Ein Hochzeitszelt auf einem Parkplatz vor dem Eissstadion in Scottsdale ware über mehrere Wochen die Kabine von Lean Bergmanns San Jose Barracuda
Fotos: Nick Nollenberger/San Jose Barracuda, NHL Media
Vergangene Spielzeit schaffte Lean Bergmann es überraschend in den NHL-Kader der San Jose Sharks. Auch wenn er nicht zum Stammpersonal gehörte, hinterließ er einen guten Eindruck. Es wurden zwölf NHL-Spiele (eine Vorlage) und 31 AHL Spiele für die San Jose Barracuda (acht Tore, neun Vorlagen).
In der aktuellen Saison wartet er aber noch auf einen NHL-Einsatz. Er ist im Farmteam der San Jose Barracuda. Dort hat er zu Beginn der Spielzeit etwas erlebt, das er so schnell nicht wieder vergessen wird. „Chaos“, sagt er, „sehr viel Chaos“ habe es bisher gegeben. „Am Anfang war hier ein Coronafall, da ein Coronafall, dann wieder Quarantäne, ein falsch positiver Test oder wir sind umsonst irgendwo hingeflogen. Irgendein Blödsinn war immer.“
Weil im Santa Clara County um den Jahreswechsel kein Kontaktsport erlaubt ist, zieht die Organisation nach Arizona um. „Wir hatten als Kabine ein riesiges Zelt, das auf dem Parkplatz vor der Eishalle aufgestellt war“, erinnert sich Bergmann. Jeder Spieler bekommt einen Stuhl und einen fahrbaren Spind. „Das Krafttraining fand auf dem Asphalt statt, aber wir hatten nur ein paar Kurzhanteln, Kettlebells und Gummibänder dabei.“ Geduscht wird danach im Hotel.
So geht das einige Wochen, bis die Saison beginnt – auswärts natürlich. Auf dem Plan steht ein Trip nach Texas. Normal ist es dort auch im Februar schon fast frühlingshaft warm. Doch jetzt braut sich dort gerade ein Wintersturm zusammen, der den Staat nur wenig später völlig lahm legen soll. „Wir wurden vom Flughafen ins Hotel gebracht. Als wir mit dem Bus über ein Highway-Überführung gefahren sind, sind wir ins Schlingern geraten, dort war pures Eis.“ Der Bus rutscht und kracht mit dem hinteren Ende an die Begrenzungsmauer. Die Mauer ist aber niedrig, endet auf Reifenhöhe des Buses. „Wären wir da hinuntergefallen, wäre es mit uns zu Ende gewesen“, erinnert sich Bergmann.
Nach wenigen Tagen bricht dort alles zusammen. Millionen Haushalte sind ohne Strom, Wasserleitungen frieren ein. Die Versorgungslage ist schlecht. „Langsam wurde es auch frisch, weil im Hotel die Heizung ausgefallen war“, sagt Bergmann. „Außerdem hatte das Hotel kein Essen mehr da und unsere Wasserflaschen waren leer.“ Selbst unter normalen Umständen hat das Wasser aus der Leitung in den USA nämlich selten Trinkwasserqualität. Die heimischen Texas Stars öffnen aus Nahrungsknappheit sogar die Kühltruhen in der Arena. Es gibt Hot Dogs und Hamburger. Hauptsache Essen.
Etliche weitere Episoden später, darunter einem abgesagten Flug, Coronafällen beim nächsten Gegner und auch bei der Ankunft zuhause sind die Barracuda nach rund zwei Monaten wieder in heimischen Gefilden. „Der Start war holprig, aber je länger alles läuft, desto routinierter wird man“, sagt Bergmann, der seine Quarantänezeit in dieser Saison mittlerweile auf dreieinhalb Wochen summiert. „Die Alternative wäre gewesen, gar nicht zu spielen, aber das wollte auch niemand.“
Michael Bauer
Die komplette Geschichte über Bergmanns Roadtrip und warum er von den San Jose Sharks diese Saison noch nicht eingesetzt wurde und stattdessen eine ganz neue Rolle lernt, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Eishockey NEWS