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Mittwoch, 3. Juni 2020

„Keinen betroffenen Spieler gezeigt“ Auch Schwenningens Ex-Kapitän Fraser positioniert sich erneut gegen Rassismus – Kritik für Social-Media-Post der DEL

Mark Fraser

Foto: City-Press

„Lieber lassen sie die Nation brennen, als dass sie drei von ihnen selbst verhaften“. Mark Fraser, in der vergangenen Saison Kapitän der Schwenninger Wild Wings, hat sich auf seinem Instagram-Kanal unter den Hashtags #blacklivesmatter #icantbreathe #nojusticenopeace gegen die Polizeigewalt und gegen Rassismus ausgesprochen. Auch NHL-Spieler äußern sich nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA derzeit vermehrt öffentlich und fordern einen Dialog und ein Ende der Gewalt.

Auch die DEL veröffentlichte auf ihren Sozialen Medien Statements dazu und schrieb: „Rassismus hat auf dem Eis, diesem Land und dieser Welt nichts zu suchen. Zusammen mit @hockeyisdiversity unterstützen wir alle, die sich dafür einsetzen.“

Fraser kritisierte die Liga aber auf Instagram für ein Foto und schrieb: „Jetzt ist die Zeit dafür, dass ihr Fotos von schwarzen Spielern und anderen Spielern anderer Herkunft posten solltet, die kürzlich in eurer Liga gespielt haben. Wenn ihr wirklich Rassismus aus dem Eishockey entfernen wollt, dann solltet ihr damit beginnen, die schwarzen Spieler, die vor etwas mehr als drei Monaten noch in eurer Liga gespielt haben, zu ehren. Stille ist Gewalt.“

Die Liga hatte zunächst anstatt des Hashtags #blacklivesmatter den Hashtag #alllivesmatter verwendet (dieser wird teilweise auch benutzt, um zu suggerieren, dass der Rassismus bereits überwunden sei) und entschuldigte sich auf Twitter dafür: „Heute war nicht unser bester Hashtag-Tag. Das geht auf unsere Kappe und wir können uns dafür nur entschuldigen. Aber das Problem ist mehr als verstanden.“ Das Onlineportal Shorthanded News hatte die Hashtagverwendung kritisiert.
 

Es sei nicht genug, nur ein Bild davon zu posten und nicht einmal einen betroffenen Spieler, der in der vergangenen Saison in der DEL spielte, zu zeigen, schrieb Fraser einen weiteren Kommentar unter den Instagram-Post der DEL, der zwar ein Foto der Organisation „Hockey is Diversity“ um Gründer Martin Hyun (erster koreanischstämmiger Profi der DEL) zeigt, auf diesem sind allerdings fast ausnahmslos weiße Eishockeyspieler zu sehen. „Rassismus aus dem Eishockey zu verbannen, erfordert mehr, als nur Fotos von bis auf zwei Ausnahmen weißen Spielern zu zeigen.“

Fraser hatte bereits im Laufe der Saison bekannt gegeben, dass er die Organisation Hockey is Diversity unterstützt und ließ am Donnerstag über die Sozialen Medien von Hockey is Diversity verkünden: „Rassismus ist etwas, das jeder schwarze Eishockeyspieler und andere Spieler verschiedener Herkunft ertragen mussten. Hockey is Diversity ist eine der wenigen Organisationen im Eishockey, die sich aktiv für die Bekämpfung von Rassismus einsetzt. Der ehemalige Eishockeyprofi Martin Hyun, der den Verein leitet, und sein Team, hatten seit der vergangenen Saison meine Unterstützung. Setzt Eure gute Arbeit fort.“ Offenbar war der Eindruck entstanden – auch durch diesen Artikel – dass Hockey is Diversity kritisiert werden soll.

Der interkulturelle Verein Hockey is Diversity bekennt sich zur Vielfalt als Fundament für einen respektvollen Umgang miteinander und setzt sich aktiv gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung ein. Ziel des Vereins ist es, auf die ethnische Vielfalt in der Gesellschaft aufmerksam zu machen, die über die sportlichen Grenzen hinausgeht, um so Menschen interkulturell zu sensibilisieren.

Es sei in Ordnung, wenn die Liga nicht wisse, was sie posten solle. „Aber man kann lernen und besser werden. Fragt eure schwarzen Spieler, was ihr sagen sollt, wenn ihr euch nicht sicher seid, was ihr sagen sollt!“

Bereits als Ende November der nigerianisch-stämmige einstige NHL-Spieler Akim Aliu erstmals mit seinen Rassismus-Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen war, sprach Fraser, der die Wild Wings wieder verlässt, im NEWS-Interview über seine Erlebnisse mit Rassismus: „Jeder dunkelhäutige Spieler in jedem Alter kann sagen, dass er rassistisch angegangen worden ist. Auch ich natürlich, das passiert sehr oft. Und jeder, der denkt, dass das nicht vorkommt, liegt falsch. Beispielsweise ist mir in meiner vorherigen Station in der Slowakei im Nachhinein erzählt worden, dass der Manager vor meiner Verpflichtung die Mannschaft gefragt hat, ob es okay ist, einen Dunkelhäutigen zu verpflichten. Das bedeutet nicht, dass er rassistisch ist, aber es zeigt, dass meine Hautfarbe teils ein wichtigerer Aspekt ist als meine spielerischen Leistungen. In Deutschland ist mir das nicht passiert.“

Am Pfingstmontag haben sich die Eisbären Berlin von den Tweets ihres Neuzugangs Mark Zengerle distanziert, der "mehrfach Nachrichten, die nicht die Weltoffenheit, das Geschichtsbewusstsein und die Werte der Eisbären Berlin widerspiegeln“ über Twitter verbreitet hatte. Mehr zu diesem Fall hier.

Michael Bauer

Anmerkung: Offenbar entstand durch eine erste Fassung dieses Artikels der Eindruck der Kritik an Hockey is Diversity. Dies war nicht ansatzweise beabsichtigt.

 


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