Kapitän Patrick Hager (schwarzes Trikot) und die DEB-Auswahl hatten gegen die robuste tschechische Defensive um Keeper Ondrej Kacetl einen schweren Stand.
Foto: City-Press
Das deutsche Eishockey-Nationalteam hat zum Start in die WM-Vorbereitung Lehrgeld gezahlt. Gegen Tschechien hielt die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis am Donnerstagabend zwar im ersten Drittel noch ordentlich mit, wurde für ihre vielen Fehler und ungenauen Pässe jedoch bitter bestraft und kassierte gegen den insgesamt deutlich abgezockteren und abgeklärteren Weltmeister am Ende eine herbe 0:7 (0:2, 0:2, 0:3)-Heimniederlage. Bereits am Samstag (17.30 Uhr; live bei MagentaSport) kann die DEB-Auswahl allerdings den nächsten Anlauf auf ein besseres Resultat nehmen, wenn sich die beiden Kontrahenten erneut gegenüberstehen.
Kreis verzichtete in Regensburg zunächst auf den angeschlagenen Maxim Rausch (muskuläre Probleme) in der Verteidigung sowie Nino Kinder und Filip Varejcka im Angriff und sah in der Anfangsphase ein umkämpftes Duell auf hohem läuferischen Niveau, in dem beide Mannschaften in den Zweikämpfen aggressiv und mit viel (fairer) Schlägerarbeit zu Werke gingen. Entsprechend schwer war es für beide Seiten in den ersten Minuten, sich Torchancen zu erarbeiten. Umso überraschender kam das tschechische 1:0 durch David Moravec, der verdeckte Schlenzer des Defenders landete im kurzen Eck hinter DEB-Keeper Florian Bugl (9.). Die deutsche Auswahl zeigte gleichwohl eine gute Reaktion auf den Rückstand, war in den folgenden Minuten das offensiv aktivere Team und erspielte sich jeweils durch Elis Hede nach Vorlage von Luis Schinko (12.) sowie nach einem tschechischen Aufbaupatzer (17.) zwei Top-Gelegenheiten, welche der auffällige Straubinger Debütant gegen den routinierten tschechischen Torhüter Ondrej Kacetl jedoch etwas zu unplatziert abschloss. Stattdessen bestrafte der Weltmeister einen katastrophalen Fehlpass von Roman Kechter mit dem 2:0 durch Jiri Cernoch (19.) und ließ das DEB-Team nach einem größtenteils ordentlichen Auftaktdrittel mit einem Zwei-Tore-Defizit dastehen.
Früh im zweiten Abschnitt legte Tschechien sogar den dritten Treffer nach. Wieder war es ein Schlenzer von der blauen Linie, diesmal von Tomas Cibulka, der durch Ondrej Beranek zum 3:0 abgefälscht wurde (26.). Auf das dritte Gegentor folgte zwar die beste deutsche Phase im mittleren Durchgang, immer wieder setzte sich der Weltranglistenachte Mitte des zweiten Drittels in der tschechischen Zone fest, doch die deutschen Abschlüsse gerieten häufig zu unpräzise, um Kacetl zu fordern – bezeichnend, dass ein abgefälschter Passversuch des nach wie vor starken Hede die größte Prüfung für den Gäste-Goalie war (30.). Und unter dem Strich waren es in den zweiten 20 Minuten ohnehin die Tschechen, die den deutlich reiferen, abgeklärteren Eindruck hinterließen, im Spielaufbau sauberer agierten – und deutsche Aussetzer nach wie vor eiskalt nutzten. Verteidiger Marian Adamek hatte nach einem eklatanten Zuordnungsfehler freie Bahn und stellte mit einem Schuss in die lange Ecke auf 4:0 (37.), und speziell über Umschaltaktionen wären im mittleren Durchgang sogar noch mehr Tore für die Mannschaft von Coach Radim Rulik möglich gewesen, wenn Bugl nicht zur Stelle gewesen wäre.
Trotz des bereits fast aussichtslosen Zwischenstands war dem DEB-Team das Engagement in den ersten Minuten des Schlussdrittels nicht abzusprechen. Das Bemühen um den Ehrentreffer verpuffte jedoch – nachdem Danjo Leonhardt mit der besten Möglichkeit an Kacetl gescheitert war (46.) – schnell wieder. Tschechien nahm das Zepter wieder in die Hand – und die deutsche Mannschaft machte den Besuchern das Toreschießen weiterhin viel zu einfach. Beim 5:0, einer Direktabnahme von Daniel Kurovsky vom linken Bullykreis (50.), machte Bugl keine gute Figur, beim 6:0 (55.) durch Tomas Kundratek im Powerplay fand einmal mehr ein Schlenzer von der blauen Linie seinen Weg ins Netz, weil sich niemand um den vor Bugl für Verkehr sorgenden Beranek kümmerte. Den aus deutscher Perspektive symptomatischen Schlusspunkt stellte das 0:7 durch Adam Kubik (58.) dar – ein weiteres Geschenk, weil Schinko den tschechischen Linksaußen mit einem weiteren haarsträubenden Fehlpass an der gegnerischen blauen Linie allein auf die Reise schickte.
Stefan Wasmer