Vor einem Jahr sicherte sich David Pastrnak mit Tschechien im Endspiel gegen die Schweiz die Goldmedaille. Der Superstar der Boston Bruins ist auch diesmal bei der WM mit von der Partie.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire/Grzegorz Wajda
Mehr Auftakt-Kracher geht kaum: Mit der Neuauflage des Vorjahresfinales zwischen Titelverteidiger Tschechien und der Schweiz beginnt am Freitagnachmittag (16.20 Uhr) im dänischen Herning die A-Weltmeisterschaft der Männer, parallel dazu wird das Turnier auch in der schwedischen Hauptstadt Stockholm mit dem Duell Österreich gegen Finnland eröffnet. Vor dem Start blickt Eishockey NEWS auf Favoriten, Stars und Modus der WM.
Der Modus: Wie seit 2012 üblich bestreiten die insgesamt 16 Teilnehmer die Vorrunde in zwei Achtergruppen. Die Top Vier beider Staffeln erreichen die Runde der letzten Acht, der Tabellenletzte steigt jeweils ab in die Division IA (in der sich Großbritannien und Italien bereits den Wiederaufstieg gesichert haben). Ab dem Viertelfinale, das überkreuz zwischen den beiden Gruppen gespielt wird, geht es im K.-o.-Modus weiter, wobei etwaige Verlängerungen im Vergleich zur Vorrunde von fünf auf zehn Minuten ausgedehnt werden, aber weiterhin im Drei-gegen-drei-Format ausgetragen werden. Letzteres gilt auch für das Endspiel am 25. Mai, in dem allerdings kein Penalty-Schießen möglich ist und in dem stattdessen 20-minütige Verlängerungen bis zu einer Entscheidung gespielt werden.
Die Spielorte: Die Vorrundengruppe B, in der auch das deutsche Team ab Samstagnachmittag in die WM eingreift, bestreitet ihre Partien in Herning, wo 2018 (neben Kopenhagen) auch die erste und bis dato einzige A-Weltmeisterschaft in Dänemark stattfand. Gespielt wird in der 2010 eröffneten und bei Eishockeymatches 10.500 Zuschauer fassenden Jyske Bank Boxen. Hauptspielort der WM 2025 ist jedoch die schwedische Hauptstadt Stockholm, welche neben der Gruppe A auch zwei Viertelfinalbegegnungen, beide Halbfinals sowie das Endspiel beheimatet. Der ehemalige Globen, der seit 2021 den Namen Avicii Arena nach dem 2018 verstorbenen DJ trägt, ist dabei zum bereits fünften Mal Spielort einer Eishockey-Weltmeisterschaft.
Die Favoriten: Als Gastgeber mit einem nahezu vollständig mit NHL-Profis besetzten Aufgebot zählen die Schweden in der Avicii Arena zu den ganz heißen Goldkandidaten – zumal Tschechien erst vor zwölf Monaten demonstriert hat, welche Rolle der Heimvorteil in der entscheidenden Phase der WM spielen kann. Ein Jahr vor den Winterspielen in Mailand kommen auch die USA sowie allen voran Kanada mit hochkarätigen Kadern und einigen Olympia-Kandidaten zur Weltmeisterschaft. Die Tiefe der Nordamerikaner hat Tschechien zwar nicht im Aufgebot, sehr wohl jedoch die Weltklasse-Angreifer David Pastrnak und Martin Necas, womit der Titelverteidiger ebenso wie der Finalgegner aus der Schweiz erneut zum Kreis der Medaillenanwärter gehört. Dagegen gilt Finnland trotz Top-Keeper Juuse Saros diesmal eher als Außenseiter im Rennen um Edelmetall. Und die deutsche Mannschaft? Hat die sechste Viertelfinalqualifikation in Folge als Minimalziel und in der K.-o.-Phase an einem guten Tag das Potenzial für mehr – insbesondere, sollte der aus den NHL-Playoffs ausgeschiedene Stürmerstar Tim Stützle (Ottawa Senators) doch noch zum Team stoßen.
Die Stars: Bei vielen Weltmeisterschaften in der Vergangenheit wäre Bostons 106-Punkte-Mann Pastrnak der absolute Superstar des Turniers gewesen, doch mit Nathan MacKinnon (116) kommt ein Akteur zur diesjährigen WM, der in der abgelaufenen NHL-Hauptrunde sogar noch mehr gescort hat. Der 29-Jährige von den Colorado Avalanche stürmt für Kanada gemeinsam mit einem guten Freund: Altstar Sidney Crosby (Pittsburgh), der mit 37 Jahren doch noch seine dritte Weltmeisterschaft bestreitet, obwohl er ohnehin bereits Mitglied im Triple Gold Club (Olympiasieger, Weltmeister, Stanley-Cup-Champion) ist. Nicht nur deshalb lässt der kanadische Kader keinen Zweifel daran, dass der verpasste Finaleinzug vom Vorjahr ein Ausrutscher bleiben soll, selbst Torhüter-Legende Marc-André Fleury (40; Minnesota) steht kurz vor dem Karriereende noch einmal zur Verfügung. Star-Power aus der NHL bringen insbesondere im Angriff aber auch Schweden (Filip Forsberg, Lucas Raymond, Mika Zibanejad) und die USA (Clayton Keller, Tage Thompson) mit, auch die Schweiz hat mit Nico Hischier, Timo Meier (beide New Jersey) sowie im Turnierverlauf voraussichtlich auch Kevin Fiala (Los Angeles) ihre offensiven Top-Leute mit an Bord. Und welche Verteidiger können die WM prägen? DEB-Kapitän Moritz Seider (Detroit) muss sich jedenfalls vor keinem Konkurrenten verstecken.
Der Abstiegskampf: Die Aufsteiger Slowenien und Ungarn sind klassische Fahrstuhl-Teams. Dass die Slowenen selbigen ohne NHL-Altstar Anze Kopitar und ohne das Bremerhavener Trio Urbas/Jeglic/Verlic verlassen können, ist äußerst fraglich – auch angesichts der direkten Konkurrenz in Gruppe A: Frankreich zeigte bei den jüngsten Turnieren oft solide Leistungen, Österreich entwickelte sich zuletzt sogar vom Abstiegskandidaten zum Viertelfinalaspiranten. Ein wenig besser stehen die Chancen auf eine Überraschung da schon für die Ungarn in der deutschen Gruppe B. Denn: Norwegen muss namhafte Ausfälle wie Keeper Henrik Haukeland oder NHL-Starstürmer Mats Zuccarello kompensieren, die traditionell wechselhaften Kasachen sind an einem schlechten Tag ebenfalls zu knacken für die Magyaren.
Die WM im TV: Gleich drei Optionen bestehen für Eishockeyfans, um die WM-Partien zu sehen. Alle Spiele der deutschen Mannschaft sowie ein Viertelfinale, beide Halbfinalduelle, das Spiel um Platz drei und das Finale werden im Free-TV von ProSieben (mit Kommentator Basti Schwele und Experte Rick Goldmann) übertragen, sieben weitere Vorrundenspiele der deutschen Gruppe sowie ein Viertelfinale darüber hinaus von ProSieben MAXX. Auch MagentaSport zeigt alle sieben deutschen Gruppenspiele, fünf weitere Vorrundenmatches, jeweils zwei Viertel- und Halbfinals, das Bronzespiel sowie das Finale – also insgesamt 18 Partien. Alle Spiele der Weltmeisterschaft – 43 davon exklusiv – zeigt der Online-Sportsender Sportdeutschland.TV. Dort ist ein Turnierpass für alle 64 Spiele für 15 Euro verfügbar.
Stefan Wasmer