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Donnerstag, 12. Dezember 2024

The Great One zauberte im Breisgau Wie NHL-Superstar Wayne Gretzky vor 30 Jahren nach Freiburg gelockt wurde und ein ganz besonders Foto entstand

Wayne Gretzky mit der Ausgabe von Eishockey NEWS.
Foto: Kai Horstschäfer

30 Jahre ist es an diesem Samstag nun her, dass Wayne Gretzky mit einer All-Star-Truppe aus der NHL ein Gastspiel in Freiburg absolvierte. Verantwortlich dafür war der Lockout in der NHL sowie Jiri Crha, einst bei den Toronto Maple Leafs und von 1983 bis 1993 Stammtorhüter des EHC Freiburg. Der Ausnahmekeeper war in jenen Tagen für die Agentur IMG tätig, die von Michael Barnett repräsentiert wurde. Und der war Agent von Gretzky. Crha marschierte zum EHC-Vorsitzenden Dr. Georg-Heinrich Kouba, der war sofort Feuer und Flamme. Und wie überzeugten die Freiburger schließlich die Stars, auf ihrer Europatournee noch ein Spiel, dranzuhängen?

Erst musste nun Barnett überzeugt werden, der seinerseits Gretzky überzeugen musste. Schließlich stimmten die Superstars ab: Hängen wir noch ein Spiel in Freiburg dran, das einzige in Mitteleuropa? Ja, klar! Denn die Freiburger hatten einen Trumpf in der Hinterhand. Man glaubt es kaum, aber genau so war es: Sie lockten Gretzky & Co. mit dem Versprechen, die ganze Truppe zum Modeimperium Hugo Boss nach Metzingen zu fahren.... Mit einem Zwischenstopp im Hotel. Und hier beginnt die Geschichte unseres Redakteurs Torsten Weiß, die zu jenem besonderen Schnappschuss führte und die wir, 30 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinens noch einmal nacherzählen wollen.

Ein Blick ins Archiv: Die NEWS-Berichterstattung auf Seite 3 nach dem Auftritt von Gretzky und Co.
Foto: Bauer

 

Wayne Gretzky kommt nach Freiburg? Nach Freiburg? Als ich das erste Mal davon hörte, musste ich zweimal nachfragen, ob ich das auch richtig verstanden hatte. Als man mich dann überzeugt hatte, dass er wirklich nach Freiburg kommt, hatte ich nur noch Zweifel, dass es sich auch um Freiburg im Breisgau handelt, und nicht um das Freiburg in der Schweiz. Doch als sich der Zug in Richtung Breisgau in Bewegung setzte, war mir klar, dass ich in Kürze Wayne Gretzky gegenüber stehen würde. Während der Reise gingen mir immer wieder die gleichen Gedanken durch den Kopf: Was wird mich in Freiburg erwarten? Wird Gretzky so zugänglich sein, wie man das von ihm in Nordamerika gewohnt ist? Wie viele Leibwächter bewachen Gretzky und die anderen Superstars? Wird es überhaupt möglich sein, kurz mit ihm zu sprechen? Vorfreude und Ungewissheit mischten sich in meine Gedanken.

Nach der Ankunft in Freiburg treffe ich mich mit unserem Mitarbeiter Kai Horstschäfer und wir machen uns auf den Weg ins Hotel der NHL-Stars. Eine Reservierung in einem Freiburger Restaurant sagten die Cracks aus Nordamerika so schnell ab, wie sie den Raum bestellt hatten. Dann kommt plötzlich der Mannschaftsbus und die Spieler trudeln nach und nach in der Lobby ein. Paul Coffey, Steve Yzerman, Marty McSorley – alle kommen, doch Wayne Gretzky lässt die Journalisten und Autogrammjäger warten. Während sich die Autogrammsammler auf die anderen Spieler stürzen, macht das Gerücht die Runde, dass Gretzky längst durch den Hintereingang das Hotel betreten hat. Die Enttäuschung ist jedem anzusehen.

Plötzlich kommt er doch. Oder nicht? Viele Fans schauen sich an und wissen nicht so genau, ob das wirklich „The Great One“ ist. Leger gekleidet und eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen betritt Gretzky die Lobby. Die Autogrammjäger legen sehr schnell ihre Unsicherheit ab und stürzen sich auf ihr Idol. Nur die ganz jungen Fans müssen immer wieder von ihren Vätern animiert werden, um den Mut aufzubringen, nach einem Autogramm zu bitten. Alle Versuche unserseits ein paar Worte mit ihm zu wechseln, schlagen im Gedränge der Lobby fehl. Gretzky selbst scheint es auch zu viel zu werden. Im Zickzack-Kurs geht er durch die Eingangshalle und weist die Leibwächter an, die Lobby zu räumen. Es gibt keine Chance mehr an die Spieler heranzukommen. Die Spieler steigen in den Bus und fahren nun doch zum Essen. „Alles vorbei“ ist mein einziger Gedanke in den ersten Momenten nach der Abfahrt des Buses. Nachdem sich die Enttäuschung etwas gelegt hat, entschließen wir uns dann auf die Rückkehr der Stars zu warten. Die Autogrammjäger verlassen langsam das Hotel, denn sie haben im Gegensatz zu uns ihr Ziel erreicht.

Die Erlaubnis von Gretzkys Agenten zur Nutzung des Fotos trudelte erst viele Wochen nach dem Spiel ein, damals noch per Fax.
Foto: Bauer

 

Nach einigem Warten kommen die Spieler in kleinen Grüppchen zurück. Al MacInnis ist der erste, doch dann kommt schon Gretzky mit Anhang. Im Gegensatz zur ersten Begegnung ist jetzt alles nur noch ein Kinderspiel. Schnell kommen wir ins Gespräch. Seine Augen streichen über die neuste Ausgabe der Eishockey NEWS mit einem Foto von ihm auf dem Titel. Spontan erklärt er sich bereit, ein paar Fotos schießen zu lassen und lässt sich auch durch das Versagen eines Fotoapparates nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig wartet er bis alle Fotos geschossen sind und verlässt dann mit der Zeitung unter dem Arm die Lobby. Glücklich können auch wir den Heimweg antreten.

In der Eishalle ist die Stimmung am nächsten Tag auch sehr gut. Die Fans feiern die Freiburger und die NHL-Stars gleichermaßen. Völlig ungewohnt machen sich die NHL-Stars teilweise ohne Helm warm und zeigen, welch begnadete Schlittschuhläufer sie sind. Bei Torhüter Kelly Hrudey hat man das Gefühl, er könnte problemlos auch als Feldspieler eingesetzt werden. Höhepunkt des Abends ist sicherlich der von Wayne Gretzky souverän verwandelte Penalty. Rick Amann hatte sich 43 Sekunden vor Schluss als sechster Feldspieler betätigt und da die Regel in so einem Fall einen Penalty vorsieht, kam Gretzky noch zu seinem vielumjubelten Torerfolg. Nach dem Spiel versammelten sich alle Spieler zu einem Gruppenfoto, zudem Gretzky auch seine Frau Janet Jones auf das Eis rief. Rick Amann hatte sich vorher noch als Souvenirsammler betätigt und sich die Schläger von Wayne Gretzky und Russ Courtnall gesichert. Es war ein besonderer Tag, nicht nur für den Schreiber dieser Zeilen, sondern auch für den gestandenen Profi Amann („Das ist ein Traum, eine Ehre“) sowie Schiedsrichter Bernd Schnieder („Als man mich fragte, ob ich dieses Spiel leiten möchte, habe ich sofort zugesagt. Das ist einzigartig.).

Das Foto, das an jenem Tag von Gretzky entstand, sollte später noch lange ein ganz wichtiges für Eishockey NEWS sein. Denn der Verlag entwickelte die Idee, mit dem Foto von Gretzky mit der NEWS in der Hand, Werbung zu machen. Nur mit der Erlaubnis dauerte es und dauerte es. Am 27. Januar 1995 kam dann endlich die ersehnte Antwort per Fax von Gretzkys Agent Michael G. Barnett. Per Fax. „Torsten, für die Nutzung fallen keine Gebühren an, viel Glück“, stand da in Handschrift nur darunter. Auch dieses Fax hängt zusammen mit dem Foto noch heute in den Redaktionsräumen von Eishockey NEWS.

Hans-Joachim Kästle, Torsten Weiß, Michael Bauer


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Notizen

  • vor 11 Stunden
  • Änderung im Trainerstab des ESV Kaufbeuren (DEL2). Co-Trainer Andreas Becherer wird in der kommenden Saison nicht zusammen mit dem neuen Head Coach Todd Warriner an der Bande der Joker stehen und sich somit einer neuen Herausforderung stellen.
  • vor 12 Stunden
  • Der EC Bad Nauheim (DEL2) sucht einen hauptamtlichen Geschäftsführer. „Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, werde ich mich aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen und als Geschäftsführer aufhören“, kündigte Tausendsassa Andreas Ortwein an.
  • vor 2 Tagen
  • DEL2-Team Eisbären Regensburg bauen weiterhin auf Torhütertrainer Joey Vollmer. Der Ex-DEL-Goalie arbeitet seit 2022 mit den Oberpfälzern zusammen.
  • vor 2 Tagen
  • Nach seinem Karriereende in der NHL wird Torhüter Marc-André Fleury (40) noch einmal das Trikot der kanadischen Nationalmannschaft tragen und für die Ahornblätter bei der Eishockey-WM 2025 auflaufen. Dort trifft er unter anderem auf Sidney Crosby und Nathan MacKinnon (siehe Link).
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  • vor 3 Tagen
  • Nord-Oberligist Erfurt verlängert mit Stürmer Louis Postel, der somit in eine zweite Saison in Thüringen gehen wird. Der 21-Jährige kam vergangenes Jahr von Bayernligist Landsberg zu den TecArt Black Dragons und verbuchte in 18 Spielen drei Tore und fünf Assists.
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