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Donnerstag, 15. Mai 2025

WM-Überraschung gegen Kasachstan Ungarns Top-Stürmer Vilmos Galló: „Es ist schön, jetzt die Früchte zu ernten"

Vilmos Galló (28)
Foto: Matt Zambonin/IIHF

Es war bis dato eine der größten Überraschungen in der deutschen WM-Gruppe B: Mit einem 4:2-Erfolg über Kasachstan machte Aufsteiger Ungarn am Dienstagabend einen großen Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Zu den Torschützen gegen Kasachstan und den namhaftesten Akteuren im ungarischen Aufgebot gehört Flügelstürmer Vilmos Galló, Führungsspieler und Top-Scorer des finnischen Erstligisten KooKoo Kouvola. Nach dem ersten Dreier der Magyaren in der Top-Division seit dem 14. Mai 2016 (5:2 gegen Belarus) sprach der 28-Jährige mit Eishockey NEWS über die Bedeutung des Sieges und die Entwicklung des ungarischen Nationalteams.

Herr Galló, Gratulation zu einem für Außenstehende erstaunlichen Ergebnis! Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg für das ungarische Eishockey?
Vilmos Galló: „Es macht uns extrem stolz, dass eine kleine Eishockeynation wie wir ein Spiel auf diesem Level gewinnen kann. Jeder weiß, dass wir auf dem Papier nicht die beste Mannschaft sind. Deswegen ist das für uns ein gigantischer Sieg. Wir arbeiten seit sechs Wochen gemeinsam, es ist schön, jetzt die Früchte zu ernten.“

Ist diese lange Vorbereitungszeit einer der Hauptgründe für das Resultat gegen Kasachstan?
Galló: „Natürlich! Wir kennen uns aber sowieso schon alle gefühlt fast seit unserer Geburt. In Ungarn gibt es nicht viele Eishockeyspieler, deswegen spielen wir schon seit unserer Jugend zusammen. Es ist unglaublich schön, beim Nationalteam zusammenzukommen und sechs Wochen lang Spaß zu haben – das fühlt sich fast wie ein Urlaub an. Aber noch schöner ist es, wenn du auch Spiele gewinnst.“

Was bedeutet Ihnen der Erfolg über Kasachstan persönlich? Sie waren 2016 beim bis dato letzten Dreier in der Top-Division bereits mit von der Partie, mussten seither allerdings auch viele B-Weltmeisterschaften bestreiten…
Galló: „Wir sind natürlich schon immer eine Fahrstuhlmannschaft. Im vergangenen Jahr sind wir aufgestiegen, obwohl während der B-WM schlechte Dinge passiert sind (nach einer 1:2-Blamage gegen Rumänien hatte Galló den damaligen Head Coach Don MacAdam öffentlich kritisiert; Anm. d. Red.). Dieses Jahr sind wir mit neuer Leidenschaft und einem neuen Trainerstab bei der WM. Er hat ein System kreiert, das auf die Spieler zugeschnitten ist, und das zahlt sich nun aus.“

Ihr Chefcoach Gergely Majoross ist auch in Deutschland bekannt, trainierte in der Saison 2023/24 die Ravensburg Towerstars in der DEL2. Was zeichnet ihn aus?
Galló: „Er ist ein unglaublich cleverer Coach, der das Spiel sehr gut versteht und einen guten Vorbereitungsplan für uns erstellt hat. Wir durften in der Vorbereitung viel Zeit mit unseren Familien in Ungarn verbringen. Das zeigt, dass er uns nicht nur als Eishockeyspieler, sondern auch als Menschen sieht. Die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert unheimlich gut.“

Der Dreier gegen Kasachstan war im Idealfall bereits genug für den Klassenerhalt. Ist dies im Hinterkopf, oder lautet das Ziel dennoch, mindestens einen weiteren Sieg einzufahren?
Galló: „Das ist im Eishockey immer schwer zu sagen. Wir versuchen immer, uns auf unsere eigene Leistung zu fokussieren und schauen dabei gar nicht auf den Gegner. Tatsächlich weiß ich bei der WM manchmal gar nicht, welchen Gegner wir als Nächstes haben.“

Blicken wir abschließend dennoch ein wenig weiter voraus: Wie müssen Ihrer Meinung nach die nächsten Schritte des ungarischen Eishockeys aussehen, um womöglich dauerhaft in der Top-Division mitmischen zu können? Der aktuelle Kader ist der viertjüngste der WM, viele der Youngster sind im Ausland aktiv. Macht Ihnen dies Hoffnung?
Galló: „Es ist schon wichtig für das ungarische Eishockey, dass wir junge Spieler entwickeln, die schon früh ins Nationalteam kommen. Das Hauptziel unseres Systems ist es, Spieler zu entwickeln, die es in starke Ligen im Ausland schaffen und dort Erfolg haben. Bald gibt es auch noch ein zusätzliches Team, über das Jungs diesen Schritt schaffen können (Ferencvárosi TC steigt zur kommenden Saison als zweiter ungarischer Club nach Fehérvár AV19 in die ICE Hockey League ein; Anm. d. Red.). Das ist gut für den Eishockeymarkt, auch wenn der Sprung in die österreichische Liga für die Spieler aus der Erste Liga (ungarisch-rumänische Liga; Anm. d. Red.) ein großer sein wird. Wir wollen aber einen Schritt nach dem anderen gehen und erst einmal dieses Turnier gut zu Ende bringen.“

Interview: Stefan Wasmer


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Notizen

  • vor 6 Stunden
  • Für den Schweizer Kapitän Nico Hischier (26) ist die WM vorzeitig beendet. Der NHL-Angreifer hat sich beim 5:1-Erfolg über Deutschland am Donnerstag eine Muskelverletzung zugezogen, die nach Verbandsabgaben zwar nicht schwerwiegend ist, jedoch keine vollständige Genesung bis zum Turnierende zulässt.
  • gestern
  • Der EHC Red Bull München nimmt an drei Vorbereitungsturnieren teil: Lehner Cup (in Sursee und Zug, mit Bern und Zug), Red Bulls Salute (Zell am See, mit Rögle und Salzburg/Zug) und Warrior Cup (Kaufbeuren, mit Glasgow und Nürnberg/ESVK). Zudem testet der PENNY-DEL-Club gegen Graz (in Tölz).
  • vor 2 Tagen
  • Jan Suran verlässt die Eisbären Regensburg. Der 25-Jährige war die vergangenen zwei Spielzeiten Co-Trainer des DEL2-Clubs. Der Tscheche habe ein Angebot eines anderen Clubs angenommen, teilten die Eisbären mit.
  • vor 2 Tagen
  • Der ERC Ingolstadt stellt sich im Athletikbereich neu auf. Matthias Klein vom Therapiezentrum in Mailing arbeitet künftig als „Head of Performance“ für den Club aus der PENNY DEL. Kán Liebscher wird neuer Athletik-Trainer.
  • vor 2 Tagen
  • Die Straubing Tigers nehmen 2025 erstmals am Vinschgau Cup teil. Neben den Niederbayern sind Gastgeber ERC Ingolstadt (amtierender Titelverteidiger) sowie die ZSC Lions aus Zürich (amtierender Schweizer Meister und diesjähriger CHL-Sieger) gesetzt. Ein viertes Team wird in Kürze bekanntgegeben.
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