Finnland steht zum fünften Mal ganz oben bei der U20-Weltmeisterschaft.
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Finnland hat sich in einem packenden Finale gegen die US-Auswahl die dritte Goldmedaille in den letzten sechs Jahren bei den World Juniors gesichert. Es war der insgesamt fünfte Triumph für die Skandinavier bei einer U20-Weltmeisterschaft nach 1987, 1998, 2014 und 2016. Das Siegtor zum 3:2 fiel erst 86 Sekunden vor der Schlusssirene, als sich einer der prognostizierten Top-Picks des NHL-Drafts 2019 mit seinem zweiten Treffer des Turniers zum Gold-Helden aufschwang. Zuvor hatte sich die U20 Russlands gegen den Schweizer Nachwuchs dank des dritten Abschnitts zumindest Bronze gesichert. Die deutsche U20-Nationalmannschaft steht bei der kommenden U20-WM nach Bekanntgabe der Gruppen vor einer Herkulesaufgabe.
Nach einem torlosen ersten Drittel war es Angreifer Jesse Ylonen vorbehalten, mit seinem dritten Treffer des Turniers für die Führung der Finnen zu sorgen (32.). Als Verteidiger Otto Latvala bei exakt 46:00 Minuten Spielzeit das 2:0 markierte, standen die US-Boys mit dem Rücken zur Wand - doch sie antworteten eindrucksvoll: Die beiden Stürmer Alexander Chmelevski und Josh Norris brachten den Nachwuchs der USA zurück in die Partie und glichen innerhalb von 106 Sekunden aus (48., 49.). Als viele in der Rogers Arena in Vancouver schon mit der Verlängerung rechneten, schlug die Stunde des 17-jährigen Kaapo Kakko. Der Angreifer, der auf Rang zwei hinter Jack Hughes (der übrigens zum 1:2 assistierte) für den NHL-Draft 2019 gelistet ist, versenkte einen Rebound nach Henri Jokiharjus Schuss von der blauen Linie über den Schoner von US-Goalie Cayden Primeau hinweg zum siegbringenden 3:2.
"Ich kann mir keinen besseren Typen vorstellen, der dieses Tor schießt, als Kaapo", sagte Finnlands Goalie Ukko-Pekka Luukkonen, der ins All-Star-Team des Turniers gewählt wurde, nach Spielschluss. "Er hat es verdient. Er hat ein super Turnier gespielt." Ganz anders natürlich die Gemütslage bei den US-Amerikanern, die mit der Silbermedaille ihre Serie an Medaillen auf vier Jahre in Folge ausbauen konnten. "Hockey ist ein Spiel von Fehlern, denke ich. Und sie haben die ausgenutzt, die wir gemacht haben. Wir konnten das nicht bei denen, die sie gemacht haben. Und das, denke ich, war der Unterschied in der Partie", gab der MVP des Turniers, Ryan Poehling, zu Protokoll. "Wenn wir in Zukunft darauf zurückschauen, werden es vielleicht schöne Erinnerungen sein. Aber im Moment ist es einfach beschissen, dass wir verloren haben. Ich hätte es gerne anders gestaltet", war die Enttäuschung von Jack Hughes zu spüren.
Zuvor hatte sich Russland den dritten Rang und damit die Bronzemedaille mit einem 5:2 (2:0, 1:2, 2:0) über das Überraschungsteam aus der Schweiz gesichert, das damit die zweite Medaille bei einer U20-WM nach Bronze 1998 knapp verpasste. Kirill Slepets war mit einem Hattrick der überragende Mann auf dem Eis. Der 19-Jährige erzielte das 1:0 (5.), 4:2 (47.) und 5:2 (58.). Für den Gamewinner sorgte jedoch ausgerechnet Russlands Kapitän Klim Kostin (19) mit seinem zwischenzeitlichen 3:1 in der 33. Minute. Der Angreifer wurde mit Buh-Rufen von den Rängen bedacht, nachdem er mit Aussagen über den Spielstil von Kanadas Spielführer Maxime Comtois während der WM für Aufsehen gesorgt hatte. Für den weiteren Treffer für Russland sorgte Nikita Shashkov (14.). Aufseiten der Schweizer, die das Spiel lange offen hielten und nie aufsteckten, trafen Valentin Nussbaumer (25.) und Yannick Bruschweiler (36.).
Nach dem Ende des Turniers stehen jetzt bereits die Gruppen für die World Juniors 2020 (26. Dezember 2019 bis 5. Januar 2020) in Tschechien fest: In Gruppe A werden in Trinec Finnland, die Schweiz, Schweden, die Slowakei und Kasachstan um die Plätze im Viertelfinale kämpfen. Die Gruppe B, die ihre Partien in Ostrava austragen wird, verdient sich den Namen "Hammergruppe": Dort trifft die deutsche U20 nach ihrem Aufstieg auf die Auswahlen aus den USA, Russland, Kanada und auf Gastgeber Tschechien.
Michael Bayer