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Montag, 8. Dezember 2025

„Müssen uns im Klaren sein, dass es nur zusammen geht“ „Zukunft braucht Eis“: Wie der bayerische Verband mit seinen Vereinen um den Erhalt der oft maroden Eishallen kämpfen will

Germering. Kurz vor den Toren Münchens. Es ist kalt an diesem Samstagvormittag Ende November, unter Null Grad. Auf der Eisfläche im Polariom spielen zwei Nachwuchsmannschaften – erst quer, dann gibt es später noch individuelles Training. Passende Rahmenbedingungen für etwas, das alle an diesem Tag umtreibt: Die Zukunft ihres Sports und die Zukunft ihrer Eishalle. „Zukunft braucht Eis“ lautete das auf fünf Jahre angelegte Projekt, das der Bayerische Eissport-Verband (BEV) an diesem Vormittag den rund 70 Interessierten in der vollen Stadiongaststätte vorstellt. „Kümmert euch um uns und unseren Eissport“, lautete auch die Botschaft von sechs Eishockeyspielern und Eiskunstläufern an den Verband.

Viele Eishallen in Deutschland sind sanierungsbedürftig, in den vergangenen Wochen wurde das wieder in Hamburg oder Berlin deutlich. Das ist aber auch im großen Eissport-Bundesland Bayern so, wo 90 Hallen im Spielbetrieb sind, viele davon mehr als 30 Jahre alt, technisch veraltet und energieineffizient – bei gleichzeitig steigenden Energiekosten. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass es nur zusammen geht: Verband, Vereine, Politik, Betreiber und auch die Kommunen müssen mitspielen“, sagt Verbandspräsident Anton Weitl. 

Bereits 2023 gab es einen Ansatz für einen Aufbruch. Nun hat der BEV mit Markus Ott einen erfahrenen Projektleiter installiert. Der kennt die Tücken des Systems: „Der Großteil der Hallen ist in kommunaler Trägerschaft, nur ganz selten der Verein“, sagt er. „Unsere Herausforderung ist daher, diese Kommunen ins Projekt zu integrieren.“ Gleichzeitig sei die Situation an jedem Standort anders. „Es geht darum, das Richtige am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu tun. Eine Standardlösung würde nicht funktionieren.“

Der Verband sieht sich als Berater und Kommunikator, hat mit den erfahrenen Planern und Architekten Schlenker aus Villingen-Schwenningen und der ISS GmbH (Eisanlagen) praktische Erfahrung ins Boot geholt. „Die Kommunen sehen die Anlagen und auch die Vereine selbst als Last, weil sie für ihre Anlage kämpfen“, sagt Uwe Schlenker, der unter anderem den Umbau der Schwenninger Helios Arena durchführte. „Ohne den Weg an die kommunalen Träger ist der Kampf für den Eissport unmöglich. Wichtig ist, nicht viel zu reden, sondern in die Hallen reinzugehen und sehen, was umsetzbar ist.“ Vielfach sei es nur möglich, die Hallen so zu sanieren, dass sie „die nächsten zehn bis 20 Jahre bestehen“ können.

Bilder zur Auftaktveranstaltung „Zukunft braucht Eis“ (4 Einträge)

 

Der BEV möchte die Vereine beim Start unterstützen, denn schon in der Herangehensweise könne viel falsch gemacht werden. Zudem will man beim Thema Förderungen begleiten. Die Regierung hat auch die Erlaubnis gegeben, Kommunen zu beraten. Neben der Vernetzung mit den Fachpartnern wie Schlenker und Said Hakim von ISS geht es auch um den Aufbau eines Netzwerkes und den Erfahrungsaustausch zwischen Betreibern, Vereinen und erfolgreichen Projekten. Wichtiger fünfter Punkt: Man will eine gemeinsame Interessensvertretung gegenüber der Politik sein. Zwar gibt es Förderprogramme, 90 Prozent der Hallen fielen aber durchs Raster. Ein Raunen und etwas Gelächter geht durch den Raum, als Ott die Sportmilliarde erwähnt, in der in einer ersten Tranche bis 16. Januar 2026 333 Millionen für Städte und Gemeinden zur Verfügung stehen. „Es wäre schwer möglich gewesen, es noch bürokratischer zu machen“, sagt Ott. Viele sei dabei intransparent. Dennoch hofft man auf ein „Sonderprojekt Eishallen“ im Freistaat – angelehnt an das Sonderprogramm Schwimmbadförderung SPSF. Bäder und Eishallen seien vom Sanierungsstau, Energieaufwand und der Kosten vergleichbar. 

Christian Volkmer, Hauptgesellschafter der Eisbären Regensburg, empfiehlt auch die Wirtschaft ins Boot zu holen: „Nicht nur, um Geld abzugreifen, sondern auch weil sie als lokale Arbeitgeber Druck auf die Politik ausüben können. Sport hat auch etwas mit Demokratie und Demokratieverständnis zu tun. Das ist der Kitt, den wir brauchen.“ Aber: „Der Eissport ist nicht immer am professionellsten organisiert, wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen.“ Er empfiehlt: Lobbymasse vor den bayerischen Kommunalwahlen im März aufbauen. Doch es brauche Zeit, sagt Ott. „Uns ist klar, dass nicht schon im nächsten Jahr alles gut ist. Wir müssen vor Ort zu den Leuten gehen.“ Und dann hallt da noch Volkmers Botschaft nach: „Eine Halle, die es irgendwann nicht mehr gibt, wird auch nicht mehr gebaut werden.“

Michael Bauer


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Notizen

  • vor 51 Minuten
  • Sebastian Vogl, bisher Sportlicher Leiter des Nachwuchses beim EV Landshut, wechselt zum 1. Januar 2026 als Bundestorwarttrainer Entwicklung und Koordination zum Deutschen Eishockey-Bund.
  • vor 2 Stunden
  • Die U16-Frauen des DEB bestreiten am kommenden Wochenende in Füssen ein Vier-Nationen-Turnier. Am Freitag geht es gegen Österreich, die folgenden zwei Tage gegen Norwegen und die Schweiz.
  • vor 2 Stunden
  • Ebenfalls im Einsatz sind die U18-Frauen. Am Freitag, Samstag und Sonntag trifft die Auswahl im schwedischen Tranas auf Finnland, Tschechien und die Gastgeberinnen.
  • vor 6 Stunden
  • NHL am Sonntag: Philadelphia - Colorado 2:3, Florida - N.Y. Islanders 4:1, Carolina - San Jose 1:4, Dallas - Pittsburgh 3:2 n.P., Montreal - St. Louis 3:4, N.Y. Rangers - Vegas 2:3 n.V., Washington - Columbus 2:0, Anaheim - Chicago 7:1
  • gestern
  • Die Hannover Scorpions haben ihr Heimspiel am Samstagabend in der Oberliga Nord gegen Erfurt mit 5:2 (1:1, 2:0, 2:1) gewonnen. Norman Hauner erzielte dabei einen Doppelpack. Erfurt bleibt durch die Niederlage auf Rang acht. Die Scorpions sind Zweiter, drei Punkte hinter den Hannover Indians.
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