Der Anfang vom Ende: Damien Riat (rechts) erzielte beim 5:1 der Schweiz über Deutschland das 1:0 für die Eidgenossen.
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Mit Spannung wurde die neueste Auflage des „ewigen Duells“ zwischen der Schweiz und der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Herning erwartet. In der Partie zwischen den beiden Erzrivalen konnte die deutsche Mannschaft aber nur im ersten Drittel zumindest ein gewisses Maß an Spannung aufrecht erhalten. Ab dem zweiten Durchgang ging nichts mehr, Deutschland konnte sich kaum gefährliche Chancen erspielen, während die Schweiz spielerisch und läuferisch deutlich überlegen war, im Powerplay effektiv agierte und am Ende auch in der Höhe verdient mit 5:1 siegte. Für die kommenden Partien gegen die Top-Nationen USA und Tschechien muss sich die Mannschaft hinten wie vorne deutlich steigern, um weitere Punkte im Rennen um das Viertelfinale zu sammeln.
Aufgrund der verletzungsbedingten Abreise von Lukas Reichel veränderte Kreis die Aufstellung erneut an einigen Stellen: Leo Pföderl rückte für Reichel wieder ins Lineup und nahm dessen Platz in der Reihe mit Joshua Samanski und Frederik Tiffels ein. Auch Manuel Wiederer kam als 13. Stürmer zu seinem ersten Einsatz im Turnier. Dementsprechend spielte Deutschland mit sieben Defendern, Leon Hüttl, der bislang nicht überzeugen konnte, stand nicht mehr im Lineup, Eric Mik war somit wieder siebter Verteidiger. Zwischen den Pfosten rotierte Kreis erneut und brachte zum zweiten Mal im Turnier Mathias Niederberger.
Die Anfangsphase der Partie gehörte den Schweizern. Auch begünstigt durch eine frühe Strafe gegen Fabio Wagner setzten diese sich zu Beginn eine Weile in der deutschen Defensivzone fest. Es dauerte bis Mitte des Drittels, ehe Deutschland zu ersten Abschlüssen kam, die das Tor jedoch verfehlten oder keine Herausforderungen für den Schweizer Goalie Leonardo Genoni darstellten.
Hitzig wurde es, als nach einer guten Kombination von Patrick hager und Maksymilian Szuber dieser abschloss und Genoni die Scheibe pariert hatte. Hager geriet mit Christop Bertschy aneinander, beide durften für zwei Minuten die Strafbank drücken. Deutschland fand insgesamt nun etwas besser ins Spiel. Die letzten Aktionen des ersten Drittels gingen jedoch auf das Konto der Schweizer. Zunächst hatte die Reihe um NHL-Star Kevin Fiala eine Dreifach-Chance (17.), in der Schlussminute kamen Sven Andrighetto und Denis Malgin ebenfalls zu aussichtsreichen Abschlüssen – die deutsche Defensive und Niederberger im Tor hielten jedoch Stand.
Der Mittelabschnitt war dann jedoch einer, in dem gar nichts funktionieren wollte und den die deutsche Mannschaft wohl am liebsten sofort aus ihren Köpfen gestrichen hätte: Das Mit einem Doppelschlag ging die Schweiz mit 2:0 in Führung. Zunächst hatte die DEB-Auswahl Pech, das bei einem Schweizer Versuch, die Scheibe tief zu bringen, diese von Leo Pföderls Körper abprallte und direkt vor die Füße von Ken Jäger fiel – der hatte freie Bahn, seinen Schuss konnte Niederberger parieren, doch Damien Riat war zur Stelle, um den Rebound zu versenken (25.). 84 Sekunden später hatten sich die Eidgenossen einmal um die deutsche Defensivformation herumkombiniert, Sven Andrighettos Querpassversuch lenkte sich an Niederberger mit dem Schläger selbst zum 2:0 ins Tor.
Das vermeintliche 3:0, wieder keine zwei Minuten später durch Michael Fora nach einem Konter wurde nach Videobeweis wegen abseits zurückgenommen. Kurz darauf parierte Niederberger eine Zwei-auf-Null-Chance von Janis Moser und Denis Malgin. Danach klingelte es aber erneut doppelt: Sven Andrighettos 3:0 (34.) challengete Kreis erneut auf Abseits. Die Schiedsrichter entschieden auf reguläres Tor und somit eine Strafe gegen Deutschland wegen Spielverzögerung – Andrighetto komplettierte kurz darauf seinen Hattrick (35.). Sinnbildlich für das Spiel der deutschen Mannschaft: Die größte Chance – von insgesamt nur zweien im Mitteldrittel – für das DEB-Team durch Tim Stützle, der den Schweizer Goalie Genoni bereits umkurvt hatte, parierte dieser auf dem Boden liegend nooch mit der Stockhand.
Somit ging es im Schlussdrittel fast nur noch um Schadensbegrenzung, was jedoch nur bedingt gelang. Stützle scheiterte nach knapp zwei gespielten Minuten mit gleich zwei hochkarätigen Chancen kurz nacheinander an Genoni im Schweizer Tor. Dann eine schöne Geste der Schweizer Fans: Auch sie skandierten trotz aller Rivalitäten den Namen des verstorbenen deutschen Nationalspielers Tobias Eder. Stützle musste dann gegen Mitte des Drittels auf die Strafbank, was die Schweiz zum 5:0 nutzte. Der Torschütze: Andrighetto zum Vierten. Immerhin der Ehrentreffer war der DEB-Auswahl noch vergönnt: In den Schlussminuten – die Schweizer ließen es mittlerweile etwas ruhiger angehen – fälschte Marc Michaelis im Powerplay einen Schuss von Jonas Müller zum 1:5 ins Schweizer Tor ab. Es sollte der Schlusspunkt hinter einer in vielerlei Hinsicht enttäuschenden Partie und erster deutscher Niederlage bei der WM 2025 sein.
Die DEB-Auswahl bleibt nun weiter im Rhythmus mit Spielen an jedem zweiten Tag und trifft am Samstag bereits um 12.20 Uhr (live bei ProSieben, MagentaSport und Sportdeutschland.TV) auf den nächsten hochklassigen Gegner, die USA. Das mit NHL-Spielern gespickte Team von Trainer Ryan Warsofsky steht nach vier Spielen bei acht Punkten. Pflichtsiegen gegen Dänemark (5:0) und Ungarn (6:0) folgten eine verdiente 0:3-Niederlage gegen die Schweiz und ein knapper 6:5-Sieg nach Overtime gegen Norwegen, bei dem die US-Boys eine 5:1-Führung aus der Hand gegeben hatten.
Michael Wutz