Wie im vergangenen Jahr durften die DEB-Akteure im WM-Match gegen Italien gleich neun Tore bejubeln.
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Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft steht bei der A-Weltmeisterschaft in Finnland ganz dicht vor dem Viertelfinaleinzug. Die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm zeigte am Freitagnachmittag gegen Italien eine spielerisch überzeugende, über weite Strecken konzentrierte Leistung und fertigte den Außenseiter mit 9:4 (4:0, 2:1, 3:3) ab. Alexander Karachun, Yasin Ehliz sowie Daniel Fischbuch trafen dabei jeweils doppelt für das DEB-Team, welches nun vier Dreier in Folge eingefahren hat und mit Kasachstan am Sonntag (15.20 Uhr; live bei SPORT1 und MagentaSport) die nächste machbare Aufgabe vor der Brust hat.
Das kreative, spielfreudige deutsche Team hatte im ersten Drittel gegen in allen Belangen harmlose Italiener nie ernsthafte Schwierigkeiten – und führte folgerichtig nach etwas mehr als sechs Minuten bereits mit 2:0. Zunächst erzielte Alexander Karachun mit einem Schuss aus der Drehung das erste WM-Tor seiner Karriere (6.), und nur 76 Sekunden später zog Kai Wissmann von der rechten Seite vor das italienische Gehäuse und schloss die Einzelaktion mit seiner Rückhand ab. Auch für den Verteidiger der Eisbären aus Berlin war es der Premierentreffer bei einer A-Weltmeisterschaft.
Im weiteren Verlauf des Auftaktdurchgangs blieb das Geschehen einseitig – und die DEB-Auswahl machte mit dem Toreschießen munter weiter. Yasin Ehliz fälschte einen Schuss von Dominik Bittner zum 3:0 ab (14.), beim 4:0 bezwang Daniel Fischbuch den italienischen Goalie Justin Fazio mit dem Ende eines deutschen Überzahlspiels im kurzen Eck (18.). Fazio war nach dem dritten Gegentreffer für Davide Fadani eingewechselt worden, musste zwischen den Pfosten allerdings feststellen, dass im ersten Abschnitt sogar noch mehr Tore für das DEB-Team möglich gewesen wären. Das trübte die gute deutsche Leistung jedoch nicht.
Bei Fischbuchs 4:0 verzeichnete Lukas Reichel im Übrigen prompt seinen ersten Turnier-Assist. Der Angreifer kam wie der ebenfalls aus der American Hockey League nachgekommene Defender Leon Gawanke zu seinem ersten Einsatz in Finnland, Leo Pföderl und Korbinian Holzer pausierten dafür. Auch NHL-Keeper Philipp Grubauer gehörte diesmal nicht zum DEB-Aufgebot. Das deutsche Tor hütete dafür Mathias Niederberger, für den gegen Italien indes keine Hauptrolle vorgesehen war.
Denn die DEB-Auswahl kontrollierte das Match auch im zweiten Drittel ohne größere Mühe und hatte weiterhin Lust auf Offensivaktionen. Das Resultat waren zwei weitere deutsche Treffer – und Reichel war nun endgültig im Turnier angekommen: Der 20-Jährige vollendete beim 5:0 eine schnelle Powerplay-Kombination über Marc Michaelis sowie Marcel Noebels (26.) und bediente beim 6:1 von hinter dem italienischen Gehäuse Fischbuch, der per Direktabnahme aus dem Slot abschloss (35.). Dazwischen hatte Tommaso Traversa einen Schuss von Verteidiger Enrico Miglioranzi zum italienischen Ehrentor abgefälscht (26.).
Defensiv hatten die Italiener den aus ihrer Sicht verkorksten Nachmittag allerdings noch längst nicht überstanden. Das DEB-Team blieb nämlich trotz des deutlichen Vorsprungs auch im dritten Durchgang aktiv im Spiel nach vorne – und legte schnell die Treffer sieben und acht nach: Jeweils per Direktabnahme aus halbrechter Position schnürten nun auch Ehliz (42.) sowie Karachun (43.) den Doppelpack, beide Male war der bei der Weltmeisterschaft bis dahin noch punktlose Daniel Schmölz als Assistent beteiligt.
So war das einzige kleine Ärgernis aus deutscher Perspektive das zu sorglose Abwehrverhalten im weiteren Verlauf des Schlussabschnitts, welches den Italienern Ergebniskosmetik durch Tore von Luca Frigo (48.; Alleingang), Daniel Mantenuto (50.; Abfälscher) sowie Ex-DEL-Stürmer Alex Petan (60.) ermöglichte. Und weil auf der anderen Seite Samuel Soramies zum neunten deutschen Treffer abstaubte (58.) und damit ebenfalls erstmals bei einer A-Weltmeisterschaft einnetzte, stand letztlich kurioserweise mit dem 9:4 für die DEB-Auswahl das identische Resultat wie im vergangenen Jahr gegen Italien in der Statistik.
„Wir haben in den ersten zwei Dritteln ziemlich verantwortungsvoll gespielt – mit einer gewissen Lockerheit und guten Pässen. Wir haben mentale Reife gezeigt“, würdigte Söderholm im Interview bei SPORT1 die Leistung seiner Mannschaft.
Stefan Wasmer