Nico Sturm entwischt den Österreichern um Steven Strong und erzielt in sehenswerter Manier den 1:0-Führungstreffer.
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Nur einen Tag nach dem eminent wichtigen 6:4-Erfolg gegen Dänemark duellierte sich die deutsche Herren-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Finnland mit Österreich. Dabei holte das Team von Harold Kreis am Freitagabend gegen den disziplinierten Süd-Nachbarn, der ohne Strafzeit auskam, einen hart erkämpften 4:2-Sieg.
Das Lineup der DEB-Auswahl blieb unverändert, sodass Mathias Niederberger erneut zwischen den Pfosten stand. Filip Varejcka, der 13. Stürmer, ersetzte bei zahlreichen Wechseln JJ Peterka in der ersten Formation. Bereits nach 21 Sekunden kam Samuel Soramies zu einem Abschluss aus halblinker Position, doch der Stürmer der Augsburger Panther verzog knapp. Dann fälschte Dominik Kahun in der ersten DEB-Druckphase einen Schuss von der Blauen Linie gekonnt ab, doch die Scheibe verfehlte das Gehäuse von ÖEHV-Goalie David Kickert ebenfalls. Besser machte es Nico Sturm: Der NHL-Angreifer (San Jose Sharks) sammelte den Puck im eigenen Slot auf, spielte einen Doppelpass mit Alexander Ehl, ließ Verteidiger David Maier stehen und tunnelte Kickert.
Österreich kam nach einem deutschen Wechselfehler und dem daraus resultierenden Powerplay zu ersten guten Gelegenheiten. Den besten Save zeigte der Niederberger allerdings unmittelbar nach dem DEB-Unterzahlspiel gegen Lukas Haudum. Der Stürmer des Klagenfurter AC hatte – nach einem Scheibenverlust von Leon Gawanke – freistehend aus dem Slot abgezogen. Wenig später parierte Niederberger auch bei einem Alleingang von Top-Talent Marco Rossi, doch das deutsche Team verlor im Zuge dieser Aktion die Zuordnung und Verteidiger Bernd Wolf traf per Schlagschuss. Von Deutschland kam in dieser Phase zu wenig – doch beinahe wäre aus dem Nichts das 2:1 gelungen. Marcel Noebels konnte ein optimales Zuspiel von Jonas Müller aber nicht nutzen und schoss Kickert, eigentlich schon geschlagen, aus kurzer Distanz an. Besser agierte Parker Tuomie, der erst einen sehenswerten Move auspackte und mit seinem Abschluss den erneuten Führungstreffer markierte. Durchaus glücklich, da der 27-Jährige das Hartgummi gar nicht richtig getroffen hatte. Unglücksrabe war in dieser Situation der Österreicher Benjamin Nissner, der den Puck ins eigene Tor bugsierte.
Wojciech Stachowiak skates it all around the zone and shoots it mid air🇩🇪👏
— IIHF (@IIHFHockey) May 19, 2023
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Ein offener Schlagabtausch entwickelte sich zu Beginn des zweiten Abschnitts. Beide Teams kamen bei Kontern zu Chancen. Die Auswahl von Roger Bader verpasste das 2:2 um Haaresbreite, als Thomas Raffl an Niederberger – und Fabio Wagner, der den Puck aus dem Torraum kratzte – scheiterte. Anschließend überstand der DEB ein weiteres Unterzahlspiel und mehrere ÖEHV-Druckphasen schadlos. Deutschland fehlte insgesamt aber die Kreativität und die Durchschlagskraft. Österreich hatte mehr von der Partie, Niederberger war der beste deutsche Akteur. Einmal mehr war es dann die nominell vierte deutsche Reihe um Justin Schütz, Tuomie und Wojciech Stachowiak, die eine gehörige Portion Energie auf das Eis brachte und für die entscheidenden Akzente setzte. Mit einer Einzelleistung belohnte der engagierte und physisch dominante Stachowiak dann auch seinen starken individuellen Auftritt. Der 23-jährige Ingolstädter Shootingstar cruiste durch das Angriffsdrittel, zog von der linken Seite nach innen und traf per Rückhand. Maxi Kastner verpasste es dann vor der zweiten Pause, den schmeichelhaften Zwei-Tore-Vorsprung weiter auszubauen. „Wir haben die ersten paar Spiele richtig gut gespielt, heute ist das nicht unser bestes Spiel. Wir sind aber in Führung. Jetzt müssen wir schauen, dass wir die letzten 20 Minuten souverän runter spielen“, konstatierte Kai Wissmann am MagentaSport-Mikrofon in der zweiten Pause.
Im Schlussdrittel prüften die Aktivposten Raffl und Rossi den starken Niederberger mit satten Handgelenkschüssen. Eine eher ereignisarme Viertelstunde folgte, ehe Haudum einen Schuss von Ali Wukovits abfälschte und mit dem Anschlusstreffer für Spannung sorgte. Bei einer Auszeit gab Bad Nauheims Head Coach Harry Lange, der beim ÖEHV als Co-Trainer fungiert, nochmal taktische Anweisungen. Doch der Ausgleichstreffer sollte dem Underdog nicht mehr gelingen. Mit einem Empty-Net-Goal sorgte Nico Sturm für die Vorentscheidung und tütete den zweiten Turniersieg für die DEB-Auswahl ein.
„Wir hatten gestern ein sehr sehr schweres Spiel, sowohl physisch als auch emotional. Dann ist es auch nicht so einfach diese Detailbesessenheit direkt am nächsten Tag wieder zu bringen, gegen eine Mannschaft die gestern frei hatte und heute frisch war. Alles in allem ist es aber auch immer ein Zeichen für eine gute Mannschaft, dass man dann solche Spiele am Ende trotzdem gewinnen kann“, so Doppeltorschütze Sturm.
Deutschland hat damit weiter alle Chancen auf das Viertelfinale, das sechste Gruppenspiel findet am Sonntag um 15.20 Uhr gegen Ungarn statt. Österreich ist nach fünf Spielen noch sieglos.
Tim Heß