Das Päckchen, das sich die deutsche Nationalmannschaft durch Regelverstöße eingebrockt hatte, war letztlich zu groß für die Aufholjagd ab der Spielmitte.
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Die deutsche Nationalmannschaft ist im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2022 ausgeschieden. 4:1 gewann Tschechien, das sich auf sein Powerplay verlassen konnte: Die ersten drei Tore fielen in Überzahl. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes steigerte sich ab der Spielhälfte, kam auf Schlagdistanz, vergab allerdings zu viele Chancen – und hatte allein dreimal Pfostenpech. Lukas Reichel in einer ersten Reaktion: „Wir haben im Großen und Ganzen ein sehr gutes Turnier gespielt, wir können zufrieden sein." Das Aus sei „ein bisschen frustrierend. Wenn du keine Tore schießt, kannst du kein Spiel gewinnen - so war es halt."
Bundestrainer Toni Söderholm ging zum Viertelfinale keine Experimente ein, was den Kader betraf. Statt der eingespielten Reihen mussten die Deutschen aber schon nach 35 Sekunden (Ausschluss: Yasin Ehliz) auf ihre Unterzahlformationen umstellen. Sofort entfachte die tschechische Topreihe Druck und kam zu ersten Chancen – und gegen Ende der Powerplays klingelte es. Eine schöne Kombination schloss Superstar David Pastrnak frei auf links zum 1:0 ab (3.). Die deutsche Auswahl hatte noch gar nicht recht ins Spiel gefunden, da erhöhten die Tschechen im nächsten Überzahlspiel (Ausschluss: Daniel Fischbuch) auf 2:0: Eine Direktpass-Stafette schloss Roman Cervenka von rechts ab (11.). Erst danach griff der deutsche Forecheck besser, erst dann kam man durch die frühen Attacken der laufstarken und aggressiven Gegner durch. Die Deutschen erspielten sich erste Chancen, etwa durch einen Abfälscher Lukas Reichels (14.). Reichel scheiterte kurz vor der Pause bei einem 4-gegen-4 am langen Pfosten.
Im zweiten Abschnitt griff die tschechische Umklammerung wieder. Rund um die 25. Minute fand der DEB keinen Weg aus dem eigenen Drittel für zwei, drei Wechsel. Torhüter Philipp Grubauer parierte in höchster Not den Versuch Jiri Cernochs aus der Nahdistanz. In der 28. Minute wehrte er dann bei einem 2-auf-1-Konter den Schuss Matej Blümels von halblinks ab, war danach als Ausputzer bei einem tschechischen Steilpass zur Stelle.
In einem Powerplay zur Spielhälfte (Ausschluss: Cervenka) fanden die Deutschen dann endlich richtig ins Spiel. Sie erspielten sich einige Schüsse – der Anschlusstreffer fiel nicht. Stattdessen kam Tschechien zum dritten Powerplay (Ausschluss: Korbinian Holzer) – und dem dritten Tor. David Krejci feuerte eine Direktabnahme aus den linken Bullykreis ins Netz (33.). Deutschland war nun feuriger, konsequenter, selbstbewusster - betrieb aber Chancenwucher. Ein Beispiel: Bei einem 2-auf-1-Gegenzug traf Marcel Noebels auf herrliches Plachta-Zuspiel aus der Nahdistanz die Torhüter-Ausrüstung des hechtenden Karel Vejmelkas, von wo die Scheibe ans Gestänge sprang (36.).
Auch im Schlussabschnitt hatten die Deutschen die besseren Chancen. Doch ihre Bemühungen, untermalt von aggressivem Körperspiel, blieben lange unbelohnt. Ein Fernschuss Matthias Plachtas durch den Verkehr flippte abgefälscht knapp vor der Torlinie zur Seite weg (45.). Vier Minuten später scheiterte Ehliz aus der Nahdistanz. Bei einem Überzahlspiel (Ausschluss: Kundratek) neun Minuten vor Ende zog Söderholm bereits Grubauer – doch auch zu sechst kam niemand an Vejmelka vorbei. Erst nach drei Minuten Dauerbelagerung fand ein Fernschuss Moritz Seiders den Weg ins Tor (54.). Die Deutschen suchten nun den Anschluss – das ergab Räume für Tschechien. Ein 2-auf-0-Konter über Krejci und Pastrnak parierte Grubauer überragend. Knapp fünf Minuten vor Ende zog Söderholm erneut den Goalie. Doch statt dem 2:3 traf Deutschland, durch Reichel, zum dritten Mal den Pfosten (57.). Kurz darauf kam Jiri Smejkal mit einem emptynetter zur Entscheidung (59.).