Foto: Otto Flanz
Auf dem anschließenden Gruppenfoto lachten sie alle noch - oder wieder - aber die meisten waren doch froh, dass es endlich vorbei war - nach 30 Stunden in den Inlineskates. "Ich will keine Füße mehr sehen - und mir tun die Finger weh vom vielen Schnüren der Inlineskates", sagte Pascal Poerschke und Tim Linke meinte auf die Frage, ob er es denn wieder machen würde: "Nein, definitiv nein." Soeben hatten die Spieler des Inline-Skaterhockey-Clubs Samurai Iserlohn und ihrer Gegner, einer Sauerland-Auswahl, einen neuen Weltrekord aufgestellt. 30 Stunden am Stück Skaterhockey. Das hatte noch keiner vorher geschafft.
Noch ist der Rekord inoffiziell: "Wir haben jetzt noch jede Menge Schreibtischarbeit", sagte Samurai-Geschäftsführer Otto Flanz. "Wir müssen die Videos zusammenpacken und die Protokolle der Zeugen auswerten." Bis der Rekord von Guinnes World Records bestätigt ist, dauere es noch einige Wochen. "Jetzt sind erst einmal alle kaputt." 395:349 lautete das Endergebnis - für Iserlohn.
Am Samstag um 9 Uhr hatte das Unternehmen Weltrekord in der Heidehalle begonnen. 16 Spieler und zwei Torhüter standen auf jeder Seite. Sie mussten durchspielen bis Sonntagnachmittag um 15 Uhr, zwischendurch gab es natürlich Pausen und zwischendurch auch mal ein bisschen Schlaf. "Aber ich habe vielleicht mal zwei Stunden geschlafen", sagte Linke.
Besonders kritisch sei die Nacht gewesen. "Die war schon sehr hart und auch hart an der Grenze", sagte Linke. "Wir mussten so einen toten Punkt überwinden, danach ging es aber wieder." Poerschke ergänzt: "Als es in der Nacht leer in der Halle wurde, war es schwierig, kritisch wurde es gegen drei oder vier Uhr morgens, da haben wir zwei Stunden mit sieben Mann gespielt."
Auch für die insgesamt sechs Schiedsrichter sei es hart gewesen, verrät Sascha Strachowitz: "Wir haben ja schon einige Turniere hinter uns, wo wir zeitmäßig auch so lange auf der Fläche stehen, aber da haben wir ja immer die Nacht, die wir im Bett verbringen." So habe es kaum einer geschafft, zur Ruhe zu kommen. "Wir hatten Feldbetten in der Kabine, aber da kam eigentlich immer mal wieder einer rein, der sich umzog oder irgendwas brauchte. Ich denke, ich hab vielleicht zweimal eine Stunde geschlafen." Nun sei der Akku leer. "Alle Schiedsrichter haben gesagt: Ruf mich nie wieder für so etwas an."
Großes Lob gab es für die medizinische und die verpflegerische Versorgung: "Wir waren voll versorgt mit Obst und Kohlehydraten", sagt Linke. Poerschke ergänzt: "Es war sogar ein Koch da, wir haben Nudeln bekommen und haben uns auch Salztabletten reingehauen, um unser Knochen wieder fit zu bekommen." Flanz fasst mit einem Lachen zusammen: "Es hat keinen umgehauen." Das Spiel sei weitestgehend körperlos gewesen. "Aber ein paar Strafzeiten gab es dann doch auch", sagte Flanz.
Schon am Montag beginnt für die meisten wieder der Alltag. "Ein paar haben sich Urlaub genommen", sagt Poerschke, aber ich muss am Montag wieder raus." Denn Geld verdienen die Skaterhockeycracks ja nicht. "Aber es hat sich gelohnt." Nicht nur aufgrund des Rekords: "Das war ja für uns auch ein Teil der Vorbereitung auf den Start in der 1. Bundesliga in ein paar Wochen. Jetzt sind wir definitiv fit." Das Training soll aber erst einmal ausfallen. "Aber nur bis Mittwoch, dann gehts weiter."
Michael Bauer