Anzeige
Donnerstag, 12. Januar 2012

Lasst uns endlich die Unterschichten erreichen

Alexander Brandt-Memet

Bei meinem letzten Umzug warf ich einige alte Videokassetten weg, auf denen ich vor über 20 Jahren Eishockeyspiele aus ARD und ZDF aufgenommen hatte. Die kamen damals in der Sportschau oder der Sportreportage, wurden von Herren wie Marcel Reif, Johannes Kerner (das "B." brauchte er damals noch nicht) oder Steffen Simon kommentiert.

Letzterer ist inzwischen Eishockey-Verweigerer und Sportchef beim WDR. Dort könnte er über viele Profi-Eishockey-Clubs aus seinem Sendegebiet berichten lassen, macht er aber nicht. Lieber gibt die ARD viele Millionen für Boxen aus, weil das die quotenträchtigste Sportart "bei den Unterschichten im Osten" sei (Zitat Steffen Simon). Eishockey schaut niemand? Das stimmt, denn die lieblosen Übertragungen will keiner sehen, deswegen schaltet niemand ein. Alle vier Jahre müssen die öffentlich-gebrechlichen Sender Eishockey bei Olympia übertragen und es ist jedesmal eine Katastrophe. Da kann kein Funke überspringen, wenn man sein Produkt so schlecht rüberbringt.

Überhaupt: Warum schielt man ausgerechnet bei diesen Sendern auf Quoten? Ich zahle Gebühren, weil ich auch einmal was anderes als Kakerlaken fressende Assis auf der Suche nach einem unterbelichteten Lebenspartner sehen will. Ich will wieder Eishockey, ich will wieder den Rockpalast, ich will mehr Programme wie Silvester auf 3Sat. Wer Gebühren kassiert, sollte nicht auf Quoten schielen, sondern auf Vielfalt achten.

Ich habe mal Urlaub in Holland gemacht und auf dem Zimmer gab es nur zwei deutsche Kanäle, ARD und ZDF. Jeden Abend Schauspieler, die in den Siebzigern mal richtig gut waren. Immer wieder naive Fernsehfilme nach demselben Schema. Da wünschte man sich, man hätte ein paar Brettspiele mitgenommen. Zum Beispiel "Mensch ärgere dich nicht".

Auf meinen alten Kassetten waren Spiele, die an den üblichen Eishockey-Spieltagen Freitag und Sonntag gezeigt wurden. Damals war das kein Problem, warum ist es heute eines? Eines war damals besser, das gebe ich zu: Die Clubs hatten noch richtige Namen wie "EC" oder "ERC" und nicht diese albernen Tiernamen.

Gruß vom West-Unterschichtler
Alexander Brandt-Memet


----
Die Kolumne von Alexander Brandt-Memet erscheint jede Woche in Eishockey NEWS und ist jeweils ab Donnerstag auf www.eishockeynews.de nachzulesen.


Anzeige
Anzeige

Notizen

  • vor 2 Tagen
  • Nach zehn Jahren an der Bande der Straubing Tigers (PENNY DEL) wird Assistant Coach Rob Leask den Club auf eigenen Wunsch verlassen. Der 53-jährige Kanadier war seit der Saison 2015/16 Teil des Trainerteams.
  • vor 2 Tagen
  • Tony Zabel verstärkt das Trainerteam der Iserlohn Roosters (PENNY DEL). So wird der 54-jährige Schwede zukünftig Head Coach Stefan Nyman als Assistenz- und Development Coach zur Seite stehen. Beide arbeiteten bereits zwischen 2013 und 2015 beim schwedischen Club Djurgårdens zusammen.
  • vor 3 Tagen
  • Mit Schiedsrichter André Schrader und Linesperson Patrick Laguzov wurden zwei DEB-Unparteiische für die am 9. Mai beginnende Weltmeisterschaft in Herning (Dänemark) und Stockholm (Schweden) nominiert.
  • vor 3 Tagen
  • Marian Schmied wird Athletiktrainer der Fischtown Pinguins Bremerhaven (PENNY DEL). Schmied kommt vom HK Dukla Trencin aus der höchsten slowakischen Spielklasse.
  • vor 4 Tagen
  • Jan Hammerbauer verlängert bei den onesto Tigers Bayreuth. Der deutsch-tschechische Angreifer geht somit ab Herbst in seine zweite Saison bei den Oberfranken, wür die er 2024/25 auf elf Tore und 16 Assists in 45 Einsätzen kam.
Anzeige

Die Eishockey NEWS-App

Lesen Sie jetzt alles über die schnellste Mannschaftssportart der Welt auf Ihrem Tablet oder Smartphone. Alle deutschen Ligen, die NHL und die europäischen Clubs finden Sie auf einen Klick. Mit allen Artikeln und Bildern.