Bundestrainer Toni Söderholm an der DEB-Bande in Aktion.
Foto: IMAGO / ActionPictures
Es war nach der besten Vorrunde der WM-Historie und dem Viertelfinaleinzug 2019 der nächste Schritt, den das DEB-Team mit Platz vier in Riga gegangen ist. Langsam entwickelt die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ein neues Selbstverständnis im internationalen Vergleich. Der Bundestrainer spricht im WM-Rückblick über ein Team voller Opferbereitschaft, den Turnierverlauf, besondere Akteure und Entwicklungen sowie über die Lage und Ziele der Nationalmannschaft. Das sagt Toni Söderholm…
… über die mentale Entwicklung der Mannschaft: „Im mentalen, emotionalen Bereich sind wir etwas aus unserem Käfig ausgebrochen. Wir haben alle Emotionen in die Spiele hineingesteckt und haben uns nicht zurückgehalten. Dass man sich mental und körperlich auf zehn Spiele in 16 Tagen vorbereitet – das ist auch eine Art von Opferbereitschaft.“
… über die angesprochene Opferbereitschaft seiner Auswahl: „Es geht um mehr, als nur Schüsse zu blocken. Es geht auch darum, dass wir als Erster an der Scheibe sind. Ob wir bereit sind, vor dem gegnerischen Tor zu stehen, auch wenn es wehtun kann. Härte im Eishockey ist nicht nur, Checks zu fahren, sondern auch und besonders, Checks anzunehmen. Das ist fast die härtere Form von Härte im Eishockey. Es gab mehrere Szenen, in denen unsere Spieler komplett furchtlos zur Scheibe gingen, um diese als Erster zu berühren. Das war das Beeindruckende. In der Kabine hat eine gewisse Bruderschaft geherrscht. Jeder hat sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für den anderen geopfert.“
… über den Vergleich zwischen den Viertelfinals 2019 und 2021: „Wir sind ruhig geblieben und haben einfach nur weitergespielt. Wir waren geduldig und haben nichts forciert. Das war die große Entwicklung. Wir sind nicht vom Spielplan der Mannschaft abgerückt. Natürlich wird es nicht immer klappen, dass man am Ende bei sechs gegen fünf den Ausgleich erzielt. Und natürlich sollte man sich nicht in diese Lage bringen. Trotzdem war das Spiel einfach viel ruhiger als das Viertelfinale 2019. Und diese Geduld hat die Mannschaft auch schon vorher im Turnierverlauf bewiesen.“
… über die All-Star-Nominierungen von Moritz Seider und Korbinian Holzer: „Beide waren stabil über das gesamte Turnier hinweg. Korbinian hat vielleicht mehr in der Defensive und in Unterzahl seine Fähigkeiten in die Mannschaft eingebracht. Moritz mehr im Spielaufbau, er hat viel Ruhe an der Scheibe gezeigt. Beide waren absolute Schlüsselspieler für uns und haben den Platz im All-Star-Team komplett verdient.“
… über das mögliche Fehlen eines echten Torjägers im Team: „Wir haben schon genügend Spieler, die Tore schießen können. Es geht für mich eher um die Frage, wie wir zu Torchancen kommen. Oftmals ist die Scheibe nach zwei, drei Pässen einfach weg. Aber die technischen Fähigkeiten unserer Spieler sind viel besser geworden. Die Zweikämpfe in der offensiven Zone mit der Scheibe sind nun ein Schlüssel: Man darf sich vom Gegner nicht in die Ecken zwingen lassen. Die beste offensive Mannschaft nutzt diese Zeit in der offensiven Zone auch, um sich zu verteidigen. Wir müssen uns öfter über längere Zeit in der offensiven Zone etablieren.“
… über die Entwicklung des Teams seit seiner Amtsübernahme als Head Coach und den weiteren Weg: „Ich bin sehr zufrieden damit, wo wir momentan stehen. Gleichzeitig muss man sagen: Es ist okay, dass wir jetzt einen vierten Platz gefeiert haben. Aber ein zweites Mal will ich keinen vierten Platz feiern, weil wir uns hohe Ziele setzen sollten. Wir sollten an das glauben, was die Spieler können. Wird es jedes Jahr funktionieren? Das weiß ich nicht und das ist schwierig zu sagen. Aber zumindest sollten wir auf allen Ebenen nicht von erfolgreichen Spielen überrascht sein.“
Das komplette Gespräch mit dem Bundestrainer zur Eishockey-WM 2021 und zur Entwicklung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe von Eishockey NEWS!