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Donnerstag, 28. November 2019

Beschuldigter schreibt Brief an Management Rassimus- und Gewaltvorwürfe: Peters entschuldigt sich, Brind'Amour bestätigt Gewaltausbruch, Carcillo: „Großer Weckruf für das Eishockey“

Rod Brind'Amour (links), aktuell Coach in Carolina und Assistent unter Bill Peters (rechts), bestätigte am Mittwoch die Gewaltvorwürfe.

Fotos: imago images/Icon Sportswire/Daniel Bartel, imago images/Icon Sportswire/Brett Holmes

Bill Peters, Trainer der Calgary Flames, äußerte sich zum ersten Mal zu den Rassismus- und Gewaltsvorwürfen, die zu Beginn der Woche veröffentlicht wurden und schrieb einen Entschuldigungsbrief an General Manager Brad Treliving, in dem er auf die Rassismus-Vorwürfen einging. Derweil bestätigte Rod Brind'Amour, aktuell Trainer der Carolina Hurricanes und während Peters Zeit in Raleigh Assistenzcoach unter ihm, die von Michal Jordan geäußerten Vorwürfe. Auf diese ging Peters in seinem Brief nicht ein.

„Bitte sehen Sie diesen Brief als aufrichtige Entschuldigung an Sie und die gesamte Flames-Organisation für die beleidigenden Äußerungen, die ich vor zehn Jahren getätigt habe“, schrieb Peters. „Ich weiß, dass meine Kommentare sowohl Wut als auch Enttäuschung hervorgerufen haben. Obwohl es ein einmaliger Vorfall war, den ich sofort bedauert habe, übernehme ich dafür die volle Verantwortung.“ Peters ist aktuell suspendiert, Geoff Ward coacht das Team.

UPDATE: Am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit veröffentlichte TSN-Reporter Frank Seravalli einen Kommentar von Akim Aliu auf den Brief von Peters: „Ich habe das Statement von Bill Peters gelesen und ich finde es irreführend, unaufrichtig und besorgniserregend. Ich habe eine Einladung der NHL zu einem Treffen, bei der die Situation diskutiert wird, angenommen. Aus Respekt werde ich mich dazu nicht öffentlich äußern oder den Rassismus und die Diskriminierung, die ich erlebt habe, diskutieren, bis das Meeting stattgefunden hat.“

Peters weiter: „Das Statement habe ich in einem Moment der Frustration abgegeben und spiegelt nicht meine persönlichen Werte wider.“ Er habe sich nach dem Vorfall sofort bei der Mannschaft entschuldigt. „Ich bedauere den Vorfall und ich entschuldige mich jetzt bei jedem, der durch meine Worte negativ beeinflusst wurde.“ Er sei sich bewusst, dass es keine Entschuldigung für beleidigende Sprache gebe. „Ich wollte niemanden missachten. Aber das spielt keine Rolle, es war verletzend und erniedrigend. Es tut mir wirklich leid.“

Derweil äußerte sich sein ehemaliger Assistenztrainer Rod Brind'Amour rund um das Spiel der Hurricanes in New York zu dem Vorfall: „Natürlich sind diese beiden Dinge passiert“, sagte er zu den Vorwürfen von Jordan. Brind'Amour war vier Jahre Assistenztrainer unter Peters bei den Hurricanes. Er sagte, er sei stolz darauf, wie danach von Spieler- und Managementseite mit dem Vorfall umgegangen worden sei. „Es wurde sofort an das Management herangetragen und dort wurde richtig damit umgegangen. Meiner Auffassung nach wurde es richtig gehandhabt und wir haben nie wieder etwas davon gehört.“

Danach gefragt, warum das Thema erst jetzt aufkomme und Spieler sich Jahre danach äußern, sagte Brind'Amour: „Weil die Spieler Angst haben, sich zu äußern. Um ehrlich zu sein, haben alle unter dem Trainer Angst, sich zu äußern, weil es eine große Lücke in der Machtstruktur gibt. Die Spieler haben jetzt viel mehr Macht und ich denke, sie erkennen das. Ich denke, es ist auch wichtig, dass sie sich zu allem äußern, was wichtig ist.“

Die Seattle Times berichtet, dass der ehemalige Hurricanes-Eigner Peter Karmanos Peters „in einer Millisekunde“ gefeuert hätte, hätte ihm der damalige General Manager Ron Francis von den Vorfällen erzählt. Francis, im Juli zum Manager des neuen Teams aus Seattle ernannt, hat sich noch nicht geäußert.

Flames-GM Treliving gab nach dem Spiel der Flames am Mittwoch in Buffalo ein Update, bestätigte den Erhalt des Briefes und bat um Geduld: „Das waren jetzt drei schwierige Tage für alle, die involviert sind. Wir versuchen weiter, alles so transparent wie möglich zu gestalten. Das ist eine ernste Angelegenheit. Wir leben in einer Welt, in der jeder immer sofort alles wissen will. Wir möchten aber sicherstellen, dass wir alle Aspekte berücksichtigen und alles richtig machen.“

Der ehemalige NHL-Spieler Dan Carcillo, der die Sutter-Familie schwer beschuldigt hatte, verbreitete über seinen Twitter-Account Statements von Eishockeyspielern, die ebenfalls Gewalt durch Coaches erlebt hatten, viele davon im Nachwuchsalter. Gegenüber CBC-Sports sagte er vor einem Jahr zu einem Vorfall, den er selbst in seiner Juniorenzeit erlebt hatte: „Einer meiner Teamkollegen wurde von zwei älteren Spielern nackt an einen Tisch geklebt und mit seinem eigenen Gürtel ausgepeitscht. Er hat geschrien.“ Damals habe er Nachrichten von Leuten erhalten, die gesagt haben, er solle sich besser umbringen. Damals seien die Menschen nicht bereit für die schmutzige Seite des Eishockey gewesen, sagte er.

„Das hier ist ein echtes Problem, und es ist bereits seit langer Zeit ein Problem. Es ist vergleichbar mit dem, was in der katholischen Kirche in Bezug auf systematische Vertuschungen und die Schuld der Opfer geschehen ist.“ Was mit Don Cherry, Mike Babcock und Bill Peters aktuell passiere, sei ein „großer Weckruf für das Eishockey“, sagte Carcillo.

Michael Bauer


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