Die Unglücksstelle in Jaroslawl
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Auch knapp zwei Tage nach dem Absturz einer YAK-42 in Jaroslawl bei dem 43 Menschen, darunter fast die komplette Mannschaft des KHL-Clubs Lokomotive Jaroslawl ums Leben gekommen ist, wird weiterhin nach der Absturzursache geforscht.
Der Ausfall eines der drei Triebwerke könnte die Ursache sein. Die Agentur Ria Nowosti berief sich auf einen Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie. Er sagte, das Flugzeug sei mit minderwertigem Treibstoff betankt worden. Angeblich gewann die Maschine nach dem Start vom Flughafen Jaroslawl zu langsam an Höhe, streifte eine Antenne und zerschellte dann am Boden. Viacheslav Fetisow, Aufsichtsratsvorsitzender der Liga, kündigte an, dass die Nationalmannschaft nicht mehr mit diesem Typ Flugzeug fliegen werde.
Flugzeug fuhr 400 Meter im Gras
Aber es gibt noch weitere Details. Auch ein Pilotenfehler wird nicht ausgeschlossen: Die Zeitung Russia Today meldet, dass die Maschine sogar über die Landebahn hinaus fuhr und erst nach 400 Metern abhob. Es seien Reifenspuren gefunden worden. Warum keine Notbremsung eingeleitet wurde und die Piloten dennoch abhoben, sei aus Sicht eines Experten unverständlich. Treibstoffproben wurden nach Moskau entsandt.
Beide Flugdatenschreiber wurden mittlerweile gefunden und ebenfalls zur Auswertung nach Moskau gebracht. Sie seien in gutem Zustand. Am Donnerstagmorgen legte der russische Präsident Dimitry Medwedew Blumen an der Unglücksstele nieder. Er sagte, die Untersuchungen und Ergebnisse sollen aufgrund der Schwere der Tragödie alle öffentlich gemacht werden. Die Trauerfeier für die Opfer soll am Samstag in der Arena 2000, dem Heimspielort von Lokomotive stattfinden.
Team Lokomotive soll bald wieder spielen
Derweil haben sich alle anderen Clubs solidarisch erklärt. Wie das Online-Portal der Zeitung Sport Express meldet, sollen 36 Spieler, deren Namen unveröffentlicht bleiben sollen, den Neuaufbau von Lokomotive unterstützen wollen. Alle sollen einen persönlichen Bezug zur Stadt haben, entweder dort geboren sein oder schon einmal für Lokomotive gespielt haben. "Das neue Team wird in den kommenden zwei, drei Tagen gebildet, sagte Fetisow der Zeitung. Neuer Trainer ist der ehemalige Frankfurter Coach Pjotr Vorobiev.
Der Zustand von Alexander Galimov, dem einzigen Teammitglied, das überlebt hat, stehen offenbar weiter schlecht. Am Mittwoch wurden von Agenturen Bilder veröffentlicht, die ihn in verheerendem Zustand zeigen. 90 Prozent der Haut an seinem Körper sei verbrannt, hieß es. Er sei aber nicht im Koma, sondern ansprechbar, sagte Galimovs Vater einer Zeitung. Auch der zweite Überlebende, Co-Pilot Mechaniker Aleksandr Sizov, sei in kritischem Zustand. Beide befinden sich in einem örtlichen Krankenhaus.
Michael Bauer