Bad Nauheims Trainer Christof Kreutzer.
Foto: City-Press
Es geht wieder los, auch der EC Bad Nauheim aus der DEL2 hat die Saison-Vorbereitung aufgenommen. Christof Kreutzer, der Trainer, spricht vor dem Start in die Testspiel-Phase im Interview über seine Kaderplanung, nennt Ziele und äußert Kritik an einer neuen Regel.
Herr Kreutzer, beim Blick auf den Kader fällt auf, dass gerade einmal drei Spieler älter als 30 Jahre sind. Spielen Sie in der Kabine den Kindergarten-Cop?
Christof Kreutzer: "Nein, dieses Gefühl habe ich nicht. Die Förderlizenzspieler drücken sicherlich den Schnitt, aber wir haben auch erfahrene Spieler geholt, zwischen 25 und 29 Jahren, im besten Alter also. Ich will mit Jungs arbeiten, die noch etwas erreichen wollen, die willig sind. Deshalb passt das."
Sie schenken Jesper Kokkila das Vertrauen. Er ist mit 20 Jahren der jüngste Ausländer der Liga. Warum trauen Sie ihm diese Rolle als Führungsspieler zu?
Kreutzer: "Natürlich haben wir uns intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt und das Für und Wider abgewogen. Deutsche Verteidiger sind grundsätzlich schwer zu finden. Wie sieht's bei einem Mitte-30er, der vielleicht aus der DEL kommt, beim Preis-Leistungs-Verhältnis aus? Was macht Sinn? Sollen wir vielleicht bis September warten, weil der Spieler noch immer auf die DEL hofft? Nein. Ich habe keine Lust zu warten, bis sich der Herr dann entscheidet. Ein solcher Spieler muss auch wirklich nach Bad Nauheim und in die DEL2 wollen. Und Jesper Kokkila hat diesen Willen, er sieht hier seine Chance. Ob er funktioniert? Das muss man sehen. Das ist bei einem erfahrenen Spieler aber nicht anders. Tyler Fiddler kommt als zweifacher Titelträger - auch das ist keine Garantie. Man muss einem Jesper Kokkila sicher auch Fehler zugestehen. Das mach' ich bei einem 20-Jährigen aber lieber als bei einem alten Spieler. Und warum kommen die Ausländer meist als Mitte-20er nach Europa? Weil sie vorher auf eine Chance in Nordamerika hoffen und gar nicht erst auf dem europäischen Markt sind."
Die Perspektivspieler-Regelung ist neu. Inwiefern nimmt diese Einfluss auf die Planungen und das Spiel an sich?
Kreutzer: "Für die Zweite Liga - und gerade für Bad Nauheim, das ohnehin vermehrt auf junge Spieler setzt - wird sich nichts verändern. Ich kann aber die Entscheidungen in der DEL nicht verstehen. In der Liga stehen nun 28 Spieler unter Vertrag, die im Grunde genommen spielen müssen, um in ihrer Entwicklung voranzukommen, die aber kaum Eiszeit bekommen werden. Ihnen werden andere, ältere deutsche Spieler quasi geopfert, die jetzt in die DEL2 herunterkommen, wo fast 80 Prozent eigentlich nichts verloren haben, weil sie sich als überdurchschnittliche deutsche Spieler ihren Platz in der DEL erkämpft hatten. Und warum müssen sie weichen? Damit ein unterdurchschnittlicher Ausländer weiter einen Platz bekommt. Dazu kommt, dass die jungen Spieler, die noch nicht bereit sind, sich nicht entwickeln können, wie das in der DEL2 möglich gewesen wäre. Wie soll ein 20-, 21-Jähriger das aufholen? Für viele wird's ein verlorenes Jahr. Da frage ich mich, ob das durchdacht ist, ob alle, also Verband, DEL und DEL2 da wirklich zusammengesessen haben."
Interview: Michael Nickolaus
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