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Freitag, 30. Mai 2025

Verantwortliche erwarten Vorbildrolle Peters neuer Augsburg-Coach: Club hatte Aufarbeitung der Rassismusvorwürfe „besonders im Blick“, Coach absolvierte Beratungskurse

Bill Peters im Jahr 2021 als Trainer von KHL-Club HC Avtomobilist Yekaterinburg.
Foto: IMAGO/ITAR-TASS/Sergei Savostyanov

Die Augsburger Panther haben mit dem ehemaligen NHL- und KHL-Trainer Bill Peters ihren neuen Cheftrainer vorgestellt. Peters stand zuletzt in Diensten der Lethbridge Hurricanes in der Juniorenliga Western Hockey League, wo er in den vergangenen beiden Jahren Cheftrainer war. Bereits seit mehr als 30 Jahren ist er in verschiedenen Ligen als Cheftrainer, Assistent oder Scout unterwegs (er gewann 2008 den Memorial Cup mit Spokane und 2016 WM-Gold mit Kanada), darunter etwas mehr als fünf Spielzeiten in der NHL, wo er erst die Carolina Hurricanes und dann bis November 2019 die Calgary Flames betreute.

Dort war er damals wegen eines zehn Jahre zurückliegenden Vorfalls erst suspendiert worden, dann trat er zurück. Der gebürtige Nigerianer Akim Aliu warf Peters damals vor, ihn während der Saison 2009/10 – als er für die Rockford IceHogs, das Farmteam der Chicago Blackhawks spielte, welches Peters damals trainiert hatte – rassistisch beleidigt zu haben. Peters bestätigte die Vorfälle später und entschuldigte sich, wechselte zur Saison 2020/21 dann in die KHL nach Yekaterinburg, wo er bis November 2021 blieb.

Auslöser für Alius Gang an die Öffentlichkeit damals war offenbar auch die Entlassung von Trainer Mike Babcock in Toronto, dem ebenfalls von mehreren Seiten Gewaltausbrüche vorgeworfen wurden. Aliu weiter über Peters: „Er hat die N-Bombe in meinem Rookiejahr mehrmals in der Umkleidekabine auf mich geworfen, weil er meine Musikauswahl nicht mochte.“ Als N-Bombe wird euphemistisch das Wort „Nigger“ bezeichnet. Aliu, im Jahr 2020 dann Gründer der Hockey Diversity Alliance (eine Gruppe aktueller und ehemaliger NHL-Spieler, die sich dem Kampf gegen Rassimus verschrieben hat), sagte damals, seine Karriere sei durch die Aktion ruiniert worden, bevor sie überhaupt angefangen hat. Der tschechische Spieler Michal Jordan hatte Peters außerdem vorgeworfen, nach ihm getreten und anderen Spielern während des Spiels auf den Kopf geschlagen zu haben. Die NHL reagierte damals und stellte Mitte Dezember 2019 einen Vier-Punkte-Plan zur künftigen Bekämpfung von Missbrauchsfällen vor.

Die Augsburger Panther und auch Peters gehen – anders als dies andere Clubs in der Vergangenheit bei Verpflichtungen von Akteuren mit ähnlicher Vergangenheit taten – ausführlich auf die Vergangenheit Peters' ein. Die Verantwortlichen erklären in einer Pressemitteilung dass sie den Vorfall bei den Recherchen zu Peters „besonders im Blick“ gehabt hatten. „Wir haben intensiv recherchiert, viel mit Bill persönlich, aber auch mit zahlreichen ehemaligen Wegbegleitern von ihm gesprochen und sind zum Entschluss gekommen, dass wir Bill unser Vertrauen aussprechen können“, sagt Sportdirektor Larry Mitchell.

Auf eigene Veranlassung habe Peters infolge seiner Verfehlung ein einjähriges Programm bei der kanadischen Beratungsstelle für Vielfalt und Integration „Shades of Humanity“ erfolgreich absolviert. Außerdem habe er einen zertifizierten Onlinekurs der Cornell University mit dem Schwerpunkt Diversität und Inklusion abgeschlossen. „Für meine damaligen Handlungen übernehme ich jede Verantwortung“, sagt Peters. „Ich habe eine völlig unangemessene Sprache genutzt, die Menschen verletzt hat. Das bedauere ich zutiefst.“ Peters erklärt außerdem, dass er „alles, was ich bei Shades of Humanity und der Cornell University gelernt habe, auch in die Kabine der Augsburger Panther bringen werde. Er werde „als Vorbild vorangehen und ein für alle sicheres Umfeld schaffen, in dem jeder seine bestmögliche Leistung für unsere Organisation bringen kann.“

Auch Maximilian Horber, Geschäftsführer der Panther, äußert sich ausführlich: „Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung sind für uns nicht verhandelbar. Bill Peters sportliche Qualifikation ist unstrittig, aber er musste uns in vielen persönlichen Gesprächen auch menschlich überzeugen. Die handelnden Personen innerhalb unserer Organisation sind verantwortlich für unsere Clubkultur, die Trainerposition ist dabei eine entscheidende Stelle. In der rassismuskritischen Betrachtung von Denkweisen und Verhaltensmustern ist Bill Peters mittlerweile bestens ausgebildet. Wir erwarten, dass er sein Wissen jetzt auch in unseren Club einbringt und seiner Vorbildrolle gerecht wird.“


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Notizen

  • gestern
  • Mit Marko Sakic verlängerte der bisherige Co-Trainer der EV Lindau Islanders seinen Vertrag beim Süd-Oberligisten und bleibt damit der Assistent von Cheftrainer Michael Baindl, der dem Club ebenfalls erhalten bleibt.
  • gestern
  • Nach fünf Jahren bei den Iserlohn Roosters zieht es den Kanadier Cam MacDonald zu den Schwenninger Wild Wings. Ab August wird der 48-Jährige dann nicht nur für die Arbeit mit Joacim Eriksson und Michael Bitzer verantwortlich sein, sondern auch im Schwenninger Nachwuchs eingebunden werden.
  • gestern
  • Die New York Rangers haben Unterzahl- und Powerplay-Spezialist Chris Kreider (2023/24 noch 47 Saisontore, insgesamt 449 Tore in 15 Spielzeiten für die Rangers) zu den Anaheim Ducks getradet, um Capspace (6,5 Mio. US-Dollar) freizumachen.
  • vor 2 Tagen
  • Der sowohl als Angreifer und Verteidiger einsetzbare Nicklas Müller hat seinen Vertrag mit den Herne Miners (Oberliga Nord) um ein weiteres Jahr verlängert. Der 22-Jährige absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 27 Spiele für Herne und legte dabei drei Treffer vor.
  • vor 3 Tagen
  • Colorados Cale Makar gewinnt nach 2022 zum zweiten Mal die James Norris Memorial Trophy als bester Verteidiger der NHL. In 80 Hauptrundenspielen kam der Kanadier auf 30 Tore, 62 Vorlagen und +28. Im Voting landete er deutlich vor Zach Werenski (Columbus) und Quinn Hughes (Vancouver).
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