Julian Napravnik und die Iserlohn Roosters sorgten für die Überraschung des ersten Spieltages der PENNY DEL. Wobei: Die Auftaktbilanz der Sauerländer ist deutlich positiver als ihre allgemeine Siegquote.
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Die PENNY DEL läuft wieder – und hat am ersten Spieltag gleich einiges Spektakel geboten. Zuerst zu den Start-Monstern: Jimmy Lambert (Grizzlys Wolfsburg) hatte in der Vorsaison als Nachverpflichtung in 14 Partien sechsmal gepunktet - am Freitag punktete er in einer Partie gleich fünffach. Und auch die Iserlohn Roosters sind ein Start-Monster. Ihr Sieg beim ERC Ingolstadt wirkt wie die große Überraschung des Auftakspieltages, er passt aber auch ziemlich gut ins Muster: Die Roosters lieben Saisondebüts.
Das 3:2 auf der Schanz war der siebte Auftaktsieg der Roosters in den vergangenen acht Spielzeiten. Seit ihrem DEL-Einstieg 2000 haben sich die Sauerländer als Start-Monster bewiesen, trotz schwierigen ersten Jahren: 15 von 26 ersten Saisonspielen haben sie gewonnen – Siegquote: aufgerundete 58 Prozent. Wie aus der Ewigen DEL-Tabelle im neuen DEL-Saisonheft von Eishockey NEWS (in unserem Shop erhältlich) hervorgeht, beträgt die insgesamte Siegesquote der Roosters dagegen aufgerundete 43 Prozent.
Der Auftakt hat aber auch Fragen hinterlassen. Bei den Löwen Frankfurt etwa, die 1:9 gegen die Grizzlys Wolfsburg verloren. Trainer Tom Rowe meinte nach dem Spiel, er müsse die Ursachen dafür erst ergründen. „Ein totaler Zusammenbruch", befand er. Neun Gegentore am ersten Spieltag – gab es das in der Deutschen Eishockey Liga schon mal? Und wenn ja, was hieß das für das Team in der weiteren Saison? Im Archiv gestöbert – Auftaktklatschen der DEL-Historie. Spoiler: Hätten da nicht die Schwenninger Wild Wings hineingefunkt, könnte man von einem Löwen-Leiden ausgehen.
Neun Gegentore gab es schon, allerdings nur selten: Zum Auftakt der DEL-Debüt-Saison 1994/95 fing sich der EC Ratingen neun Gegentore, gegen den BSC Preussen Berlin (2:9). Auch nach Umsiedlung von Ratingen nach Oberhausen kassierten die Löwen mal neun Stück zum Saisonstart: 1999/2000 beim 0:9 in Schwenningen. Die Wild Wings wiederum fingen sich 2019/20 beim 4:10 gegen den ERC Ingolstadt ebenso eine Auftakt-Packung.
Was lehrt die Geschichte? Die Teams die bisher neun Gegentore oder mehr zum DEL-Start schluckten, landeten in jener ihrer Saison alle im Keller: Ratingen wurde 16. von 18 Teams, Oberhausen 14. von 15 Teilnehmern und Schwenningen Letzter. Ein Rang, den Frankfurt tunlichst vermeiden sollte - es gibt ja nun wieder den (indirekten) Abstieg. Etwas Hoffnung lacht den Frankfurt-Anhängern aber mit Blick auf andere herbe Klatschen: Die Adler Mannheim unterlagen 1999/2000 in Nürnberg mit 0:8, schloss die Hauptrunde dann aber auf Rang fünf ab. Die Eisbären Berlin starteten 2009/10 mit einem 3:8 – und gewannen danach den Grunddurchgang. Nun, ausgewählte Positivbeispiele, zugegeben.
Andersherum gesehen, für die torfreudigen Wolfsburger: Neun-Tor-Auftaktsiege sind gleichzeitig kein Versprechen für einen Top-Platz zu Hauptrundenende. Schwenningen kam auf Platz elf, Ingolstadt landete auf Platz sieben – nur der BSC Preussen Berlin stand ganz oben. Für Wolfsburg wie für Iserlohn heißt es nun schon am Sonntag: nachlegen. Und Frankfurt? Man müsse das „totale Desaster" gegen Wolfsburg, wie es Trainer Rowe nannte, „so schnell wie möglich vergessen" - und am Sonntag bei den Straubing Tigers ganz anders auftreten.
Martin Wimösterer