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Freitag, 17. Oktober 2025

Viermal Meister, achtmal Scorerkönig Deutschlands Jahrhundertspieler wird 75: Ein Blick auf Erich Kühnhackls großartige Karriere

Erich Kühnhackl wird am 17. Oktober 75 Jahre alt.
Foto: Hans Rauchensteiner, Colrierung: Florian Winterl

83 Tore in der Saison 1979/80. Zweimal deutscher Meister mit dem EV Landshut und zweimal deutscher Meister mit den Kölner Haien. Achtmal Scorerkönig der 1. Bundesliga, Olympia-Bronzemedaille 1976, 774 Erstligaspiele und 131 Länderspiele. Und dazu: Eishockeyspieler des 20. Jahrhunderts. Viele Zahlen von Erich Kühnhackl sind unerreicht. Am Freitag, den 17. Oktober wird das Landshuter Eishockeyidol 75 Jahre alt.

Schon knapp eine Woche vor diesem Geburtstag hat sich Eishockey NEWS mit dem Langen in seiner Heimat Landshut getroffen, dort kennt man ihn, dort schätzt man ihn, dort sieht man ihn in der Stadt. „Jaaa, der Erich wird 75“, hat Peppe Di Sclafani, Inhaber von Kühnhackls Stamm-Eisdiele am Dreifaltigkeitsplatz gleich erkannt. Es gibt eine herzliche Begrüßung für seinen Stammgast und auch viele Gäste gehen am Tisch vorbei, sagen Servus oder Hallo.

Kühnhackl wurde zweimal Meister mit dem EV Landshut, hier im Jahr 1983.
Foto: Hans Rauchensteiner

Auch wenn Landshut heute seine Heimat ist, hat Kühnhackl seine Wurzeln doch an ganz anderer Stelle. Am 17. Oktober 1950 kommt er als Sohn deutscher Eltern in Citice (dt. Zieditz) zwischen Karlsbad und Eger in der damaligen Tschechoslowakei zur Welt, dort erlernt er auch das Eishockeyspielen – auf einem kleinen Weiher. Der Vater arbeitet als Baggerführer im Bergbau, nimmt Erich oft mit zur Arbeit, die Mutter näht Handschuhe für die Industrie. Zu Hause wird deutsch gesprochen, aber die böhmische Mundart geht ihm auch heute noch wie selbstverständlich von den Lippen. In dieser Zeit wächst der Wunsch der Familie, nach Deutschland auszuwandern, denn ein Teil von ihr (Schwester, Großeltern) lebt schon in Deutschland. Viel Zeit, Geld und Nerven hätten seine Eltern damals investiert, sagt Kühnhackl einmal. 

Sein großes Vorbild ist der legendäre Vaclav Nedomansky. Auch er trägt die Rückennummer 14, die Kühnhackl berühmt macht und die mittlerweile als großes Banner im Landshuter Eisstadion hängt. Kühnhackl schafft es mit 17 in die erste Mannschaft von Banik Sokolov, als endlich auch der Ausreiseantrag der Familie genehmigt wird. Drei Tage nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in die Tschechoslowakei im Jahr 1968. Nach Landshut verschlägt es die Familie, weil sein Clubtrainer Frantisek Vrkoc Landshuts Trainer Karel Gut sehr gut kennt. Beide sind Freunde und Kühnhackl sagt Ja zum EVL!

Kühnhackl mit Mentor Karel Gut hinter der Trainerbank in Landshut.
Foto: Hans Rauchensteiner

Eine beispiellose Karriere beginnt: Schon 1970 wird der EVL zum ersten Mal Meister. Kühnhackl wird immer besser, auch weil ihn Gut fordert und fördert. Herr Gut“, sagt Kühnhackl – zeitlebens waren die beiden per Sie – „hat mit mir auch tschechisch geredet, als wir allein waren.“ Seine Fähigkeiten sind auch heute noch Mitspielern und Weggefährten präsent: „Erich war ein besonderer Spieler“, erinnert sich Nationalmannschaftskollege und Ex-DEB-Franz Reindl: „Seine Größe, seine Dominanz, seine Scheibenführung, seine Übersicht, sein Spielverständnis! Er hat sich durch nichts aufhalten lassen und ist in seiner Karriere immer besser geworden, körperlich dominanter und härter.“

1974 gibt es eine Einladung nach Phoenix in die USA, Kühnhackl und Alois Schloder fahren hin, doch der DEB droht damals mit einer Sperre. Beide entscheiden sich für Deutschland. Auch als 1975 die New York Rangers Kühnhackl ins Trainingslager einladen, entscheidet er sich gegen die NHL – und für seine damals noch junge Familie. Stattdessen wechselt er 1976 für drei Jahre nach Köln, ist dort der große Star von zwei Meistermannschaften. 

Nach drei Jahren wechselt er zurück nach Landshut, auch sein Trauzeuge und späterer Nachbar Alois Schloder (78) ist daran beteiligt. Schloder will mit dem EVL noch einmal Meister werden. und es klappt: 1983 stemmen die beiden den Pokal noch einmal gemeinsam in die Luft. Es ist die bislang letzte Meisterschaft für den EVL. Später wird er Trainer, erst Co-Trainer in Landshut, dann sogar Chef und Nachfolger von Karel Gut, den der EVL entlässt. Bad Nauheim, Erding, Regensburg und später Straubing sind seine weiteren Stationen, er ist Vizepräsident des DEB und auch kurz Sportdirektor in Frankfurt, bevor er sich ab 2010 vermehrt seiner Stiftung für den Eishockeynachwuchs widmet.

Dem EV Landshut, der passend zu seinem Geburtstag die Tabellenführung in der DEL2 übernommen hat, wünscht er die baldige Rückkehr in die DEL. „Es wäre schön, wenn es klappen würde und ich hoffe, dass der EVL am Ende der Saison ganz oben steht. Der Saisonstart war ja toll. Hoffentlich geht es so weiter.“

Manchmal, so sagt Kühnhackl heute, und wirkt dann sehr nachdenklich, gehe er noch ins Eisstadion zum EVL. „Wenn ich auf dem Heimweg vom Grab meiner Frau bin, schaue ich vielleicht ab und zu vorbei.“ 2020, wenige Tage vor seinem Geburtstag, stirbt seine Frau Sylvia, die er schon kurz nach seiner Ankunft in Landshut kennen gelernt hatte. Über den Verlust hinwegzukommen, fällt ihm schwer. Das sieht man ihm an. Er ist auch gesundheitlich angeschlagen. „Meine Familie war immer das Allerwichtigste in meinem Leben.“

Michael Bauer

Ein ausführliches Interview mit Kühnhackl über seine Zeit in der Tschechowslowakei, seine Anfänge in Landshut und seinen großen Mentor Gut lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von Eishockey NEWS.


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Notizen

  • vor 12 Stunden
  • Nikita Kessler von den Ravensburg Towerstars wurde vom Disziplinarausschuss für seine Spieldauer-Disziplinarstrafe am Freitag in Regensburg für ein Spiel gesperrt. Der Stürmer steht dem DEL2-Club damit am Sonntag beim Heimspiel gegen Landshut nicht zur Verfügung.
  • vor 19 Stunden
  • In der NHL sammelte Moritz Seider in der Nacht auf Samstag zwar sein fünftes Assist der Saison, seine Detroit Red Wings unterlagen nach drei Siegen in Serie aber mit 2:5 in Anaheim. Die weiteren Ergebnisse: Las Vegas – Colorado 2:4 (0:1, 0:1, 2:2), Washington – N.Y. Islanders 1:3 (0:0, 1:1, 0:2).
  • gestern
  • Stürmer Christian Neuert wird am Wochenende für DEL2-Club Blue Devils Weiden spielen. Grund für den kurzfristigen Einsatz ist die anhaltende Verletzungsmisere. Bisher absolvierte der 33-Jährige fünf Spiele für Bayernligist TEV Miesbach. Er absolvierte schon fast 300 Spiele in der DEL2.
  • vor 2 Tagen
  • Verletzungsupdate vom EV Füssen: Der Süd-Oberligist muss circa drei bis fünf Wochen auf den tschechischen Stürmer Marek Slavik verzichten. Bei Angreifer Vincent Wiedemann ist eine OP nötig. Verteidiger Lennart Britsch fällt auf unbestimmte Zeit aus.
  • vor 2 Tagen
  • Einzige NHL-Begegnung am Mittwoch: Torontos Routinier John Tavares (35) erzielte bei der 3:6-Niederlage seiner Maple Leafs gegen die Blue Jackets sein 500. Tor in der NHL. Für Columbus war es der dritte Sieg in Serie. Das Team steht nun auf einem Wild-Card-Platz im Osten.
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