Wie werden die Kader in der kommenden Spielzeit aussehen? Das ist vielerorts noch unklar, ist doch auch nicht sicher, wann und wie viele Zuschauer in die Arenen dürfen. Dementsprechend gestalten sich Vertragsverhandlungen schwierig.
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Mitten in der Pandemie, in der derzeit weiter keine Aussicht auf Zuschauer in den Stadien besteht, gestalten sich auch die Vertragsverhandlungen kommende Spielzeit schwierig. Es geht um Bestandsverträge, um Verlängerungen und Neuverträge – alles unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die nicht im Detail kalkuliert werden können. Doch die Zeit drängt, denn die 14 Clubs der PENNY DEL sind angehalten, ihre Lizenzunterlagen vorzubereiten und zeitnah einzureichen.
Schon die Erfahrungen aus der Vorsaison haben gezeigt, dass die Voraussetzungen an den Standorten gar nicht unterschiedlicher sein könnten. Da gab es Clubs wie München oder Berlin, bei denen gravierende Gehaltsverzichte wie zum Beispiel in Düsseldorf oder Nürnberg – dort verzichteten Aktive auf bis zu 50 Prozent des vereinbarten Nettogehaltes – praktisch gar keine Rolle spielten. Und da gab es Vertreter wie Augsburg, Ingolstadt, Straubing oder Iserlohn, die noch im Herbst lamentierten, dann aber doch an den Start gingen, anschließend reihenweise Spieler nachverpflichteten und Kritik ernteten. Und das, obwohl die Liga immer wieder um Staatshilfen bettelte und zu erkennen gab, dass es eigentlich nur um die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes gehe.
Aus Manager- und Agentenkreisen ist zu hören, dass eine beträchtliche Anzahl der 14 Clubs „verpflichtet wie wild“. Es scheint, als gäbe es kein Corona. Bekanntgegeben wurden allerdings noch kaum Verträge. Patrick Reimer, Kapitän der Nürnberg Ice Tigers und Mitbegründer der Spielervereinigung SVE hat schon angekündigt, keinesfalls mehr Abstriche machen zu wollen. Er verfügt über einen längerfristigen Kontrakt.
„Lösungen müssen gefunden werden“, sagt deshalb auch Alexander Sulzer, Geschäftsführer der Spielervereinigung. „Aber ich persönlich glaube, dass die Lösung nicht wieder sein kann, an die Bestandsverträge zu gehen.“ Man solle vielmehr bei den Spielern beginnen, die neu verpflichtet werden und die Bestandsverträge belassen. „Die Clubs können sicher nicht noch einmal sagen: So, ihr geht jetzt alle mal wieder in Kurzarbeit und wir reduzieren eure Verträge. Das ist für mich nicht die Lösung. Ein Teil der Lösung liegt in innovativen Ideen auf der Einnahmenseite.“
Niki Mondt, Manager der Düsseldorfer EG, nennt einen Ansatz, wie der Gordische Knoten gelöst werden könnte. „Es werden der Situation angepasste Verträge erforderlich sein, die entsprechende Klauseln beinhalten. Die Gehälter orientieren sich zu einem nicht geringen Teil an den Zuschauereinnahmen. Und aktuell ist die Zuschauerfrage mit Blick auf die neue Saison noch nicht zu beantworten.“
Ein ausführliches Interview mit Sulzer sowie eine Analyse der Situation finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Eishockey NEWS
Klar scheint jedoch bereits: Einen für die Lizenzierung verpflichtend angeordneten Gehaltsverzicht (damals 25 Prozent) wird es nicht mehr geben. Eine rechtliche Grundlage für den Verzicht gab es ohnehin nicht, wie der Sieg von Ex-Nationalspieler Timo Pielmeier vor dem Arbeitsgericht gezeigt hat. Dennoch schweben nach wie vor dunkle Wolken am Horizont und Spieler werden angesichts unsicherer Zeiten eine gewisse Bereitschaft zu Abstrichen oder zumindest Kompromissen machen müssen. Das Horrorszenario formuliert DEL-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Arnold so: „Wieder eine Saison komplett ohne Zuschauer im Stadion wäre sowohl unter sportlichen als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Katastrophe.“