Nicht mehr viel übrig war vom Bayreuther Oberligakader beim Spiel gegen den EC Peiting am vergangenen Dienstag, nachdem der Club einige Tage zuvor Insolvenz beantragt hatte.
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Die Insolvenz der Bayreuth Tigers wirft rückblickend auf das Lizenzierungsverfahren in der Oberliga Süd im Sommer 2023 einige Fragen auf. Auf Anfrage von Eishockey NEWS hat Marc Hindelang, Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), diese in unserer aktuellen Print-Ausgabe beantwortet.
Herr Hindelang, war die Oberliga-Lizenzerteilung an einen Club, der kurz zuvor die DEL2-Auflagen trotz Prüfung vor dem Schiedsgericht nicht erfüllen konnte und für die Zweite Liga nicht zugelassen wurde, im Nachhinein betrachtet ein Fehler?
Marc Hindelang: „Ein klares Nein, denn das Zulassungsverfahren prüft Fakten. Die für die Oberliga eingereichten Zahlen im Haushaltsplan haben sich gegenüber denen in der DEL2 ja gerade bei der Ausgabenseite, zum Beispiel den Personalkosten, auch verändert. Natürlich hat Bayreuth in seinen sieben Jahren in der DEL2 ein Minus angehäuft. Das wurde durch Patronatserklärungen und Bürgschaften abgedeckt. Insgesamt wurde zwischen dem 05. und 29. Juli mehrfach geprüft und Auflagen erteilt, die allesamt erfüllt wurden. Das war auch während der Saison so.“
Es wurde ja kommuniziert, dass die Prüfungsvorgänge sich immer weiter angleichen an das DEL2-Niveau („Unser Zulassungsgremium prüft jedes Jahr intensiver“). Konnte die aktuelle Situation in Bayreuth in Ihren Augen damals dennoch nicht vorhergesehen werden?
Hindelang: „Dazu müsste man eine Glaskugel haben. Dass ein Standort vor großen Herausforderungen steht, ist im deutschen Eishockey kein Einzelfall. Der Job von Verbänden und Ligen ist es, zu helfen, die Standorte zu erhalten, vor dem Hintergrund natürlich, dass die Regeln eingehalten werden. Dies dann wirtschaftlich zu meistern, hängt anschließend vor allem von der Unternehmensführung ab. Aber nochmal: Die Zulassung erfolgt auf Basis der Fakten am Stichtag. Sind die schlüssig, wird die Zulassung erteilt – hier mit Auflagen, die zum Teil während der Saison zu erfüllen waren.“
Im vergangenen Sommer sagten Sie im Hinblick auf die Lizenzvergabe an die Tigers: „Es ist kein Geheimnis, dass in Bayreuth alles von Herrn Wendel abhängt.“ Ist man am Standort die Konsolidierung nach dem unfreiwilligen Abstieg falsch angegangen?
Hindelang: „Herr Wendel hat ja schon Fehler eingeräumt und es ist nicht an uns, hier zu urteilen, zumal er ja in den letzten Jahren offenbar auch beträchtliche Teile seines Privat-Vermögens eingebracht hat. Allerdings scheint er schlecht beraten worden zu sein, denn in einer Saison ohne Abstiegsgefahr hätte man durchaus mit einem noch weiter abgespeckten Kader agieren können."
Trotz des ausgesetzten Abstiegs scheint die Oberliga auch für einige weitere Vereine finanziell nach wie vor eine Herausforderung zu sein – wie kann das mittelfristig verbessert werden? Braucht es doch einen anderen Modus oder sind in erster Linie die Clubs selbst in der Verantwortung?
Hindelang: „Der aktuelle Modus mit der Nord/Süd-Teilung ist der beste, den wir haben. Er hat sich über viele Jahre bewährt. Eine eingleisige Liga zum Beispiel würde unnötig Kosten verursachen, viele Vereine würden sich zurückziehen und nie wieder zurückkommen, es würde keine Aufsteiger mehr aus dem Landesverband geben. Mittelfristig wäre das der Tod der Oberliga."
Interview: Sebastian Groß und Michael Wutz
Das komplette Interview lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe.
DEB-Vizepräsident Marc Hindelang
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