Anzeige
Dienstag, 20. Mai 2025

WM-Klassenerhalt mit Norwegen Ex-Düsseldorfer Andreas Martinsen: „Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich nochmal dort lande"

Andreas Martinsen (34)
Foto: Matt Zambonin/IIHF

Mit seinen 34 Jahren gehört Andreas Martinsen zu den Führungsspielern des norwegischen Nationalteams. Der ehemalige Angreifer der Düsseldorfer EG, der bei insgesamt 156 DEL-Einsätzen auf 85 Scorer-Punkte (34 Tore, 51 Assists) kam und anschließend für vier Spielzeiten den Schritt in die National Hockey League schaffte (Colorado, Montréal, Chicago), ist vor fünf Jahren in sein Heimatland zurückgekehrt und gehört dort zu den erfolgreichsten Scorern des amtierenden Meisters Storhamar Hockey, bei dem der physisch starke Linksschütze seinen Vertrag kürzlich bis 2028 verlängert hat. Bei der A-Weltmeisterschaft in Herning sicherten sich Martinsens Norweger am Montagabend mit einem 1:0 gegen Ungarn, ihrem einzigen Sieg des Turniers, den Verbleib in der Top-Division. Nach dem Match sprach Norwegens aktueller Spieler des Jahres mit Eishockey NEWS ausführlich über die WM, aber auch über seine nach wie vor bestehende Verbindung nach Düsseldorf.

Herr Martinsen, Gratulation zum Klassenerhalt mit Norwegen! Wie fühlt es sich an, ein Do-or-die-Spiel wie nun gegen Ungarn zu gewinnen?
Andreas Martinsen: „So wie das Turnier für uns gelaufen ist, ging es nur um dieses einzige Spiel. Dass wir es gewonnen haben, ist natürlich riesig. Jetzt sind wir glücklich, können in Urlaub gehen und uns ein bisschen ausruhen.“

Wie nervenaufreibend war die Partie selbst für Sie als Routinier angesichts des knappen Resultats?
Martinsen: „Ich glaube, als Zuschauer ist es nervenaufreibender. Wir Spieler können nur rausgehen und uns auf unseren Job konzentrieren. Wir hatten das Selbstvertrauen, dass wir gute Chancen haben, wenn wir das machen. Am Ende haben wir zwar nur ein Tor geschossen, aber das war genug.“

Wie bewerten Sie die Weltmeisterschaft insgesamt aus norwegischer Perspektive? Es war zwar bis zum Schluss eng, gab allerdings auch starke Momente wie das Vier-Tore-Comeback gegen die USA. Auch gegen Deutschland hatte Ihr Team bei der 2:5-Niederlage viele Möglichkeiten…
Martinsen: „Es ist relativ egal, wie gut du in den ersten sechs Spielen gespielt hast – wenn du vor dem letzten Spiel mit nur einem Punkt dastehst, fasst dies das Turnier schon irgendwie zusammen. Wir haben gegen die Top-Nationen zwar gut gespielt, aber eben nicht ganz gut genug.“

Hatten Sie angesichts des jungen Kaders schon vor der WM die Befürchtung, dass es ein harter Kampf um den Klassenerhalt werden würde?
Martinsen: „Vor dem Turnier hast du natürlich immer große Hoffnungen und hohe Erwartungen. Ich spiele dieses Turnier jetzt aber schon lange genug (Martinsen bestritt seine erste A-WM im Jahr 2010; Anm. d. Red.), und als Norweger musst du sowieso realistisch sein: In sieben von zehn Jahren haben wir diese Situation, dass wir ein bestimmtes Spiel gewinnen müssen. Zum Glück ist es in den letzten Jahren aber eine Stärke von uns, dass wir dies auch tun und immer einen Weg finden, erstklassig zu bleiben.“

Zum diesjährigen WM-Aufgebot zählten junge Spieler wie Stian Solberg oder Michael Brandsegg-Nygård, die in der ersten Runde gedraftet wurden, oder Emil Lilleberg, der in Tampa bereits den Sprung in die NHL geschafft hat. Welche Erwartungen sind mit Blick auf die kommenden Jahre realistisch?
Martinsen: „Wir haben sehr gute junge Spieler, die nachkommen – aber sie sind eben noch jung. Es wird Spaß machen, ihre Entwicklung in den nächsten Jahren zu sehen. Hoffentlich können wir uns Jahr für Jahr verbessern, damit wir nicht jedes Jahr ein Endspiel wie hier haben. Das ist fast wie ein Spiel 7, und gerade für die jungen Spieler war das nun eine wertvolle Erfahrung, zumal sie viel Eiszeit hatten. Ich bin mir sicher, dass sie das mitnehmen werden.“

Lassen Sie uns noch über Ihre Vergangenheit in Düsseldorf. Sie stürmten von 2012 bis 2015 für die DEG, welche Bedeutung hatten diese drei Jahre im Rückblick für Ihre Laufbahn? Aus Deutschland ging es für Sie dann ja direkt in die NHL…
Martinsen: „Ich hatte für meine Karriere immer den einen Traum und Plan, es in die NHL zu schaffen. Normalerweise gehen Spieler aus Norwegen den Weg über Schweden, aber für mich war es eine gute Chance, nach Düsseldorf zu gehen – und ich habe es vom ersten Tag an geliebt. Es waren wirklich gute Jahre in Düsseldorf. Deswegen hatte ich auch immer im Hinterkopf, dass ich später in meiner Laufbahn nochmal dort landen könnte, aber die Dinge sind anders gekommen. Es ist traurig zu sehen, dass die DEG abgestiegen ist, aber ich bin mir sicher, dass sie zurückkommen wird.“

Besteht denn noch Kontakt nach Düsseldorf, und haben Sie den Kampf gegen den Abstieg verfolgt?
Martinsen: „Oh ja, das habe ich. Ich rede noch mit ein paar Leuten dort, Henrik Haukeland ist ja auch unser Nationaltorhüter (fehlte bei der WM wegen einer Blinddarm-OP; Anm. d. Red.). Außerdem habe ich bei Storhamar in dieser Saison mit Victor Svensson zusammengespielt, der ja auch in Düsseldorf war. Wir haben es zusammen ein bisschen verfolgt. Düsseldorf ist ein besonderer Ort für mich.“

Sie stehen bei Storhamar Hockey noch bis 2028 unter Vertrag. Dennoch sei augenzwinkernd die Frage erlaubt: Wäre ein Rückkehr für Sie denkbar, um der DEG dabei zu helfen, den Wiederaufstieg zu schaffen?
Martinsen: „Spaß machen würde das schon! Aber man muss realistisch sein. Ich bin jetzt ein älterer Spieler mit einer anderen Lebenssituation, die Kinder werden älter und gehen in die Schule. Außerdem genieße ich es bei Storhamar. Man weiß aber nie, was später im Leben einmal passiert.“

Interview: Stefan Wasmer


Anzeige
Anzeige

Notizen

  • gestern
  • U-Nationalstürmer Julius Sumpf hat mit den Moncton Wildcats den Memorial Cup der kanadischen Nachwuchsligen erreicht. Sumpf punktete in 19 Playoffspielen 16 Mal, darunter auch per Assist im Spiel zur QMJHL-Meisterschaft.
  • gestern
  • Ex-Spieler Ralf Herbst hat die Geschäftsstellenleitung bei den Blue Devils Weiden (DEL2) übernommen.
  • gestern
  • Paul Jan König bleibt bei der EG Diez-Limburg. Der 24-jährige Stürmer kam 2024/25 in der CEHL auf sechs Tore und sieben Vorlagen in 34 Saisoneinsätzen.
  • gestern
  • Neuer Mannschaftsbetreuer bei DEL-Aufsteiger Dresden: Lennart Halling kehrt zu den Blau-Weißen zurück. Er übernimmt die Position, die er bereits zuvor viele Jahre innehatte, von Steven Rupprich. Der langjährige Spieler der Eislöwen war vier Jahre lang als Teammanager und Betreuer tätig gewesen.
  • gestern
  • Der 59-jährige Austro-Kanadier Manny Viveiros wird neuer Head Coach des EC Red Bull Salzburg. Viveiros war zuletzt in der WHL Head Coach der Vancouver Giants und kehrt nach elf Jahren wieder nach Österreich, seiner früheren Wirkungsstätte als Spieler und Trainer, zurück.
Anzeige

Die Eishockey NEWS-App

Lesen Sie jetzt alles über die schnellste Mannschaftssportart der Welt auf Ihrem Tablet oder Smartphone. Alle deutschen Ligen, die NHL und die europäischen Clubs finden Sie auf einen Klick. Mit allen Artikeln und Bildern.