Justus Böttner ist der einzige Spieler eines Oberligisten, der es in den WM-Kader der deutschen U20-Nationalmannschaft geschafft hat.
Foto: Wannemacher
Wenn die deutsche U20-Nationalmannschaft am Sonntag um 20.00 Uhr deutscher Zeit in Edmonton gegen Finnland die Weltmeisterschaft eröffnet, wird auch Justus Böttner mit von der Partie sein. Der 19-jährige Verteidiger steht normalerweise für die TecArt Black Dragons Erfurt in der Oberliga Nord auf dem Eis. Erst bei einem Vier-Nationen-Turnier in Norwegen im November feierte der gebürtige Arnstädter sein Debüt in der Juniorennationalmannschaft. Im Interview spricht Böttner über seinen durchaus ungewöhnlichen Weg ins DEB-Team, seine etwas überraschende Nominierung und seine Ziele für die Weltmeisterschaft.
Herr Böttner, Sie haben es als einziger reiner Oberligaspieler in den finalen WM-Kader geschafft. Macht Sie das besonders stolz?
Justus Böttner: „Das stimmt. Das ist definitiv etwas Besonderes. Es zeigt aber, dass der Weg auch über die Oberliga möglich ist, wenn man viel Eiszeit bekommt und gute Leistungen abliefert.“
Haben Sie in den vergangenen Wochen ernsthaft daran geglaubt, nominiert zu werden?
Böttner: „Als ich im November beim Vier-Nationen-Turnier in Lillehammer dabei sein durfte und anschließend gutes Feedback erhalten habe, wurde das Ganze für mich realer. Ab da habe ich auch daran geglaubt, dass ich für die WM nominiert werde. Spätestens mit der Nominierung für den Vorbereitungslehrgang in Füssen hat sich das weiter verfestigt und jetzt bin ich einfach mega happy, dass ich dabei bin.“
Wie groß wird die Herausforderung, gegen die besten Spieler der Welt aus dem eigenen Jahrgang zu spielen? Teilweise geht es ja gegen Akteure, die sogar schon in der NHL auf dem Eis standen…
Böttner: „Das wird auf jeden Fall ein sehr, sehr spannender Vergleich. Gerade von der Schnelligkeit her wird das bestimmt eine große Umstellung werden. Ich bin gespannt, wie groß diese Unterschiede letztlich tatsächlich sein werden. Da werde ich definitiv viele neue Erfahrungen sammeln. Das Gleiche gilt übrigens auch für das Spiel auf der kleineren Eisfläche. Ich habe mir von einem Freund, der schon Erfahrungen damit hat, ein paar Tipps geholt, aber selbst, habe ich bisher nur auf der größeren Eisfläche gespielt.“
Wurden Sie von U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter auch in der Oberliga beobachtet?
Böttner: „Zu Gast in Erfurt war er meines Wissens nicht. Für den ersten Kontakt hat mein Trainer in Erfurt Raphael Joly gesorgt. Er hat mich im vergangenen Jahr mal auf das Thema angesprochen. Zunächst habe ich nicht wirklich daran geglaubt, dass es möglich ist, als Oberligaspieler in die Nationalmannschaft zu kommen. Er hat aber den Kontakt zu Herrn Abstreiter hergestellt und blieb hartnäckig. Irgendwann sollte ich dann mal ein Video mit einigen guten Szenen von mir schicken. Daraufhin wurde ich dann auch für das Turnier in Lillehammer eingeladen. Zusammengefasst kann man also sagen, dass ich es auch meinem Vereinstrainer zu verdanken habe, dass ich nun bei der WM dabei sein darf.“
Welche Trainingseindrücke haben Sie bisher?
Böttner: „Wir verstehen uns alle sehr gut. Das sind alles super Kerle um mich herum. Und auch aus den Trainingseinheiten kann ich sicherlich zahlreiche neue Erfahrungen mitnehmen.“
Wie lauten die Ziele für die WM?
Böttner: „Wir wollen auf jeden Fall erneut das Viertelfinale, sprich die K.-o.-Runde, erreichen. Außerdem geht es natürlich immer darum, Eindruck zu hinterlassen. Deutschland wird ja von manchen Eishockeynationen immer noch etwas belächelt. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, den Ruf vom deutschen Eishockey weiter zu verbessern.“
Und aus persönlicher Sicht?
Böttner: „Zunächst will ich mir so viel Eiszeit wie möglich erarbeiten und dann der Mannschaft natürlich bestmöglichst helfen. Darüber hinaus will ich die große Bühne natürlich auch mit Blick auf meine weitere Karriere nutzen, mich von meiner besten Seite zeigen und ebenfalls Eindruck hinterlassen.“
Interview: Sebastian Saradeth
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