Zum Spiel zwischen Essen und Ratingen kamen am 19. Oktober 2.644 Fans.
Foto: Dirk Unverferth
Eigentlich ist es so, dass die Zuschauerzahlen von oben her von Liga zu Liga absinken. Im Fußball ist das seit einigen Jahren anders, was an cleverem Marketing von einigen Unterklassen-Clubs oder einer beeindruckend kreativen Fanszene liegt, was schon länger im Bereich des Fußballs das Magazin 11 Freunde in Reportagen aufgreift. Auch bei Handball und Basketball gibt es inzwischen etliche lokale Ausschläge nach oben. Und inzwischen muss dabei auch der Eishockeysport genannt werden, genauer gesagt die Regionalliga West, wo gleich mehrere Clubs schon vor der in Sachen Zuschauerzuspruch so attraktiven Weihnachtszeit im Schnitt über 1.000 Fans begrüßen können.
Die Eisadler Dortmund, die am vergangenen Freitag beim Spitzenspiel gegen die Diez-Limburg Rockets (6:3) 2.251 Fans begrüßen konnten (und bei der Jahresversammlung vermeldeten, dass sie 432 Dauerkarten verkauft haben), haben sich ihren Zuschauerzuspruch durch sportlichen Erfolg und geschicktes Marketing beschert. Und das ist im Schatten der Westfalenhalle keine Selbstverständlichkeit, da der Club in einem der wenigen noch an den Seiten offenen deutschen Eisstadien spielt. Bisherige Zahlen bei den Heimspielen 2025: 1.864 gegen Dinslaken, 1.835 gegen Bergisch Gladbach und nun 2.251 gegen Diez-Limburg. Macht einen Schnitt von 1.983 Zuschauern.
Bei Grefrath Phoenix (Schnitt 702, einmal mehr als 1.000 Fans) sind die lokale Verwurzelung der Spieler und das Prinzip „Pay what you want“ der Grund. Der Besuch eines Spiels wird so zur Anerkennung der Vereinsphilosophie. Durchaus etwas unerwartet ist der Zuschauerboom in Essen angesichts der Ereignisse in der Sommerpause. Einige Schwarzmaler sahen mit dem Aus der Moskitos schon den völligen Untergang des Eishockeysports in der Ruhrgebietsstadt. Im Vorjahr wurde in der Oberliga ein Schnitt von 1.857 Fans pro Spiel erreicht. Die Clubführung der Eagles hatte nun einen Schnitt von 800 im Blick, mit im Schnitt etwa 600 Fans hatte der letzte Neuanfang in der Regionalliga begonnen. Recht haben nun jene behalten, die prophezeiten, dass ein weiter an der Spitze stehender Thomas Böttcher keine Rolle spielen werde, wenn sich ansonsten komplett neue Leute für den Club engagieren. Nach drei Heimspielen liegt der Schnitt mit 1.591 sogar besser als im Vorjahr. Dass zum Derby gegen die Ratinger Ice Aliens am 19. Oktober 2.644 Zuschauer kamen, hatte am Westbahnhof jedoch niemand erwartet.
Neidische Blicke gibt es in Richtung der Clubs nicht nur von Liga-Rivalen, sondern auch von den Oberligisten aus dem Westen. Die Füchse Duisburg kommen aktuell nur auf knapp 1.200 Fans. Die Hammer Eisbären (823) und die Herner Miners (1.192) merken derweil, dass weniger Derbys und eine zu hohe Zahl von „Ergebnisfans“ im eigenen Lager einem schnell den Zuschauerschnitt verhageln können. Reisefreudige Auswärtsfans und die wenigen Derbys sorgen nur in Herne noch für über 1.000 Zuschauer auf den Rängen. Jeweils acht Clubs der Nord- und Süd-Oberligisten spielen durchweg vor über 1.000 Zuschauern.
Mithalten können von den unterhalb der Oberliga spielenden Clubs nur die Bären Neuwied aus der CEHL, die im Schnitt in dieser Saison fast 1.000 Fans zu Spielen der Pokal- und Hauptrunde begrüßen konnten. In der Baden-Württemberg-Liga sind 500 Fans wie in Zweibrücken oder Heilbronn schon ein Erfolg. Die 1.000er-Marke wird in der Regionalliga Ost bei einigen Spitzenspielen und Derbys in den Blick genommen: 1.847 Fans sahen das Spiel Chemnitz gegen Schönheide am 25. Oktober. In Chemnitz hat man sich die Vierstelligkeit als ein Ziel der Weiterentwicklung des Clubs gesetzt.
Vierstellige Zuschauerzahlen in der Regionalliga Nord bringen direkte Duelle der Hamburg Crocodiles, des Adendorfer EC und der Beach Devils Timmendorf. Die Bestmarke von 1.955 Fans gab es zum Saisonauftakt beim Derby Crocodiles gegen HSV, am Freitag sahen 1.655 Zuschauer das 2:4 der Crocdiles gegen Adendorf. Der AEC selbst konnte bereits 1.520 Fans gegen den HSV (31. Oktober) und 1.367 gegen Salzgitter (24. Oktober) begrüßen.
In der Bayernliga haben derzeit Landsberg und Peißenberg einen vierstelligen Schnitt. Das Spiel zwischen Landsberg und Kempten sahen am Freitag sogar 1.770 Fans – die Riverkings feierten dabei ihr 70-jähriges Jubiläum. Auch Schweinfurt kommt mit 994 mittlerweile sehr nahe an die Vierstelligkeit heran. In der fünftklassigen Landesliga hat der ehemalige Oberligist Sonthofen bisher im Schnitt 800 Fans.
Markus Terbach/Michael Bauer