Moritz Müller nach dem Bronzespiel im Kreise seiner Teamkollegen.
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Nach dem verlorenen Spiel um Platz 3 bei der WM in Riga war die Enttäuschung zwar groß, doch die deutsche Mannschaft fuhr erhobenen Hauptes nach Hause und machte sogar eine kleine Party. „Klar waren wir nach dem Spiel geknickt, aber ich denke, wir hatten im Spiel gegen Finnland größere Chancen, einen Medaille zu gewinnen“, sagte Moritz Müller am Sonntagabend gegenüber Eishockey NEWS. „Danach war alles an Emotionen und Leidenschaft aufgebraucht. Wir waren leer. Wir waren überall einen Schritt zu spät.“
Der Kapitän schied im Mitteldrittel verletzt aus, nachdem er gleich zweimal von einem Puck getroffen worden war. „Der erste Schuss ging auf den Finger. Der ist zu Glück nur aufgeplatzt. Der zweite ging auf den Fuß.“ Danach wurde er zu Deutschlands bestem Spieler der Partie gewählt. Alle Teamkollegen kamen, um ihn zu umarmen. „Das war einer der schönsten Momente meiner Karriere.“
Durch die jüngsten Erfolge bei der WM 2019 und die Olympiasilbermedaille von 2018 ist die deutsche Mannschaft mittlerweile auch auf Rang fünf der Weltrangliste vorgerückt. Müller lobt den ehemaligen Bundestrainer Marco Sturm. Er habe der Nationalmannschaft den Glauben zurückgegeben. Sturm lobt auch seinen Nachfolger: „Die Jungs haben Spaß an der Nationalmannschaft. Das tut uns allen gut. Das hat bei mir angefangen und der Toni hat das super fortgesetzt. Es macht einfach Spaß der deutschen Mannschaft zuzusehen.“
Mehrmals hatte der aktuelle Bundestrainer Toni Söderholm sein Team bereits in den höchsten Tönen gelobt. „Es war mir eine Ehre, mit diesen Spielern zusammenzuarbeiten“, sagte er nach dem kleinen Finale. „Wir können viel mitnehmen von dieser WM. Gerade spielerisch haben wir gesehen, wo die Top-Nationen stehen und haben festgestellt, dass wir gegen diese Teams sehr gut gespielt haben. Aber auch, welchen Willen und welche Leidenschaft wir brauchen, um erfolgreich zu sein.“
DEB-Vizepräsident Marc Hindelang ist sich sicher, dass es nicht „wieder elf Jahre dauert, bis wir erneut ein Halbfinale erreichen“. Viele Spieler seien noch nicht fertig, junge Akteure wie Tim Stützle, Lukas Reichel, Moritz Seider und John Peterka (wird in Kürze seinen ersten NHL-Vertrag bei den Buffalo Sabres unterschreiben) sammeln gerade wichtige Erfahrungen. Und mit Leon Draisaitl, der diesmal clubbedingt fehlte, gibt es noch einen Superstar im Sturm. „Die Frage ist: Haben wir diese Spieler bei einer WM und den Olympischen Spielen dabei? Wenn ja, brauchen wir uns vor keinem verstecken.“
Müller blickt bereits voraus, blickt auf den Nachwuchs in Deutschland, der zuletzt wegen der Pandemie kaum trainieren konnte: „Ich hoffe, dass wir als Mannschaft ein Vorbild sein konnten. Wenn man Profi wird, geht es nicht nur ums Geld verdienen. Diese Reise war sinnbildlich dafür, dass man Profi wird, um solche Momente zu erleben. Wir alle haben als Kinder mal mit dem Eishockey angefangen, weil wir hiervon geträumt haben. Und alle Kinder, die jetzt ein Jahr nicht gespielt haben, sollen nicht aufhören zu träumen!“
Michael Bauer