Die Szene, nach der Haie-Verteidiger Jakub Kindl (am Boden) Größe zeigte.
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Kölns Verteidiger Jakub Kindl ist seit dem 3:2-Erfolg nach Verlängerung der Haie am Sonntag über den ERC Ingolstadt in aller Munde. Doch nicht etwa, weil er das entscheidende Tor erzielt hatte – das war Marcel Müller mit seinem ersten Treffer nach seiner langen Leidenszeit vorbehalten –, sondern weil der 32-Jährige wohl die Fairplay-Aktion des Jahres schlechthin in der DEL geliefert hat. Das dürfte ganz im Sinne der von der deutschen Beletage zu dieser Saison ins Leben gerufenen Aktion #teildesspiels sein.
Es ist das zweite Drittel, 7:44 Minuten sind beim Stand von 1:1 noch auf der Uhr und der Tscheche kommt im Zweikampf mit Ingolstadts Angreifer Jerry D'Amigo zu Fall – die Schiedsrichter entscheiden auf eine Zwei-Minuten-Strafe gegen den US-Amerikaner wegen Beinstellens. Das aber ruft den NHL-erfahrenen Kindl (351 Partien) auf den Plan, der in der Folge auf Aleksi Rantala zugeht und auf den Referee einredet.
„Es ist eine der Situationen, wo du gegen den Stürmer in Bedrängnis kommst und versuchst, dich zu befreien. Er hat mich überhaupt nicht berührt und trotzdem bekommt er die Strafe ausgesprochen. Das ist unfair, also habe ich dem Schiedsrichter sofort gesagt, dass ich einfach weggerutscht bin. Der Referee sagte zu mir, dass er meine Ehrlichkeit schätze und zuerst gemeint hätte, dass ich versuchen wollte, ihn umzustoßen. Dann habe ich ihm gesagt, ich wolle ihn einfach nur davon überzeugen, dass es meine Schuld gewesen und die Strafe überhaupt nicht nötig sei“, so Kindl nach der Partie gegenüber Medienvertretern.
#TEILDESSPIELS: Respekt für Jakub Kindl von @Koelner_Haie_72. Strafe gepfiffen und er geht zum Schiedsrichter, um ihm zu sagen, dass das kein Foul war, sondern er nur weggerutscht ist. Und das beim Stand von 1:1 und Powerplay für den @ERCIngolstadt. Das ist Fairplay! pic.twitter.com/juY9rehHvc
— Deutsche Eishockey Liga (@DELoffiziell) November 4, 2019
Die Strafe wurde also aufgehoben – und das bei einem Mann weniger für die Haie, die danach weiter gut anderthalb Minuten gegen fünf Ingolstädter überstehen mussten. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Sie waren sogar selbst in Unterzahl. Das ist ihm wirklich sehr hoch anzurechnen“, zeigte sich dann auch D'Amigo positiv überrascht von Kindl.
„Ich glaube, dass jedem von uns so etwas auf dem Eis passieren kann. Es fühlte sich für mich in dem Moment einfach richtig an“, wird der Verteidiger bescheiden auf der Internetseite der Haie zitiert. Die Aktion nötigte beiden Trainern ebenfalls Respekt ab. So sagte Kölns Coach Mike Stewart: „In dieser Situation, wo das Spiel komplett auf der Kippe stand, so zu reagieren – Chapeau.“ Und sein Amtskollege auf ERC-Seite, Doug Shedden, meinte: „Normalerweise kommentiere ich keine gegnerischen Spieler. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich solch einen Spieler sofort einstellen würde.“
Michael Bayer