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Freitag, 15. November 2019

DEL2-Interview zur Länderspielpause "Ich kann nur an alle Fans appellieren, unsere Planungen nicht als Größenwahn aufzufassen" – Dresdens Geschäftsführer Maik Walsdorf

Dresdens Geschäftsführer Maik Walsdorf (links) erklärt, dass man bestrebt sei, Thomas Barth (rechts, ehemals Sportdirektor der Eislöwen), am Standort zu halten.
Foto: imago images / Hentschel

In der Länderspielpause sprach Maik Walsdorf mit Eishockey NEWS ausführlich über die schwierige Lage der Dresdner Eislöwen in der DEL2. Der kaufmännische Geschäftsführer der Elbestädter zog eine erste Zwischenbilanz der laufenden Saison und gab nach dem wiederholten sportlichen Fehlstart unter anderem auch einen Einblick ins aktuelle Seelenleben.

Herr Walsdorf, Ihr Wunsch war es, eine möglichst geräuschlose Saison zu erleben. Doch nun steckt der Club erneut in einer schwierigen sportlichen Situation. Wie erklären Sie sich dieses Déjà-vu-Erlebnis?
Maik Walsdorf: „Eine simple Erklärung gibt es nicht. Sicherlich lassen sowohl die Trainerentlassung als auch der Rücktritt des Sportdirektors erste Fehleranalysen zu, doch die Lage an zwei Personalien festzumachen, wäre falsch. Die 180-Grad-Wende zwischen Vorbereitung und Hauptrunde ist für mich schwer zu beurteilen. Es kommen sicherlich mehre Komponenten zusammen. Bei einigen Akteuren war die vergangene Saison vielleicht noch im Hinterkopf, zudem waren wir nicht auf dem erhofften Fitnesslevel und letztlich ist dann das absolute 'Worst-Case-Szenario' eingetreten, was für uns alle nach dem positiven Sommer natürlich schwer zu akzeptieren und zu verdauen ist.“

Mit dem Rücktritt von Thomas Barth haben die Dresdner Eislöwen trotz aller Kritik an seiner Person zunächst eine tragende Säule des erfolgreichen Nachwuchskonzeptes verloren. Wie sehen die Lösungsansätze für die aktuell vakante Position des Bindeglieds zwischen Profi- und Nachwuchsabteilung aus?
Walsdorf: „Wir sind uns der Bedeutung von Thomas Barth für den Standort bewusst und daher bestrebt, ihn am Standort zu halten. Es gibt Gespräche zwischen der Gesellschaft und Thomas Barth diesbezüglich. Gelingt es, ihn wieder in gewohnter Funktion für den Verein zu gewinnen, wäre im Übrigen aus meiner Sicht eine Neubesetzung der Position eines Sportdirektors für den Profibereich nicht zwingend vonnöten. Andernfalls müssen wir uns natürlich Gedanken machen, wie wir uns zukünftig aufstellen.“

Gedanken hat man sich auch bei der Besetzung des Trainerpostens gemacht. Mit Rico Rossi fiel die Wahl auf einen Mann, der polarisiert, aber eine klare und harte Linie vertritt und damit stark an Bill Stewart erinnert. Wie würden Sie sein bisheriges Wirken in den ersten Wochen beurteilen und welche Erwartungen knüpfen Sie an ihn?
Walsdorf: „Ich habe absolutes Vertrauen in Rico Rossi. In den letzten Wochen bin ich aufgrund der Umstände wieder näher an das sportliche Geschehen herangerückt und konnte mir ein gutes Bild machen. Er erinnert tatsächlich an Bill Stewart, hat eine klare Linie und genaue Vorstellungen, die er mit Begeisterung umsetzt. Er hat sich mit seinem Stil in den letzten Jahren viel Respekt in der Liga und unter den Spielern erarbeitet. Wir wollten einen Trainer, der Autorität ausstrahlt, ein klares Konzept verfolgt, Probleme offen anspricht und auch Lösungen anbietet. Das Training hat sich komplett verändert, alle Spieler mussten ihre Komfortzone verlassen. Das Spielsystem ist jetzt bereits deutlich strukturierter und auch das Fitness-Niveau steigt sichtbar. Daher bin ich davon überzeugt, dass sich über kurz oder lang die positiven Entwicklungen auch in den Ergebnissen widerspiegeln werden.“

Gibt es neben den strukturellen Veränderungen auch die Überlegung, noch etwas am Kader zu verändern?
Walsdorf: „Man muss natürlich jetzt vieles genau abwägen. Finanziell und sportlich muss man immer hinterfragen, was Sinn macht und ob Transfers eine positive oder gar negative Wirkung erzielen könnten. Angesichts der aktuellen Lage ist jedoch nicht kategorisch auszuschließen, dass wir noch einmal aktiv werden.“

Inwiefern macht die aktuelle Tabellensituation den Kampf um das Erreichen der Playoffs noch schwieriger als in der letzten Saison, wo doch derzeit nur noch der 10. Platz in greifbarer Nähe scheint?
Walsdorf: „Es sind noch fast zwei Drittel der Hauptrunde zu absolvieren, aber natürlich ist die aktuelle Lage nicht rosig und wir benötigen eine signifikant höhere Punkteausbeute als bisher, um in beruhigendere Tabellenregionen vorzudringen. Wir möchten keinesfalls als Schlusslicht in unser Open-Air-Spiel gehen.“

Wie sehr trübt die momentane Gemengelage die Vorfreude auf das Highlight-Spiel der Hauptrunde?
Walsdorf: „Ohne Frage wäre es mit einer besseren Platzierung in der Tabelle angenehmer, aber trotz allem hat dieses Spiel einen Sonderstatus und bietet uns unabhängig von Tabellenkonstellationen die Gelegenheit, in besonderer Atmosphäre für uns und unseren Sport zu werben, aber natürlich auch ein wichtiges Derby zu gewinnen, zumal uns der jüngste Sieg in Weißwasser dahingehend auch Selbstvertrauen gegeben hat.“

Das Event Game ist natürlich auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Dresdner Eislöwen. Welche Auswirkungen hat der bisherige Saisonverlauf auf die wirtschaftliche Lage?
Walsdorf: „Wir haben mit der Erfahrung der letzten Spielzeit natürlich wieder sehr defensiv geplant und dennoch hinken wir im Moment unseren Zielen hinterher. Die letzte Saison hat aber auch bewiesen, dass man im Laufe eines Jahres noch vieles umdrehen kann und daher bin ich zwar angespannt, aber doch ruhiger als in der letzten Saison. Natürlich könnte uns auch das Event Game wirtschaftlich helfen, mögliche Verluste auszugleichen, aber das ist nicht unser primäres Ziel. Vielmehr wollen wir mit möglichen Gewinnen in unsere Zukunft investieren und vor allem unsere Infrastruktur verbessern.“

Dabei soll auch der starke Hauptsponsor Westminster eine tragende Rolle spielen. Doch wie sehr sorgen vollmundige und vielleicht auch provokante Aussagen auf Sponsoren-Ebene zum Aufstieg in die DEL jetzt für einen unangenehmen Boomerang-Effekt?
Walsdorf: „Ich würde sagen, Westminster ist positiv provokant und verfolgt dabei immer eine klare Vision. Ich verstehe, dass das im Umfeld vielleicht anders ankommt, als es letztlich gemeint ist. Aber wir müssen natürlich unabhängig von der aktuellen sportlichen Situation bereits jetzt viele Voraussetzungen schaffen, um irgendwann einmal im Fall X vorbereitet zu sein. Dabei gibt es viele Dinge zu beachten und bereits jetzt anzuschieben, da die Mühlen bekanntlich sehr langsam mahlen. Themen wie unsere Halle, das Fassungsvermögen, die VIP-Ausstattung, ein möglicher Videowürfel oder auch die Flex-Bande gilt es bereits anzupacken und damit auch bei allen Entscheidungsträgern die Absichten zu untermauern. Nichtsdestotrotz sind wir uns natürlich bewusst, dass wir momentan sportlich wie finanziell noch nicht in der Position sind, im Vergleich zu den Topclubs der Liga große Ansprüche anzumelden. Daher kann ich nur an alle Fans appellieren, unsere Planungen für die Zukunft nicht als Größenwahn aufzufassen.“

Interview: Martin Hentschel


Kurznachrichtenticker

  • vor 6 Stunden
  • Die Selber Wölfe (DEL2) sind nach eigenen Angaben zum wiederholten Male mit einer Geldstrafe bedacht worden. Grund seien Becherwürfe im Heimspiel gegen die Dresdner Eislöwen am Freitag vergangener Woche. Sie sprechen von finanziellem Schaden und beflecktem Image und suchen nach den Werfern.
  • vor 2 Tagen
  • Das DEL-Schiedsgericht hat die Sperre von fünf Spielen inklusive einer Geldstrafe gegen Jakob Weber von den Eisbären Regensburg aufrechterhalten, nachdem Weber Berufung gegen das Urteil eingelegt hatte. Somit ist der Verteidiger nun noch drei weitere Spiele gesperrt.
  • vor 2 Tagen
  • Goalie Timo Herden verlässt die Saale Bulls Halle. Der 29-Jährige kam beim Nord-Oberligisten in den vergangenen beiden Spielzeiten auf insgesamt 89 Einsätze.
  • vor 2 Tagen
  • Sascha Paul wird der neue Nachwuchs-Sportchef und Headcoach für den gesamten Nachwuchs von der U7 bis zur U20 bei den Lindau Islanders (OL Süd). Er war von 2018 bis 2022 bereits Sportlicher Leiter beim EVL und folgt auf Spencer Eckhardt, der als Jugendleiter zu einem höherklassigen Club wechselt.
  • vor 2 Tagen
  • Die NHL-Ergebnisse aus der Nacht zum Dienstag: St. Louis Blues – Vegas Golden Knights 1:2 n.V. (0:1, 0:0, 1:0, 0:1) und Vancouver Canucks – Los Angeles Kings 2:3 (1:1, 0:2, 1:0).
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