C.J. Stretch (links) und Wade MacLeod waren in Rosenheim Reihenpartner und wurden Freunde.
Foto: Hans-Jürgen Ziegler
Die Eishockeywelt trauert um Wade MacLeod. Der ehemalige Stürmer der Starbulls Rosenheim ist im Alter von nur 38 Jahren seinem langjährigen Kampf gegen den Krebs erlegen. Die Nachricht seines Todes hinterlässt nicht nur bei seiner Familie und seinen Freunden eine tiefe Lücke, sondern bewegt auch die gesamte Eishockey-Gemeinschaft, die einen außergewöhnlichen Menschen und leidenschaftlichen Sportler verliert.
In der Saison 2015/16 eroberte MacLeod die Herzen der Starbulls-Fans im Sturm. Gemeinsam mit C.J. Stretch bildete er ein kongeniales Angriffsduo in der DEL2, in 58 Spielen sammelte MacLeod unglaubliche 68 Scorer-Punkte. Doch seine Zeit in Rosenheim war mehr als nur eine Erfolgsgeschichte auf dem Eis. Er schuf tiefe, bleibende Freundschaften, die über seine aktive Karriere hinaus Bestand hatten. Besonders zu seinem Sturmpartner C.J. Stretch entwickelte sich eine Verbindung, die auch Jahre später noch anhielt. „Es ist einfach sehr traurig. Er war ein toller Teamkollege und Reihenpartner sowie ein wirklich guter Freund, Vater und Ehemann“, erinnert sich der Starbulls-Kapitän. Stretch hatte die Entwicklung aus der Ferne verfolgt: „Mit ihm habe ich länger nicht gesprochen. Aber ich habe versucht, in Kontakt zu bleiben und mitzuverfolgen, was passiert. Meine Frau hat ein paar Mal mit seiner Frau gesprochen.“ Die tragische Nachricht erreichte Stretch dann durch einen anderen ehemaligen Teamkollegen: „Tyler McNeely hat mich angerufen und erzählt, was passiert ist. Wir haben dann darüber gesprochen, wie sehr wir Wade vermissen und was für ein toller Typ er war.“ Seine Gedanken sind in dieser unfassbar schweren Zeit bei Wades Frau Karly und den beiden Töchtern Ava und Georgia. „Es ist sehr traurig, auch wegen seiner Familie.“
MacLeods Weg war geprägt von einem fast unvorstellbaren Überlebenswillen. Bereits 2013 wurde bei dem damals 26-Jährigen zum ersten Mal ein Gehirntumor entdeckt. Doch der Kanadier ließ sich nicht unterkriegen, der Tumor wurde entfernt und MacLeod konnte seine Karriere fortsetzen. 2015 führte sein Weg zu den Starbulls Rosenheim. Als er Rosenheim in Richtung Frankfurt verlassen wollte, folgte ein weiterer Schicksalsschlag: Ein erneuter Gehirntumor wurde festgestellt. Doch auch dieses Mal besiegte MacLeod die Krankheit. In der Saison 2017/18 kehrte der Stürmer dann auf die europäische Eishockeybühne zurück und wechselte doch noch in die Mainmetropole. Dort traf er auch auf Starbulls-Verteidiger Dominik Tiffels. Er erinnert sich an einen Menschen, der „immer positiv gewesen ist“.
2019 folgte dann die große Erleichterung: Wade MacLeod hatte den Krebs offiziell besiegt. Der Kanadier spielte noch für ein Jahr in England und Norwegen, beendete 2022 dann aber seine aktive Karriere und konzentrierte sich auf das Leben mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern. Im September 2023 nahm das Familienglück aber eine dramatische Wendung: MacLeod bekam einen Schlaganfall, die Diagnose folgte nach einer weiteren Operation: Der Gehirntumor ist zurück. Am 19. November 2024 wurde er ein letztes Mal operiert. Die Ärzte entfernten 60 Prozent des Tumors, um der Familie mehr Zeit zu verschaffen. „Uns wurde gesagt, wenn er die Operation nicht machen würde, könnte er nur noch ein paar Monate mit uns haben“, schrieb seine Frau Karly damals auf einer Spendenseite. „Wir brauchen wirklich die Gebete aller, damit wir ein Wunder finden.“ Das Wunder blieb aus. Wade MacLeod verlor seinen letzten und härtesten Kampf gegen eine Krankheit, die ihn über ein Jahrzehnt lang begleitete.
Thomas Neumeier/Marinus Obermaier