Vadim Kulabuchov, 1. Vorstand des Stammvereins, distanziert sich von den Taten von Finn S. Sponsoren wollen Regionalligist Adendorfer EC nun retten.
Vadim Kulabuchov (34) ist nicht nur Kapitän des Regionalligisten Adendorfer EC, sondern auch 1. Vorsitzender des Stammvereins, der allerdings in keiner Verbindung zur Adendorfer EC Eishockey-Betriebs UG steht, die von Finn S. betrieben wurde, der vom Amtsgericht Lüneburg wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes ohne Körperkontakt zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt worden ist (Eishockey NEWS berichtete). Kulabuchov schildert im Interview, wie es im Verein und auch mit der UG weiter gehen soll.
Herr Kulabuchov, wie geht es Ihnen in der aktuellen Situation? Wie geht der Verein damit um?
Vadim Kulabuchov: „Ehrlich gesagt geht es mir nicht gut, seit einer Woche prasselt vieles auf mich ein, wofür ich nichts kann. Es ist eine sehr schwierige Situation, das Ganze war ein riesiger Schock für uns und eine schreckliche Nachricht für unser kleines Eishockeydorf Adendorf. Wir haben über Jahre hinweg ein relativ gutes, dörfliches Eishockeykonstrukt aufgebaut und dann kommt nun so etwas an die Öffentlichkeit. Sie können sich vorstellen, dass das ein herber Rückschritt für uns ist!“
Herr S. ist am 5. Dezember verurteilt worden. Am 17. Dezember hat ein lokales Nachrichtenportal erstmals berichtet. Wann hat der Vorstand des AEC davon erfahren, dass es Ermittlungen, einen Prozess, ein Urteil gibt?
Kulabuchov: „Mein Kenntnisstand war Null. Die betroffene Person hat mir die ganze Geschichte kurz vor dem Erscheinen des ersten Artikels erzählt. Vom Vorstand und den Ehrenamtlichen im Verein wusste niemand etwas. Hätte die Zeitung nicht darüber berichtet, wäre es bis heute nicht an der Öffentlichkeit.“
Es gab wirklich niemanden, der davon wusste?
Kulabuchov: „Doch, es gab Mitwisser, das hat sich mittlerweile auch herauskristallisiert. Aber wir haben reagiert und den Personen Hausverbot erteilt. Sie dürfen auch die Eishalle nicht mehr betreten. Das Gleiche gilt für Herrn S. Er wird nichts mehr mit uns zu tun haben!“
Es wird der Eindruck erweckt, dass alle Arbeiten rund um die Regionalliga-Mannschaft eine One-Man-Show von Herrn S. gewesen sind und er auch für den Stammverein öffentlich in Erscheinung getreten ist. Hat man ihm wirklich so viel Macht gegeben und ihn nicht kontrolliert?
Kulabuchov: „Ja, es ist richtig. Es war eine One-Man-Show, das war uns auch bewusst, aber der Verein hatte darauf keinen Einfluss. Mir ist eines sehr wichtig darzustellen, weil das in der Öffentlichkeit oft verzerrt wird. Es gibt auf der einen Seite den Stammverein mit dem Nachwuchs. Davon bin ich der Vorstand. Auf der anderen Seite gibt es die Betriebs-UG, das ist eine private Firma, die die Regionalligamannschaft betreibt. Davon war Herr S. Gesellschafter und Geschäftsführer. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, die aber in der Öffentlichkeit unter demselben Namen laufen. Wir distanzieren uns aber völlig von den Geschehnissen. Wir werden, können und dürfen so etwas niemals tolerieren. Es wird auch nie wieder eine Zusammenarbeit mit Herrn S. geben.“
Denkt der Vorstand über einen Rücktritt nach, um einen kompletten Neuanfang zu ermöglichen oder wollen sie beim Neuanfang helfen?
Kulabuchov: „Es stimmt, man kann uns tatsächlich schlechtes Krisenmanagement vorwerfen. Herr S wird bei uns nie wieder eine Aufgabe übernehmen. Wir arbeiten mit den Sponsoren daran, das Konstrukt aber beizubehalten. Wir stecken den Kopf jetzt nicht in den Sand und geben alles auf. Wir sind nicht die Schuldigen an dieser Einzelaktion. Wir haben jetzt in den Jahren seit Covid den Standort stärker gemacht und daher wollen wir eine Lösung für die Zukunft haben.“
Das heißt, die UG bleibt und es wird ein neuer Geschäftsführer gesucht?
Kulabuchov: „Ja, aber nicht nur das, sondern auch neue Gesellschafter. Aktuell ist besprochen, dass die Gesellschaft für einen symbolischen Betrag verkauft wird und somit Herr S. raus ist. Wir sind auf der Suche nach einem Käufer der Firma und somit auch einem neuen Geschäftsführer.“
Welche Rollen spielen ihre Sponsoren?
Kulabuchov: „Eine sehr große, weil diese auch die größten Geldgeber für uns sind. Sie positionieren sich genauso wie wir. Wir wollen den Eishockeystandort erhalten und helfen bei der Suche nach einem neuen Eigentümer und Geschäftsführer mit. Unser wichtigster Treiber ist unser Hauptsponsor Cartoflex. Hier bemüht man sich sehr um unsere Zukunft.“
Interview: Michael Bauer