Foto: Bauer
Erfolgreiches Spektakel in Prag: Die Philadelphia Flyers besiegten am Freitagabend im Rahmen der NHL Global Series vor 17.463 Fans in der ausverkauften O2 arena die Chicago Blackhawks mit 4:3 (1:1, 2:1, 1:1). Die Zuschauer, deren Anzahl einen Rekord für das Stadion bei einem Eishockeyspiel bedeutete, waren begeistert. Nur eines fehlte: Tore der lokalen Helden wie Jakub Voracek oder Dominik Kubalik.
Voracek wurde frenetisch gefeiert, als die Starting Six präsentiert wurden, die Schiedsrichter ausgebuht, als sie ihm früh im ersten Drittel eine Strafe gaben. Und bei den Fans waren zunächst auch die Flyers ein wenig beliebter, das machte sich nicht nur im Jubel bei der Spielervorstellung bemerkbar, sondern auch in den "Let's go Flyers"-Rufen von den Rängen und beim Stimmungstest im ersten Drittel.
Und auch Maskottchen Gritty (das im ersten Drittel mit Gegenüber Tommy Hawk kurz tanzte, um sich dann gespielt angewiedert abzuwenden) lag in der Gunst der Fans deutlich vorne. Fans scharten sich um um das orange "Monster", wanderten sogar während des Spiel mit ihm aus dem Stadionrund für ein Foto. Tommy Hawk, der später mit seiner Trommel aufdrehte, wurde auf dem Videowürfel eingeblendet, als er sich rührend um ein Kleinkind kümmerte und es auf dem Arm hielt.
Vor dem Spiel gibt es eine Schweigeminute für den verstorbenen #karelgott #NHLGlobalSeries pic.twitter.com/RAq0wRxy8I
— Michael Bauer (@MichaelBauer31) October 4, 2019
Emotional wurde es auch, als vor dem Spiel des am 1. Oktober verstorbenen Sängers Karel Gott gedacht wurde. Seither gibt es beinahe kein anderes Thema in den tschechischen Medien. Legende Dominik Hasek führte das Eröffnungsbully durch und mit Petr Nedved wurde noch im ersten Drittel eine weitere tschechische Ikone auf dem Videowürfel präsentiert. Jaromir Jagr wurde vergeblich dort erwartet. Zwar hatte die tschechische Extraliga parallel einen Spieltag angesetzt, Jagrs Ritter aus Kladno hatten allerdings keine Partie zu bestreiten.
Tschechien ist auch ohne Jagr in der NHL nach wie vor gut vertreten. Kein Wunder also, dass NHL Deputy Commissioner Bill Daly vor dem Spiel sagte: "Wir kehren sehr bald wieder nach Tschechien zurück." Deutschland werde zwar auch sein Hauptrundenspiel bekommen. Wann? Dazu wollte er aber auf Eishockey-NEWS-Frage nicht konkret werden. "An irgendeinem Zeitpunkt", meinte er nur ausweichend. Die Strategie für die Europaspiele für nächstes Jahr stehe noch nicht fest. "Ich hoffe aber, dass wir nach den beiden Spielen im November in Stockholm konkreter werden können."
Zunächst stand für ihn und die Fans das aktuelle Spiel im Vordergrund, das aber zu Beginn auch auf beiden Seiten geprägt war von Unsicherheiten und Abspielfehlern in der Defensive. Travis Konecny (7.) und Alexander Nylander (8.) erzielten nach schönen Einzelaktionen die beiden Treffer im ersten Drittel. Lokalmatador Kubalik hatte in der 19. Minute das 2:1 für Chicago auf dem Schläger, verpasste aber.
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Besser wurde es im zweiten Abschnitt. Philadelphia dominierte. Folge war das 2:1 durch Oskar Lindblom (27.), ein Eigentor von Slater Koekkoek, der aus vollem Lauf nach Aluminiumtreffer nicht mehr ausweichen konnte. Erneut Konecny erhöhte in der 39. Minute auf 3:1, als er Blackhawks-Routinier Duncan Keith alt aussehen ließ und die Scheibe wunderbar per Rückhand in den Winkel setzte. Doch Chicago antwortete zügig: Alex DeBrincat sorgte 13 Sekunden vor dem Ende für den Anschluss. Den Querpass von Patrick Kane hatte er völlig freistehend schon erwartet und drosch den Puck in den Winkel. Nun standen auch die Hawks-Fans, die auf den Rängen zumindest optisch in der Überzahl wirkten.
Im letzten Drittel wollten sie ihr Team mit "Let's go Hawks"-Rufen zum Ausgleich rufen. Der aber passierte nicht, vielmehr erzielte der Österreicher Michael Raffl in der 50. Minute mit einem Bauerntrick das 4:2. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Fünf Minuten vor dem Ende schwappte sogar die Laola durch die Arena. Und die wurde noch einmal intensiver, als Patrick Kane mit einem Schlenzer in den Winkel 2:07 vor dem Ende den Anschluss erzielte. Gleichzeitig war dies der Endstand und damit ein erfolgreicher Auftakt für die Flyers auf völlig neuem Terrain, denn sie hatten noch nie in Europa gespielt. Ob sie selbst oder die Hawks bald wiederkommen und Voracek ("Eine tolle Erfahrung, ich habe zwar keinen Punkt gemacht, aber wir haben das Spiel gewonnen, das zählt"), Kubalik und Co. die Chance auf Tore geben (Hawks-Coach Jeremy Colliton: "Eine tolle Stimmung, ein tolles Publikum, für die tschechischen Jungs natürlich etwa besonderes vor ihren Familien zu spielen"), ist unklar. Die NHL wird dies in jedem Fall tun.
Michael Bauer
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