigene Ausbildungsqualität durch qualifizierte Trainer zu erhöhen.
Martin Wimösterer, Michael Bauer und Torsten Weiß