Der DEL2-Fanspieler des Jahres Weißwassers Goalie Morrone, der mit den Pfosten spricht: „Eine Auszeichnung, mit der ich nicht gerechnet habe“

Die Story rund um die Verpflichtung von Anthony Morrone durch die Lausitzer Füchse ist eine davon, wie sich ein Problemfall schlussendlich zum Glücksfall entwickelt, der nun auch noch in der Wahl des Keepers zum „DEL2-Fanspieler des Jahres“ eskalierte. Denn eigentlich sollte in der Saison 2024/25 der Deutsch-Kanadier Matthew Galajda das Gehäuse der Blau-Gelben hüten. Der allerdings entschied sich sehr spät, nämlich erst Ende Mai 2024, seinen Job im Fuchsbau nicht anzutreten. „Das hat uns kalt erwischt“, räumte EHC-Geschäftsführer Dirk Rohrbach dereinst ein. 

Hinter Anthony Morrone lag da eine Spielzeit, die ihm wenig Minuten zwischen den Pfosten gegönnt hatte. Zwar konnte er mit den Sheffield Steelers den Gewinn des EIHL-Cups feiern. An seinem Konkurrenten Matthew Greenfield dort war der Linksfänger jedoch nicht vorbeigekommen. Nur in 16 Matches durfte der heute 26-Jährige die Pucks stoppen. Weißwasser stand ohne den dringend benötigten starken Rückhalt da. Morrone hatte in England wenig Spielpraxis bekommen. Trotzdem holten die Füchse-Verantwortlichen den in Lorraine, Quebec, Geborenen. Der Sportliche Leiter des EHC, Jens Baxmann, bezeichnete den Kanadier bei seiner Vorstellung als „in Deutschland noch eher unbeschriebenes Blatt“. Und unter den Fans der Ostsachsen gab es reichlich Zweifler: Für einen Backup aus der EIHL wurde eine Ausländerlizenz geopfert. Und der soll uns wirklich helfen? 

Schon nach wenigen Partien, die „Thony“ für die Weißwasseraner absolviert hatte, waren die Pessimisten verstummt. Dabei spielte der Schlussmann nicht nur auf hohem Niveau, sondern immer wieder auch spektakulär. Behände und in verdammt hohem Tempo agierte Morrone zwischen den Pfosten, streute ab und an auch Flugparaden ein. „Ich spiele nie für das Publikum. Ich spiele, um zu gewinnen. Und ich agiere so, wie ich denke, dass ich der Mannschaft am besten helfen und mit ihr erfolgreich sein kann. Dafür arbeite ich jeden Tag hart. So, wie ich bei den Füchsen gespielt habe, so ist es mein Stil. Ich freue mich sehr, wie ich von unseren Anhängern geschätzt werde und meine, dass es ein Geben und Nehmen ist. Die Fans für uns, wir für die Fans – das hat uns stark gemacht“, antwortete der Goalie nach der Saison auf die Frage, ob es vielleicht auch die Art seines Torhüterspiels gewesen sein könnte, die dazu führte, dass sein Warm-up-Trikot bei der Versteigerung den Wahnsinns-Erlös von 2.800 Euro erzielte. 

Auch ansonsten „tickt“ Anthony Morrone offenkundig unkonventionell und gar nicht torwarttypisch. Was bedeutet Ihnen denn ein Shutout? „Für mich geht es wirklich nur darum, zu gewinnen. Deshalb darf ich einen Schuss weniger passieren lassen, als wir Tore erzielt haben. Schießen wir nur eins und gewinnen, dann muss ich ja alles halten. Aber ich kann auch nach einem 8:7 zufrieden nach Hause gehen, wenn wir der Sieger sind“, ließ der Mann mit der weißen Maske wissen. Nicht nur seine sportliche Klasse hat Anthony Morrone so beliebt gemacht. Der Kanadier ist auch nie um einen Spaß verlegen. „Ich spreche im Spiel mit meinen Torpfosten – aber auf Französisch…“, schmunzelte er im August 2024 auf die Frage nach der üblichen „Macke“, die ja jeder Torhüter haben soll. Nach dem Jahr in Weißwasser war dieser „Spleen“ offenbar weiterentwickelt. Denn Morrone berichtete mit spitzbübischem Blick: „Die deutschen Torpfosten sind meine Freunde geworden. Deshalb bedanke ich mich bei ihnen jetzt in drei Sprachen: Merci beaucoup, thank you very much, dankeschön!“ 

Bei 38 Hauptrundeneinsätzen wurde der Kanadier zehnmal zum „Man of the match“ erkoren. Das belegt den Stellenwert, den der absolute Teamplayer im blau-gelben Teamgefüge in der letzten Spielzeit innehatte. Und in der engeren Wahl zum „Torhüter des Jahres“ in der DEL2 war er auch. Nun also wurde mit dem 1,90 Meter großen und 86 kg schweren Schlussmann erstmals ein Keeper zum DEL2-Fanspieler des Jahres gevotet. „Ich glaube, die letzte Saison war eine meiner besten, was die Konstanz angeht. Das wird auch in der neuen Saison mein Hauptaugenmerk sein“, sieht Morrone einen Hauptgrund, warum ihm die Ehre der Fan-Wahl zuteilwurde: „Es erfüllt mich mit Stolz, eine solche Auszeichnung zu erhalten, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe. Ich danke allen, die für mich gestimmt haben. Der Gewinn einer solchen Wahl kann zwar als individuelle Leistung angesehen werden, aber das war sie definitiv nicht. Ich möchte mich bei meinen Teamkollegen, dem Trainerstab und all den tollen Fans in Weißwasser und aus der Liga für die Unterstützung während der gesamten Saison bedanken.“

Waldemar Heinz