Anzeige
Montag, 27. Mai 2024

Titeltriumph im eigenen Wohnzimmer: Tschechien entfesselt unfassbare Begeisterung und bricht den eigenen WM-Zuschauerrekord – Genoni: "Medaille hat die falsche Farbe"

Weltmeister im eigenen Land: Ganz Tschechien feierte am Sonntagabend ihre Eishockey-Nationalmannschaft.
Foto: IMAGO / NurPhoto

Es war absoluter Ausnahmezustand am Sonntagabend in Tschechien – schon zum Spiel und nach dem WM-Triumph des Gastgebers 2024 erst recht! Alle Supermarktketten, die normalerweise in Tschechien auch sonntags bis 22 Uhr geöffnet haben, schlossen ihre Filialen aufgrund des WM-Endspiels gegen die Schweiz diesmal schon um 19 Uhr. Die TV-Sender, die bereits im Halbfinale merkten, dass ganz Tschechien nur Eishockey schaut, stellten ihr geplantes Programm um und zeigten nur Wiederholungen. "Die Fans haben uns den ganzen Weg durchs Turnier bis ins Finale getragen", stellte nach dem Titelgewinn ein leicht sprachloser Martin Necas klar. Der pfeilschnelle Spielmacher von den Carolina Hurricanes sagte zur Goldmedaille um seinen Hals weiter: "Von so etwas träumt man als Kind."

In den beiden WM-Arenen in Ostrava und Prag war über das gesamte Turnier gesehen die Hölle los. „Wir haben unseren eigenen Zuschauerrekord gebrochen“, konnte ein stolzer WM-Organisationspräsident Petr Briza bei der Abschlusspressekonferenz des Turniers bereits vor den Spielen am Finaltag verkünden. Letztlich wurde der bereits von Tschechien gehaltene Rekord (2015: 741.690) auf 797.727 Besucher erhöht, die magische Marke von 800.000 nur hauchdünn verfehlt. Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht. Denn sollte Tschechien in acht, neun Jahren die nächste WM ausrichten, werden in Brünn und Pardubice wohl neue Arenen (je ca. 15.000 Plätze) stehen. Mehr als 700 Volunteers sorgten indes in beiden WM-Arenen dafür, dass alles seinen geregelten Gang ging.

Irgendwie passend, dass im Endspiel ausgerechnet Superstar David Pastrnak (Boston Bruins) der Mann des Abends war. Zuvor hatte dieser, der angeschlagen spielte und dennoch keinen Wechsel scheute, keinen einzigen Scorer-Punkt auf seinem Konto gehabt und nach dem 7:3-Halbfinal-Kantersieg über Schweden noch gewitzelt: "Ich muss euch sagen, dass es mir vollkommen egal ist, dass ich noch nicht gescort habe. Meine Tore wurden überhaupt nicht gebraucht – und hoffen wir, dass wir sie auch nicht benötigen werden." Im Finale wurde sein Treffer dann aber eben doch gebraucht – und der Hammer des Rechtsschützen in der 50. Spielminute beim Stand von 0:0 sollte der goldene werden. „Ich dachte nicht, dass es ein Tor gibt, das mich dazu bringt, auf die Knie zu gehen", konnte Pastrnak nach dem Triumph den Moment der Erlösung noch kaum fassen.

Auf der anderen Seite war die Enttäuschung riesig, dass die Schweiz auch im vierten Finalanlauf Gold verpasste und sich mit Silber begnügen musste. Der starke Torhüter Leonardo Genoni hätte sich die MVP-Wahl mit einem Gegentorschnitt von 1,39 und einer Fangquote von über 94 Prozent genauso verdient gehabt wie sein Gegenüber Lukas Dostal – am Ende wurde aber Kevin Fiala zum besten Spieler des Turniers gewählt. „Wenn du im Finale stehst, willst du die Goldmedaille. Nun hat sie die falsche Farbe“, sagte Genoni verbittert nach dem 0:2 im Endspiel. Zum entscheidenden Gegentreffer erklärte er: "Ich habe eigentlich gewusst, was kommt, und Pastrnak aus dem Augenwinkel schon lauern sehen, aber es ging letztlich zu schnell." Weiter auf einsamem Rekordkurs befindet sich derweil Andres Ambühl. Seine 19. Teilnahme brachte den WM-Haudegen im Alter von frischen 40 Jahren auf zehn weitere und damit 141 A-WM-Einsätze. Der Rechtsschütze der Eidgenossen hat seinen eigenen Weltrekordwert damit weiter ausgebaut.

Alles rund um die letzte WM-Woche und weitere Stimmen von David Pastrnak, Martin Necas & Co. sowie von den erst im Finale geschlagenen Schweizern lesen Sie in der aktuellen Print-Ausgabe von Eishockey NEWS, die ab Dienstag im Handel erhältlich ist.

Sebastian Groß/Lothar Martin


Anzeige
Anzeige

Notizen

  • vor 3 Stunden
  • Der dänische WM-Halbfinalist Markus Lauridsen (34) wechselt nach seinem Abschied von den Löwen Frankfurt in die multinationale ICE Hockey League zum HC Pustertal. In der vergangenen Saison verbuchte der Verteidiger bei 42 Einsätzen in der PENNY DEL insgesamt 14 Punkte (zwei Tore, zwölf Assists).
  • vor 5 Stunden
  • Stürmer Davin Maus verlässt den Süd-Oberligisten EHF Passau Black Hawks. Der 21-Jährige war im Sommer 2024 aus Weiden nach Niederbayern gewechselt und verzeichnete in der vergangenen Saison bei 41 Einsätzen im Trikot der Black Hawks elf Scorer-Punkte (vier Tore, sieben Assists).
  • vor 5 Stunden
  • Titelverteidiger Florida Panthers eröffnet die NHL-Saison 2025/26 am 7. Oktober mit einem Heimspiel gegen Chicago. Auch die New York Rangers und Pittsburgh sowie Los Angeles und Colorado duellieren sich am selben Tag. Der komplette Hauptrundenspielplan soll am Mittwoch veröffentlicht werden.
  • vor 2 Tagen
  • Der 40-jährige Allrounder Mario Scalzo geht in seine sechste Saison bei DEL2-Club Eispiraten Crimmitschau. 2024/25 absolvierte der Linksschütze 45 Spiele (ein Tor, acht Vorlagen).
  • vor 2 Tagen
  • Der bisherige Asisstenztrainer Jan Barta wird Sportdirektor der Löwen Frankfurt (PENNY DEL). Das Amt hatte er nach der Beurlaubung von Daniel Heinrizi kommissarisch bereits gemeinsam mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Stefan Krämer übernommen.
Anzeige

Die Eishockey NEWS-App

Lesen Sie jetzt alles über die schnellste Mannschaftssportart der Welt auf Ihrem Tablet oder Smartphone. Alle deutschen Ligen, die NHL und die europäischen Clubs finden Sie auf einen Klick. Mit allen Artikeln und Bildern.