Deutschlands Keeper Philipp Grubauer und WM-Debütant Tim Stützle bejubeln den 5:2-Erfolg über Norwegen. Grubauer zeigte gegen den Weltranglistenzwölften eine starke Leistung, die angesichts des einen oder anderen Defensivwacklers auch nötig war.
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„Es war ein harter Kampf“, resümierte Bundestrainer Harold Kreis nach dem 5:2 gegen Norwegen, dem dritten deutschen Favoritensieg im dritten WM-Match, am Dienstag. Und dies galt gleich in mehrerlei Hinsicht. Ein harter Kampf gegen physisch robust und immer wieder an der Grenze des Erlaubten agierende Skandinavier, die kaum eine Nickeligkeit ausließen. Ein harter Kampf allerdings auch gegen die Eisqualität im dänischen Herning, die sogar für eine vorgezogene erste Drittelpause sorgte, nachdem an der Bande ein großes Stück aus der Eisfläche herausgebrochen war.
„Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage – nicht, dass ich eine Rüge von der IIHF kriege“, erklärte DEB-Keeper Philipp Grubauer nach dem Match, wurde schnell aber doch deutlich: „Meiner Meinung nach ist es gefährlich für die Spieler, wie man heute gesehen hat, weil es so weich ist. Du kannst kaum mehr einen Pass spielen, es ist wie auf einem Weiher, der schmilzt.“ Auch für ihn als Goalie bedeute die schlechte Eisqualität, welche durch zwei bis drei Partien pro Tag bis zum Turnierende in Herning nicht zwingend besser werden dürfte, spezielle Schwierigkeiten: „Du sinkst extrem ein und kannst als Torhüter nicht mehr rutschen. Es ist wie im Sandkasten mit Gewichten rumzulaufen.“
„So etwas wie das Eis hier habe ich noch nie erlebt“, fiel auch die Einschätzung von NHL-Starstürmer Tim Stützle nach einem WM-Einstand mit zwei Assists wenig schmeichelhaft für die dänische Spielfläche aus. „Es ist sehr schwierig, bei diesen Konditionen erstklassiges Eishockey zu spielen“, meinte DEB-Kapitän Moritz Seider, der die nicht in allen Belangen überzeugende deutsche Leistung jedoch nicht darauf zurückführen wollte: „Es ist für beide Mannschaften gleich, deswegen gibt es da keine Ausrede.“
Zwar war auch der dritte deutsche Dreier unter dem Strich ungefährdet, und wie zuvor gegen Ungarn sowie Kasachstan demonstrierte die DEB-Auswahl auch gegen Norwegen die wichtige Qualität, ihre teils sehenswert herausgespielten Treffer zu günstigen Zeitpunkten erzielen zu können. Luft nach oben offenbarte das deutsche Team allerdings insbesondere im Powerplay (Marc Michaelis: „Das war heute wahrscheinlich eine Schattenseite“), in dem der Weltranglistenachte bis auf Frederik Tiffels’ Empty-Net-Goal gegen die Norweger nach wie vor torlos bei der WM ist, sowie streckenweise auch in der nicht immer kompakten und den Slot konsequent verteidigenden Defensive. „Es war gut, dass ‚Grubi‘ uns den Arsch gerettet hat“, sagte der enorm fleißige und spielstarke Yasin Ehliz (ein Tor, eine Vorlage) angesichts der vergleichsweise hohen Zahl zwingender norwegischer Chancen.
Und dann war da ja auch noch die harte Gangart Norwegens als zusätzliches Hindernis. „Einige Checks waren heute sehr spät“, meinte Michaelis. „Für mich war es physisch mit das intensivste Länderspiel, das ich bis jetzt erlebt habe. Ich bin aber relativ zufrieden damit, wie wir dagegenhalten gehaben.“ In die gleiche Kerbe schlug Seider. Das Spiel sei „ziemlich zerfahren“ gewesen, „teilweise auch ein bisschen unfair. Aber da stehen wir drüber. Wir waren trotzdem die bessere Mannschaft.“
Das sah auch der Bundestrainer so. „Die Norweger fordern dich im Zweikampf jedes Mal. Sie haben auch in unserem Powerplay immer Druck gemacht, damit hatten wir Mühe“, räumte Kreis zwar ein, lobte gleichzeitig jedoch: „Die Jungs sind drangeblieben, haben sich so gut wie möglich angepasst und sind verdient mit einem 5:2 vom Eis gegangen.“ Auch der 66-Jährige war mit dem ruppigen Spielstil der Norweger nicht immer einverstanden, für die Verletzung von Lukas Reichel Mitte des zweiten Drittels machte Kreis die harte Gangart allerdings nicht verantwortlich: „Ich fand, der Check gegen Lukas war ein fairer Check – einer der wenigen.“ Eine exakte Diagnose zur Schulterverletzung des NHL-Stürmers hatte der DEB-Coach unmittelbar nach dem Ende der Partie noch nicht parat, „aber hoffentlich ist es nicht so schlimm“.
Stefan Wasmer