Bundestrainer Toni Söderholm hat mit der Nationalmannschaft einen vollen Terminkalender.
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Bundestrainer Toni Söderholm (43) war am Donnerstag beim Testspiel zwischen Köln und Mannheim zu Gast. Unser Mitarbeiter Ivo Jaschick nahm während einer Drittelpause die Gelegenheit wahr, sich mit ihm zu unterhalten.
Herr Söderholm, heute hier in der Kölnarena 2 beim Vorbereitungsspiel der Haie gegen die Adler Mannheim – was treibt Sie hierhin?
Toni Söderholm: „Ich bin jetzt in den kommenden Wochen ein Reisender in Sachen Eishockey! Ich besuche verschiedene Vereine, schaue mir viele Spiele an, um mir ein Bild von einigen Spielern und der Vorbereitung zu machen.“
Sehen Sie sich dann hier direkt den nächsten PENNY-DEL-Meister Adler Mannheim an?
Söderholm: „Nein, zu diesem Zeitpunkt ist es auch noch viel zu früh, etwas darüber zu sagen, bevor ich einen Überblick über die ganze Liga bekommen habe – aber Mannheim gehört sicherlich, zumindest vom Papier her, zu einem meiner ganz sicheren Meisterschaftskandidaten!“
Wie sehen Sie die Situation mit den Zuschauern? Es sind wieder einige zugelassen!
Söderholm: „Ich freue mich! Es ist unheimlich wichtig für den Sport an sich, aber auch für die Spieler. Sie dürfen sich und den Eishockeysport wieder dem Publikum, den Fans präsentieren. Für die Fans ist es aber auch wieder etwas ganz Besonderes, sie können ihren Sport wieder hautnah erleben, sitzen in der ersten Reihe. Es ist meiner Meinung nach für alle eine prima Sache.“
Begeben wir uns mal kurz zurück nach Riga zur Weltmeisterschaft mit dem hervorragenden 4. Platz! Was können Sie jetzt mit dem Abstand von einigen Monaten sagen?
Söderholm: „Wir haben ein starkes Turnier gespielt, mit einem sehr positiven Ergebnis für uns. Es kamen sehr viele Sachen zum Vorschein, auf denen wir durchaus aufbauen können. Ich konnte sehen, wie sich eigentlich alle Spieler sehr gut entwickelt und die Marschrichtung voll umgesetzt haben. Auch haben wir eine größere Breite in unserem Kader, was auch bedeutet, dass wir positiv in die Zukunft schauen können.“
Das war der Rückblick, wie sieht die Zukunft aus?
Söderholm: „Wir haben im kommenden Eishockeyjahr einen vollen Terminkalender vor uns – es fängt mit dem Deutschland Cup in Krefeld an, dann kommt Olympia und schließlich die WM in Finnland. Es steht also viel an und wir müssen langsam mit der Vorbereitung anfangen.“
Stichwort ‚Weltmeisterschaft in Finnland‘ – es ist doch ein Heimspiel für Sie!
Söderholm: „Als Spieler habe ich damals 2003 die Heim-WM leider verpasst – ich war einer der letzten, der aus dem Kader gestrichen wurde. Ich hoffe natürlich, dass ich dann wenigstens bei dieser Heim-WM teilnehmen werde!“
Spiele gegen Finnland sind für Sie naturgemäß etwas Besonderes?
Söderholm: „Ja, ich denke schon! Meine ganze Eishockeyausbildung ist dort vonstatten gegangen, ich kenne die Gedanken, die Art und Weise meiner Landsleute Eishockey zu spielen. 2019, als wir das erste Mal gegen mein Heimatland angetreten sind, war es schon ein etwas komisches Gefühl. In Riga haben wir zweimal gegen sie gespielt und beide Male knapp verloren – es hätte auch anders ausgehen können.
In Ihrer aktiven Zeit waren Sie Verteidiger, wie sieht Ihre Spielphilosophie aus?
Söderholm: „Die meisten Trainer gehen ja immer von einer starken Abwehr aus! Aber da gibt es auch schon Unterschiede. Die Offensive muss schon stimmen. Aber ich versuche, dass wir uns in jeder Situation auch defensiv gut verhalten. Wir müssen aber immer eine gewisse Aggressivität und Kreativität an den Tag legen. Ohne klare Strukturen im Spiel kann man meiner Meinung nach keinen Erfolg haben. Das Spiel ist so schnell, dass wenn du nicht weißt, wo deine Mitspieler, aber auch Gegner sind, dann hast du verloren.“
Was sagen Sie zu der Entwicklung der Deutschen in der NHL?
Söderholm: „Es ist eine logische Entwicklung, die jetzt im amerikanischen Eishockey stattfindet. Krupp, Sturm, Seidenberg, Ehrhoff spielen jetzt nicht mehr dort und es kommen halt viele „junge Wilde“, die versuchen, auch diesen Weg zu gehen. Und dieser positive Verlauf lenkt die Blicke der NHL-Scouts immer öfter auf hiesige Spieler.“