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Dienstag, 26. Mai 2020

Gehaltsverzicht 75/25 DEL-Clubs contra Spieler: Verhärtete Fronten, vorsichtige öffentliche Kommunikation und die Frage nach den Unterschriften zur Lizenzierung

Symbolbild: City-Press

Update. Am Sonntag um 23:59 Uhr endete die Frist zur Einreichung der Lizenzunterlagen für die DEL. Die Liga hat mittlerweile in einer knappen Pressemitteilung bestätigt, dass alle 14 Clubs die Unterlagen dafür eingereicht haben. Unklar ist allerdings, mit welchen Voraussetzungen und mit welchen Details. Eine harte Deadline war der 24. Mai aber nicht.

Einzig die Fischtown Pinguins Bremerhaven hatten bis dahin gegenüber Nord24.de bestätigt, dass die Spieler die neuen Klauseln in den Spielerverträgen (Eishockey NEWS berichtete) akzeptiert hätten. Am Montag berichtete die Berliner Morgenpost, dass die Eisbären zwar die Unterlagen eingereicht hätten, die Spieler den Gehaltsverzicht aber noch schriftlich erklären müssten. Nun hat auch Marko Friedrich, Kapitän der Iserlohn Roosters, gegenüber dem Online-Portal www.ikz-online.de bestätigt, dass die Akteure seines Clubs die erforderlichen Unterschriften geleistet hätten. Gleiches war zu Wochenbeginn aus Augsburg zu hören. Die Panther meldeten, dass ihre Profis geschlossen unterschrieben hätten. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen sagte Panther-Prokurist Leo Conti: „Die Spieler haben die Situation verstanden. Die glauben an die Augsburger Panther und wollen alles dafür tun, dass wir weiterhin bestehen können. Deshalb haben alle dieser Gehaltsstundung schriftlich zugestimmt.“ Dem Vernehmen nach haben auch die Grizzlys Wolfsburg inzwischen alle Unterschriften vorliegen, bei den anderen zehn Clubs ist die Situation – zumindest offiziell – nach wie vor unklar.

Bereits am Sonntagabend hatte Eishockey NEWS bei DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke Nachfragen zum Lizenzierungsverfahren gestellt, was diesmal nur in schriftlicher Form möglich war. Auch die Antworten erfolgten schriftlich.

Auf die Frage, ob die Unterschriften der Spieler bezüglich der neuen Klauseln („Corona“, „75/25“) nun definitiv eine Bedingung für die Lizenzerteilung – wie zum Beispiel eine den DEL-Statuten entsprechende Spielstätte – seien, antwortete Tripcke nur: „Der Nachweis ist Bestandteil der Prüfungsmaßstäbe.“ Klar ist auch: Die Clubs dürfen diese Unterschriften nachreichen, so wie das auch mit einem Sponsorenvertrag möglich ist. Auf Nachfrage, ob diese Änderung in den Verträgen durch das Arbeitsrecht gedeckt sei, schrieb Tripcke: „Alle Maßnahmen wurden mit den Clubs sowie mit den Spielern ausführlich besprochen.“

Die Spieler hatten sich bereits mehrfach über die Kommunikation mit ihnen beschwert. Der Großteil hatte von den Plänen der Clubs (diese führen die Verhandlungen, nicht Tripcke oder die Liga) zu den Gehaltskürzungen erst aus den Medien erfahren, fühlte sich – trotz Bereitschaft zu helfen – vor vollendete Tatsachen gestellt und mit dem Termin 24. Mai zusätzlich unter Druck gesetzt. „Ich finde dabei wichtig, dass die Vereine offen und möglichst transparent mit den Spielern im Dialog sind“, wiederholte Moritz Müller seine Forderung an die Clubs, den Spielern Einsicht in die Bücher zu geben – was nach NEWS-Informationen nicht bei allen erfolgt ist, bei einigen aber umso transparenter.

Die Spieler hatten auch den Wunsch geäußert, den Lizenzierungstermin vom 24. Mai nach hinten zu schieben. Sowohl Müller als auch Patrick Reimer bekräftigen dies in einem Interview mit unserer Zeitung (aktuelle Printausgabe) noch einmal: „Einfach aufgrund der vielen offenen Fragen und Variablen im Hinblick auf die anstehende Saison“, sagt Reimer. „Etwas mehr Zeit hätte vielleicht schon ein paar Antworten geben können.“

Tripcke begründet das Festhalten an diesem Termin mit dem langen Prozess der Prüfung der Unterlagen: „Momentan gehen wir weiter von einem pünktlichen Saisonstart (18. September, Anm. d. Aut.) aus, weshalb die Clubs rechtzeitig Planungssicherheit brauchen.“ Ein normaler Start der Saison würde den Spielern normale Gehälter garantieren und den Clubs die Chance geben, ihre Umsätze aus Ticketing und Gastronomie zu generieren. Es wurden aber bereits mehrere Pläne für einen späteren Start erarbeitet – bis zu einem Start erst um Weihnachten herum. Spiele ohne Zuschauer werden weiter kategorisch ausgeschlossen.

Die Fronten sind also nach wie vor verhärtet. Hinter vorgehaltener Hand hatte man die Worte Erpressung und Nötigung vernommen, auch in Medienberichten waren diese mehrfach aufgetaucht. „Unangebracht“ seien diese Begriffe jedoch, schrieb Tripcke. Spieler, Clubs und Liga sind derzeit in ihrer öffentlichen Wortwahl extrem zurückhaltend. Intern dürfte das ganz anders aussehen.

Michael Bauer/Torsten Weiß


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Notizen

  • vor 51 Minuten
  • Adam Almquist (34) hat einen neuen Club gefunden: Der ehemalige Münchener und Kölner Verteidiger (41 Punkte bei 102 DEL-Einsätzen), der in der laufenden Saison bis dato vereinslos war, wechselt zum HC Pustertal, aktuell Spitzenreiter der multinationalen ICE Hockey League.
  • vor einer Stunde
  • Die Tölzer Löwen aus der Oberliga Süd haben den Vertrag mit Verteidiger Jakob Oberhöller aufgelöst. Der 20-Jährige, der im bisherigen Saisonverlauf 14 Partien für die Tölzer bestritten hat, wechselt nach Aosta in die Zweite Liga Italiens.
  • vor 2 Stunden
  • Die Kölner Haie und die Straubing Tigers (beide PENNY DEL) nehmen während der Olympia-Pause am Hockeytown Cup im tschechischen Pardubice teil. Gastgeber vom 13. bis zum 15. Februar 2026 ist der Extraliga-Vierte Dynamo Pardubice, komplettiert wird das Feld vom SC Bern, Zwölfter in der Schweiz.
  • vor 12 Stunden
  • Im Nachholspiel vom 3. Spieltag der Oberliga Süd haben die Tölzer Löwen mit 4:2 in Höchstadt gewonnen. Ex-DEL-Spieler Sandro Schönberger traf doppelt für die Löwen, die mit dem Sieg auf Platz vier der Tabelle klettern. Höchstadt bleibt Letzter, hat aber noch drei Nachholspiele zu bestreiten.
  • vor 13 Stunden
  • Lulea HF, der EV Zug, Lukko Rauma, Frölunda Göteborg und Brynäs IF stehen im Viertelfinale der Champions Hockey League (CHL). Lulea und Zug profitierten am Dienstag von ihren klaren Hinspielsiegen, Brynäs schaltete Bern in der Overtime aus. Göteborg kam gegen Grenoble mit einem blauen Auge davon.
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