„Diese Mannschaft ist so besonders!“ Einst verspottet, nun eine Dynastie in der NHL: Die Wandlung der Florida Panthers

Als NHL-Commissioner Gary Bettman Aleksander Barkov mit den Worten „Aleksander Barkov, let's do it again“ zu sich bat, war spätestens klar: Diese Florida Panthers, die gerade den zweiten Stanley Cup ihrer Franchise-Geschichte gewonnen hatten, sind das dominierende Team einer Ära. Kurz zuvor hatte es Matt Tkachuk im Interview mit Sportsnet bereits zusammengefasst: „Wir sind jetzt eine Dynastie, dreimal in Folge im Finale, zwei Titel, dieses Team ist so besonders!“

Die einst erfolglose Franchise, die im Süden Floridas manchmal vor deutlich weniger als 10.000 Fans spielte, Tickets zu Spottpreisen beinahe verschenkte und zwischen 1993 und 2019 lediglich fünfmal in die Playoffs gekommen war, wurde in den vergangenen Jahren unter Manager Bill Zito kräftig umgekrempelt. Schon 2022 gewannen die Panthers als punktbestes Team nach der Hauptrunde die Presidents' Trophy, schieden dann aber in der ersten Runde gegen den späteren Finalisten Tampa Bay Lightning aus.

In der Folgesaison schalteten sie auf dem Weg ins Finale in Runde eins das damalige Rekordteam Boston Bruins (135 Punkte, 65 Siege) aus, hatten in der Finalserie gegen die Vegas Golden Knights dann aber mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen. 2024 schafften sie wieder den Weg ins Finale, hätten dort aber nach einem 3:0-Vorsprung gegen die Edmonton Oilers den Titel beinahe noch verspielt. Erst in Spiel 7 auf eigenem Eis machten sie durch einen 2:1-Sieg alles klar. 

Seith den Tagen der Tristesse hat sich viel verändert: Das Stadion ist voll, die Fans begeistert (wenn auch in der Gesamtzahl noch weit weniger als in Hochburgen der USA oder Kanada) und auch die Preise sind teurer geworden. Allein der Parkplatz vor der Amerant Bank Arena kostete zum Finale 75 Dollar, Tickets für Spiel 6 des Finales waren ab 550 bis 2.500 Dollar zu haben.

Grundpfeiler des Teams sind neben Kapitän Barkov (29), der seit mehr als zehn Jahren im Team steht (gedraftet 2013 an Position 2) Aaron Ekblad (auch gedraftet), Sam Reinhart (im Juli 2021 aus Buffalo geholt), Sam Bennett (im April 2021 aus Calgary geholt) oder auch Goalie Sergei Bobrovsky, der am 1. Juli 2019 als Free Agent einen Vertrag über sieben Jahre und im Schnitt zehn Millionen Dollar unterschrieben hatte und schon bei seinem Antritt in Sunrise gesagt hatte, er wolle einen Stanley Cup gewinnen. „Nur eine Mannschaft kann in jeder Saison den gewinnen. Das ist mein Hauptziel. Das ist es, was ich erreichen möchte. Deshalb bin ich jetzt hier. Ich glaube an dieses Team. Ich glaube an diese Gruppe.“

Manager Zito, der im September 2020 als neuer GM vorgestellt wurde und Nachfolger von Dale Tallon wurde, verstärkte die Panthers auch weiter, hatte zur Saison 2020/21 unter anderem Carter Verhaeghe geholt, der zuvor in einer Viertreihenrolle mit Tampa Stanley-Cup-Sieger geworden war. In Florida wurde er zum Scorer und Torjäger, kam in den Playoffs der vergangenen drei Jahre in 68 Spielen auf  61 Punkte.

Vor den aktuellen Playoffs verstärkte Zito die Mannschaft nicht nur mit Nico Sturm, dessen Bullyqualitäten, Führungsstärken und Unterzahlperformance geschätzt wurden, sondern auch mit Verteidiger Seth Jones, der in Chicago ob seiner Spielweise nebst teurem Vertrag viel Kritik einstecken musste. Mit neun Punkten in den Playoffs war er ebenso ein wichtiger Baustein wie Brad Marchand (erzielte sechs seiner zehn Playoff-Tore im Finale), dessen Gegenleistung an die Boston Bruins (zunächst ein Zweitrundendraftrecht, das nun aufgrund der Performance in den Playoffs ein Erstrundendraftrecht wird) als „Steal“ gilt.

Wie es mit der Dynastie in Florida weitergeht, liegt nun auch am General Manager: Marchand, Benett, Aaron Ekblad und Nate Schmidt sind neben Nico Sturm die Spieler, die neue Arbeitspapiere brauchen. Bennett spielte bisher zum „Spottpreis“ von 4,425 Millionen Dollar, Marchand bisher für 6,125 Millionen, Ekblad für 7,5 Millionen. Doch das Gerüst um Tkachuk, Barkov, Reinhart, Verhaeghe, Anton Lundell, Gustav Forsling steht noch lange unter Vertrag. Einzig der Kontrakt mit Bobrovsky endet nach der kommenden Saison.

Michael Bauer