DEB-Generalsekretär Stefan Schaidnagel legte im Bayerischen Landtag die durchaus prekäre Situation für das deutsche Eishockey dar – und bekam von Spitzenpolitikern der Freien-Wähler-Fraktion Rückendeckung.
Foto: imago images/Sven Simon
Der Juli ist da. In normalen Jahren wäre dies der Zeitpunkt, zu dem die Lizenzierung der DEL-Clubs bereits erfolgt ist und der Spielplan bekannt gegeben wird. Doch in diesem besonderen Jahr ist das nicht möglich. Die Lizenzprüfung läuft noch. „Das Ganze müsste aber in den kommenden zwei Wochen abgeschlossen sein“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Der Starttermin 18. September für die DEL steht zwar weiterhin auf dem Plan, doch nun sorgen weitere Zuschauereinschränkungen für Bedenken.
In Baden-Württemberg sind bis 31. Oktober nur Veranstaltungen mit 500 Teilnehmern erlaubt, in Bremen wurde das Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern am Dienstag bis einschließlich 31. Oktober verlängert. Dann wären in der DEL bereits sechs Wochen gespielt, in der DEL2 sogar eine Woche mehr. „Im Gegensatz zu dem, was wir vor eineinhalb Wochen erfahren haben, ist die Verordnung aus Baden-Württemberg ein Rückschritt für uns“, sagte Tripcke vergangene Woche, also vor der Bekanntgabe des Bremer Senats. „Damit müssen wir aber leben.“ Auch in Berlin gebe es ähnliche Beschränkungen und in Bayern sind bei Sportveranstaltungen bis auf Weiteres keine Zuschauer zugelassen.
Ein pünktlicher Start in beiden Ligen wird vor diesem Hintergrund immer unwahrscheinlicher: „Wir werden bis Ende Juli entscheiden müssen, ob wir den geplanten Saisonstart am 18. September halten können“, sagt Tripcke. DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch erklärte: „Aktuell steht bei uns der 11. September. Wie bisher verkündet. Sollten wir davon abweichen, werden wir dies veröffentlichen. Ungeachtet der aktuellen Diskussionen und Erlasse verschiedener Bundesländer geht unser Bestreben dahin, so früh wie möglich mit so vielen Zuschauern wie wirtschaftlich nötig zu starten. Hierfür arbeiten wir als Ligaverbund auch in Zuarbeit für die Task Force Eishockey derzeit in höchster Anstrengung.“
In der Oberliga wurde der Start bereits auf Mitte Oktober verlegt, das wären drei Wochen später als in der vergangenen Saison. DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel weilte in der vergangenen Woche im Bayerischen Landtag und berichtete dort – wie schon einige Wochen zuvor im Sportausschuss des Bundestages – über die Situation im Eishockey. Dabei macht er klar, dass die Ligen spätestens Ende Oktober mit ausreichend Publikum starten müssen. Vonseiten der Landtagsfraktion der Freien Wähler kam danach in Person des Fraktionsvorsitzenden Florian Streibl sowie des haushaltspolitischen Fraktionssprechers Bernhard Pohl die klare Zielsetzung, Eishockeyspiele noch in diesem Jahr zu ermöglichen.
Pohl, der von 1995 bis 2006 das Amt des Präsidenten beim ESV Kaufbeuren bekleidete, hält aufgrund von weiter zu vielen Unbekannten rund um das Infektionsgeschehen eine mehrgleisige Strategie für angebracht und sagte auf der Internetseite der Freien-Wähler-Landtagsfraktion: „Wenn es verantwortbar ist, öffnen wir die Stadien für alle, mit Hygienekonzept und Gesichtsschutz. Sollte das nicht möglich sein, schlage ich eine Kombinationslösung mit reduzierten Zuschauerkapazitäten, einer verstärkten Einbindung der TV- und Streaming-Anbieter sowie staatlichen Zuschüssen vor. Dabei fände ich es charmant, wenn der Verein Streaming-Dauerkarten verkaufen und sich damit eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen könnte.“ Die Ausstrahlung der Partien würde auch den Sponsoren in puncto Sichtbarkeit der Werbeflächen helfen, die Zuschauer könnten auf diesem Wege ihre Mannschaft verfolgen und zumindest ein Teil der üblichen Einnahmen könne generiert werden.
Beide Mandatsträger kündigten außerdem an, die Thematik mit dem Koalitionspartner CSU zu diskutieren und im weiteren Verlauf an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), unter dessen Zuständigkeitsbereich auch Sport fällt, heranzutragen.
Wie lange Daniel Hopp (DEB-Vizepräsident, Adler-Mannheim-Gesellschafter und Chef der SAP-Arena) einen Betrieb ohne Zuschauer bzw. mit reduzierter Kapazität in der SAP-Arena für möglich hält und was der Düsseldorfer ISS Dome mit dem Hygienekonzept der Task Force „Eishockey“ zu tun hat, können Sie in unserer aktuellen Ausgabe nachlesen. Diese ist seit Dienstag am Kiosk erhältlich oder jederzeit in unserem Onlineshop bestellbar.
Michael Bauer/Torsten Weiß/Michael Bayer